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Steinmetz, Moritz

„M. Mauricius Steinmetz/ Gersbachius“; „Gersbachius/ der Ertzney Licenciatus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1574, 1578)
* 27.4.1529 Görsbach bei Nordhausen, † 1.7.1584 Leipzig
Kalender seit 1556, verfaßt bis 1580

Moritz Steinmetz wurde am 27. April 1529 geboren (Vogel, 1700, Digitalisat S. 1118 nennt den 27. September; bis S. 1124 folgen Informationen zur Genealogie der Familie Steinmetz). In der Titelei der Kalender und der „Arithmeticae Praecepta“ (anderer Druck, Titel 5) wird Gersbach als Herkunftsort von Moritz Steinmetz genannt (diese Bezeichnung gibt es für sieben Orte, vgl. Schilling, 2002, Bd. 2, S. 78 und Meyer, 1916, Bd. 1, S. 564). Gemeint ist aber der Geburtsort Görsbach in Nordthüringen, ein Dorf ca. 10 km südöstlich von Nordhausen, denn in der Gelegenheitsschrift anläßlich des Todes von Steinmetz wird der Ort „Gersbachi[us] in Thuringia“ als in Thüringen gelegen bezeichnet (Carmina funebria, 1584, S. A2b; vgl. Vogel, 1700, Digitalisat S. 1118; für die am 8. Mai 2016 gegebenen Hinweise auf diese Quellen, den Ort Görsbach und das Geburtsdatum danke ich Johannes Küster, Holzkirchen). Die Eltern waren Valentin Steinmetz d. Ä. und Ottilia, geborene Zigler (Carmina funebria, 1584, S. C2b). Die ebenfalls aus Görsbach stammenden Johannes (1568 Immatrikulation in Leipzig, 1576 Magister; Erler, 1909, Bd. 1, S. 447) und → Valentin Steinmetz (1565 Immatrikulation in Leipzig, 1574 Magister; ebd.) waren Brüder von Moritz Steinmetz.
Mit elf Jahren (1540) schickten ihn die Eltern auf die Thomasschule nach Leipzig (Carmina funebria, 1584, S. A2b; Vogel, 1700, Digitalisat S. 1118). Im Wintersemester 1541, also mit zwölf Jahren, wurde Steinmetz gemeinsam mit dem ebenfalls aus Görsbach („Gersbachius prope Northusen“) kommenden Valentin Meder an der Leipziger Universität immatrikuliert (Erler, 1895, Bd. 1, S. 637 „[1541 Wintersemester.] Mauricius Steinmetz Gersbachius 3 ½ gr.“). Bereits am 14. September 1547 wurde er an der Philosophischen Fakultät zum Baccalaureus der Freien Künste und am 11. Oktober 1550, wieder gemeinsam mit Valentin Meder, zum Magister der Philosophie promoviert wurde (ebd., Bd. 2, S. 699, 718; vgl. Carmina funebria, 1584, S. A2b). Im Dekanatsbuch der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig wird beim Wintersemester 1550/51 an neunter Stelle der Magistranden „Mauritius Steÿnmetz Gersbachius“ aufgeführt (UA Leipzig, Phil. Fak. B 10, fol. 247v). Ab dem Sommersemester 1553 gehörte Steinmetz zu den „Professores publici optimarus artium“. Zunächst las er lateinische Grammatik (ebd., fol. 261r) und ab dem Sommersemester 1554 Mathematik („Elementa Mathematum“, ebd., fol. 266r; „Ele. Sphaerica“, ebd., fol. 269r). Einen ersten Höhepunkt in der akademischen Laufbahn erlangte Steinmetz 1556, als er zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt wurde. Der Eintrag im Dekanatsbuch lautet: „Mavricivs Steinmetz Gersbachivs Bonarvm Artivm Ac Philosophiae Magister Cvm In Decanvm Commvnitatis Stvdij Optimarvm Artivm Electvs Est XIIII. Calend: Maij Anno Post Natvm Christvm M. D. LVI. Eo Modo, Qvi Seqvitvr Doctrina Pvblica Et Stvdia Hvmanitatis Administrara Fvervnt. 1556“ (ebd., fol. 273r; vgl. Erler, 1895, Bd. 2, S. 740). Am 27. September 1564 legte er die Prüfung für das Baccalaureat ab, wobei er die Texte von Hipparch, Galen und Avicenna beherrschen mußte: „Respondebat ad puncta subscripta. Ex Hipp: Quiadmodum crasci sunt natura celerius, quam qui Graciles intereunt. 2. aph. 44. Ex Galena. De signis Frigidae & sicca Temperature Testium Tex: 49. Ex Aui: De signis, causis, cura, Apoplexief. vt 1. 3. T. V. C. XII.“ (UA Leipzig, Med. Fak. B 17, fol. 9r). Dieses Promotionsverfahren endete am 2. November 1564 (Erler, 1895, Bd. 3, S. 834). Zum Licentiaten der Medizin wurde er am 17. April 1577 promoviert: „Examen Et Promotio dn. M. Mauritij Steinmetz Medicinae Baccalaurei in Licentiatum. Anno M. D. LXXVII. Decano D. Wolfgango Meurero, Licentiatus factus est, Dn. M. Mauricius Steinmetz Gersbachius, Medicinae Baccalaureus, atque hic Dn. Candidatus Mauricius suis impensis literas facultatis misit ad Merseburgicam gubernationem, et Procancellarium impetrauit, Cl. V. Dn. D. Joannem Hofmannum. Examen autem institutum et peractum fuit, more ueterj, in sacrario D. Nicolai, die 21 Martij […] Promotio eiusdem in Licentiatum fiebat die 17 April. Anno. M. D. LXXII. […]“ (UA Leipzig, Med. Fak. B 17, fol. 14r, 14v). Über diesen Vorgang ist eine vierseitige Akte im Universitätsarchiv Leipzig überliefert (ebd., fol. 14r–15v).
