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U. J. U.

„Beschrieben von U. J. U.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1704)
Kalender seit 1704, erschienen bis 1734
Übernommene Reihe: → Honold d. J., Jacob

Die Initialen sind mit → Ulrich Junius Ulmensis aufzulösen. Die Vorrede des Kalenders für 1704 legt nahe, daß dieser Jahrgang der erste ist, den der in Leipzig an der Universität als Mathematiker wirkende Ulrich Junius verantwortete. Junius schrieb diesen Kalender auch in Leipzig, denn er bezeichnete Ort und Datum mit „L. den 17. May 1703“. Aus der grundsätzlichen Kritik an der üblichen Wetterprognostik wird Junius’ aufklärerische Haltung erkennbar (Quellenzitat).
In allen zweiten Teilen fügte Junius neben den kalendarischen Inhalten zusätzlich mehrere allgemein interessierende Fragen hinzu. So behandelte er im Kalender für 1706 die Frage „Woher insgemein die Jahrs=Witterung entstehe?“. Mit seiner Antwort lieferte Junius eine naturwissenschaftliche Erklärung mit Verweis auf Thermometermessungen und Wettergläser von Edme Mariotte (ca. 1620–1684) in Paris, der als Begründer der experimentellen Physik in Frankreich darüber einen Traktat geschrieben hatte, den Junius anführte (Kalender für 1706, zweiter Teil, S. A1b). Hier verfuhr Junius ähnlich wie → Georg Albrecht Hamberger in seinen Kalendern.

Titel:
1704–1734: Verbesserter Und auf die Statt Ulm/ und benachbarte Lande gerechneter Zeit= und Geschicht=Calender [in Nachfolge von Jacob Honold d. J.].
Druck und Verlag:
Elias Kühn, Ulm.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 112. Herbst, 2011a, S. 45.
Quellenzitat:
„Vorrede an dem nach Standes Gebühr geehrten Leser!
BEy außfertigung dieser Calender=Arbeit und derselben Publication achte ich nicht nöthig/ von ihrer disposition und methode eines und das andere zu reden/ weil diese einem jeden selbsten vor Augen lieget/ und also einer mehrern Erläuterung nicht bedarff. Wäre aber noch etwas übrig/ das diesem Calender mangelte/ und von einigen Liebhabern darein verlanget wurde/ so obligirt man sich hiemit/ so viel möglich eines jeden vernunfftmässigen begehren zu willfahren. Jedoch werden hievon/ wie schon ehmals gedacht worden/ alle und jede ungegründete prognostica, Astrologische Vanitäten billich außgenommen/ als mit welchen auch wol ein kluger Mensch nichts wird zu thun haben. Würde es sich deß Verlegers halben practiciren lassen/ so hätte man Ursachen genug/ das elende Wetter=Prognosticon, oder die vorher verkündigung deß Gewitters auf einmahl abzuschaffen/ inmassen diese auf einem solchen einfältigen Grunde ruhet/ daß fast nichts darüber. Die Witterung kan nicht auf 2. Tage zum vorauß augenscheinlich bewiesen werden/ geschweige denn/ daß man solche auf ein gantzes Jahr lang vorher solte verkündigen können/ und ist es dem blossen Glücke zuzuschreiben/ wenn irgend einmal auf einen Tag das Wetter im Calender zutrifft. Ja ich glaube/ daß wenn ein Baursmann nur von ohngefehr das Wetter auf alle Tage vorauß prognosticiren/ und damit nach seinem gut düncken verfahren solte/ so wurde er darinnen weil glücklicher als der Astrologus seyn. Man nehme nur einen Calender in die Hand/ und statuire allezeit in der Witterung das Contrarium, das ist/ statt deß Sonnenscheins setze man einen Regen/ und an statt deß Regens einen feinen Sonnenschein/ und so weiter etc. so wird man erfahren/ ob nicht ein solcher mehrentheils besser im Wetter prognosticiren eintreffe. In Summa/ ein jeder wird die Witterung so gut/ als der Calender Schreiber vorher sagen können/ wenn er nur dieses in acht nimmt/ daß man im Winter nicht viel Donner und Blitze/ und im Sommer wenig Kälte und Schnee prognosticiren müsse/ und also wird sich hiemit meine Witterungs=Beschreibung/ die biß dato selten eingetroffen und forthin noch seltener mit der Himmels=Witterung einstimmen wird/ genugsam legitimirt/ und von allem fernern hierüber geführten ungleichen Iudiciis vollkommentlich befreyet haben. L. den 17. May 1703.
U. J. U.“ (Kalender für 1704, Kalendarium, S. A2a).

Erstellt: 13.07.2016

u._j._u.txt · Zuletzt geändert: 2016/09/09 22:08 von klaus-dieter herbst