Als Mathematiker war Moritz Steinmetz im Jahr 1582 gefragt, als er gemeinsam mit seinem Bruder Valentin im Auftrag der Universität Leipzig ein Gutachten für den sächsischen Kurfürsten über die von Papst Gregor dem XIII. im Februar 1582 angeordnete Kalenderreform erstellen sollte. Das am 10. November 1582 unterzeichnete Dokument trägt beider Unterschriften (SächsHSA Dresden, Locat 7285/2, Bl. 28–32; vgl. Hamel, 2016, S. 42, 44).
Steinmetz war nicht nur Professor an der Universität, sondern auch Apotheker (Selnecker, 1584, Titelblatt). Weitere Angaben über Steinmetz entstammen zwei Inschriften. Auf dem steinernen Grabmal auf dem „Alten Gottes=Acker“ in Leipzig stand: „Spectabilis & Clariss. Vir Mauritius Steinmetz/ Gersbachius, Collegii Philosoph. Senior Medic. Licent. Civis & Pharmacopeus industrius, placidè in Dn. Salvatore suo unico consopitus obiit 1. Julii Anno 1584. laetum expectans Redemptoris adventum, sub hoc sepultus“ (Stepner, 1675, S. 291, Nr. 1425). Hier erfährt man auch etwas über Steinmetz’ Frau Catharina (31.10.1540–24.11.1605): „Anno 1605. d. 24. Nov. Die Erbahre und Tugendsame Frau Catharina Rallin/ Lic. Maur. Steinmetzens hinterlassene Wittfrau/ ihres Alters 64. Jahr“ (ebd., Nr. 1426). Sie war die Tochter des Johannes Ralla „pharmacopolae Lipsiensis“ (Carmina funebria, 1584, S. A3a; zu Ralla vgl. Vogel, 1700, Digitalisat S. 1008). Moritz Steinmetz und Catharina Ralla heirateten am 24. Januar 1559 (Vogel, 1700, Digitalisat S. 1118). Von den 14 Kindern aus dieser Ehe waren die ältesten Johannes (23.10.1559–5.10.1607) und Catharina (16.11.1560–7.8.1637) jeweils mit einem Kind von → Johann Schröter verheiratet (Vogel, 1700, Digitalisat S. 1118f.).
Das Geburtsjahr von Steinmetz kann auch aus der Inschrift einer Steinplatte in der Thomaskirche gefolgert werden: „Spectabili Clariss. & doctiss. Viro Dn. Mauritio Steinmetz/ Gersbachio Philos. & opt art. Magistro, Medicinae Lic. incl. Facult. Philos. Seniori & praecipuis in eam muneribus, inprimis Prof. Mathemat. discipl. multos annos audabiliter perfuncto, nec pauciores in praxi seu usu artis Medicae versato, Collegae Colleg. Princ. min. Civi & Pharmacopolae Lips. de Acad. & Repub. Lips. benè merito piè & placidè Kal. Jul. anno 1584. defuncto, cùm aetatis suae ageret annum Climactericum octavum: Vidua illius unà cum grata liberorum Posteritate hoc monumentum sempiternae mem. ergo F. F“ (Stepner, 1675, S. 359, Nr. 2137). Diese Quelle benutzte auch Johann Jacob Vogel in seiner Leipziger Chronik und schrieb über Steinmetz: er war der „Philosophiae Magister, Medicinae Licentiatus, der Philosophischen Facultät Senior, Mathemat. Prof. Publ. und erster Botanicus, des kleinen Fürsten=Collegii Collegiatus, welcher die Apothecke zum güldenen Löwen“ in Leipzig besaß (Vogel, 1714, S. 248; vgl. Zedler, 1733, Bd. 39, Sp. 1719). Seine Schriften weisen ihn als Astronomen, Mathematiker und Arzt aus. Denkbar ist, daß er zwischenzeitlich in Jena war, wo er sich 1574 als Magister und Professor aus Leipzig in die Matrikel der Universität einschrieb (Mentz/Jauernig, 1944, S. 318 „Steinmetz, Maur., M., Lipsensium prof. publ., h. c., 1574a, 173.“). Steinmetz starb am 1. Juli 1584 „cùm aetatis suae ageret annum Climactericum octavum“ (Stepner, 1675, S. 359, Nr. 2137) bzw. „im achten Stuffen=Jahre seines Alters“ (Vogel, 1714, S. 248), das heißt im Alter von 56 Jahren (in der Leichenpredigt heißt es: er sei „vmb Peter Paul oder Naumburgischen Marckt“ gestorben (Selnecker, 1584, S. B3a), das war der 29. Juni).
Im März 1597 wurde an der Universität in Straßburg eine Disputation mit dem Respondenten „M. Valentino Steinmetz Lipsico“ gehalten (Steinmetz, 1597). Dieser ist nicht der Bruder und Kalendermacher Valentin Steinmetz, sondern ein Sohn von Moritz Steinmetz, denn in dem Widmungsschreiben heißt es: „cum patre meo […], Mauricio, Medico & Professore in comunis patrie Academia“ (Steinmetz, 1597, S. A2b). Ebenso sind zweit weitere Disputationen („De Servitvtibvs Personalibvs Et Realibvs“, Straßburg 1597, VD16: ZV 27588; „Disputatio Selectiorvm Iuris Ambigvi Conclusionum“, Tübingen 1599, VD16: B 5970) dem jüngeren Valentin Steinmetz zuzuschreiben.
Steinmetz verfaßte seinen ersten Kalender für 1556. Das folgt aus einer Notiz von Conrad Fromann, nach der sich der Rat der Stadt Nordhausen für die Dedikation des Kalenders von 1556 bedankte und Steinmetz 7 Taler verehrte (Fromann, 2015, S. 461; vgl. Kuhlbrodt, 2015, S. 170. Für den am 6. Dezember 2022 gegebenen Hinweis auf diese Quellen danke ich Dr. Peter Kuhlbrodt, Nordhausen). Wer damals der Drucker war, konnte nicht ermittelt werden. Seit 1563 ließ Steinmetz seine Kalender in Erfurt bei Melchior Sachse drucken. Das folgt aus einem Schreiben des Druckers an den Rat zu Erfurt vom 29. November 1580, in dem er bekannte: „das ich des benanten herrn [Valentin] Steinmetzen bruders Calender zuuorn in die 18 Jhar gedruckt“ (Geß, 1890, S. 113; für den am 27. Juni 2017 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Dr. Mark Lehmstedt, Leipzig). Überliefert sind dessen Schreibkalender erst ab 1569 in Sedez (KB Kopenhagen, Hielmst. 2544:1 8°, Nr. 5) bzw. ab 1574 in Quart (SächsHSA Dresden, Bestand 13540, Nr. 247). Ein für 1565 verfaßtes Prognostikum (SLUB Dresden, Chron. 691) wurde auch von Georg Baumann d. Ä. in Erfurt gedruckt. Die von Moritz Steinmetz begonnene Erfurter Kalenderreihe wurde ab 1581 von → Hector Mithobius d. Ä. fortgeführt. Sein Bruder Valentin Steinmetz setzte die Kalenderarbeit in Leipzig fort, wo er jetzt ebenfalls Schreibkalender drucken ließ.

Titel:
(1) 1556–1580: Schreibkalender, Format 4°.
(2) 1567[?]–1569[?]: Schreibkalender, Format 16°.
Druck und Verlag:
1556–1562: ?, 1563–1580: Melchior Sachse d. J., Erfurt.
1565 (Prognostikum) auch: Georg Baumann d. Ä., Erfurt.
Nachweis:
SächsHSA Dresden, Bestand 13540, Nr. 247 (für 1574, 1578, 1579, 1580). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 313, Nr. 3856 (für 1565), S. 318, Nr. 3922 (für 1579). KB Kopenhagen, Hielmst. 2544:1 8°, Nr. 5 (Ex. für 1569 der Reihe 2). StA Hildesheim, Bestand 052, Nr. 402 (Ex. für 1567 der Reihe 2). VD16. CERL.
Andere Drucke:
(1) Kurtze Verzeichnis Ethlicher fuernemsten Cometen/ so von Christi Geburt/ bis auff das LVIII. Jar gesehen/ vnd was vornemlich auff einen Jeden erfolget sey. Auch darbey ein Judicium vnd Erklerung/ was der Nechste gesehene Comet/ bedeute vnd drawe. Durch M. Mauricium Steinmetz. Leipzig 1558. SLUB Dresden, Astr. 570, 27.
(2) Logisticae Elementa Compendiaria Via Exposita, cum exemplis utilibus, ad usum puerillis in hac parte institutionis. Acceßit explicatio logistices astronomices integrorum et scrupulorum, necessaria ad scientiam motuum. Leipzig 1558. ULB Halle, AB 46 13/i, 1(3). Online [19.08.2015].
(3) Andreae Ellingeri Artivm Et Medicinae Doctoris, De Erysipelate Sev Igne Sacro, Dispvtatio Ordinaria Proposita Lipsiae Ad Diem XVIII. Septembris. Respondente Doctissimo Bonarvm Art. Magistro Mauricio Steinmetz. Leipzig 1660. UB Leipzig, Spez. Path. 5167. Online [19.08.2015].
(4) De Peste Capita Dispvtationis Ordinariae A Iohanne Hoffmanno Forchemio, Artivm Et Medicinae Doctore Proposita. Respondente M. Mauricio Steinmetz Gersbachio, Artis Medicae Candidato. Leipzig 1567. ThULB Jena, 4 Bud. Op. 70 (10).
(5) Arithmeticae Praecepta, In Qvaestiones Redacta Cvm Exemplis Vtilibvs, Vt Facilibvs Discentibvs Proponi, Et Ab Iisdem intelligi possint. Qvibvs Accessit Intrudvctio Logistices Scrupulorum Astronomicorum breuis, necessaria ad scientiam Motuum, eadem Forma et Methodo explicata et edita in Acad. Lipsia A M. Mavricio Steinmetz Gersbachio. Leipzig 1568. BSB München, Math. p. 745 p. Online [19.08.2015].
(6) [Griech. Typen] Eukleidu stoicheion biblia hex. Euclidis elementorum geometricorum libri sex conversi in Latinum sermonem a Joachimo Camerario. Quibus adiectae sunt trium librorum demnostrationes, atque editae in gratiam et utilitatem studiosorum mathematicis a Mauritio Steinmetz. Leipzig 1577. ThULB Jena, 8 Math. I, 4/3.
Literatur:
Nicolaus Selnecker: Leichpredigt/ Zum Begrebnüs des Achtbarn/ vnd Hochgelarten Herrn Mauricij Steinmetzen/ Der Artzney Licenciaten/ Professorn vnd Apoteckern zu Leipzig/ etc. Durch Nicolaum Selneccerum, der Heiligen Schrifft D. den 2. Julij/ Anno 1584. Auffgefangen/ vnd nachgeschrieben durch einen Studiosum Pietatis: B. T. R. Leipzig 1584. ULB Halle, Pon Ze 6290, QK. Online [19.08.2015].
Carmina funebria In Obitvm Spectabilis, Clarissimi Et Doctissimi Viri D. Mavricii Steinmetz Gersbachii Medicinae Licenciati, Professoris Mathematicarum disciplinarum eximij, Senioris collegij Philosophici dignissimi, ciuis & pharmacopoei Lipsici industrij. Quibus Praefixvm Est Testimonivm Pietatis […] à Magnifico Academiae Lipsicae Rectore publicè illi perhibitum. Obijt diem suum 1. Iulij Anno M. D. LXXXIIII. Leipzig 1584. LB Coburg, P I 5/56#24. Online [09.05.2016].
Conrad Fromann: Collectanea Northusana oder Vermischte Nachrichten zur Nordhäuser Geschichte. Bd. 4: Aus dem Alltag der Reichsstadt Nordhausen (Teil 2). Nach dem Manuskript im Stadtarchiv Nordhausen bearbeitet von Peter Kuhlbrodt. Nordhausen 2015 (Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Bd. 31), S. 461.
Peter Kuhlbrodt: Nordhausen - Eine Reichsstadt im Jahrhundert der Reformation: Alltagsleben - Kriminalität - Krieg - Politik - Spionage - Wissenschaft. Nordhausen 2015 (Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Bd. 30), S. 170.

Erstellt: 19.08.2015
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 29.11.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 05.06.2023

steinmetz_moritz.txt · Zuletzt geändert: 2023/06/05 13:23 von klaus-dieter herbst