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Weier, Sigismund

* 28.2.1579 Schmoditten bei Eylau/Preußen, † 24.3.1661 Königsberg/Preußen
Kalender seit 1606, verfaßt bis 1622
Übernommene Reihe: → Hermann, Heinrich

Sigismund Weier wurde am 28. Februar 1579 in Schmoditten (russ. Rjabinovka, vgl. Schilling, 2001, Bd. 3, S. 263), einem Kirchdorf in der Nähe von Preußisch Eylau (russ. Bagrationowsk), geboren (Buck, 1764, S. 49). Sein gleichnamiger Vater Sigismund Weier der Ältere, Sohn des Magisters Benedict Weier (geb. 1482 in Danzig, gest. 1550 in Schippenbeil, daselbst evangelischer Prediger seit 1523), war in Schippenbeil (poln. Sępopol), einer ca. 15 km östlich von Bartenstein (poln. Bartoszyce) gelegenen Stadt (vgl. Schilling, 2001, Bd. 3, S. 252), von 1582 bis 1585 Pfarrer. Bartenstein wiederum liegt ca. 50 km südöstlich von Königsberg. Die Mutter hieß Elisabeth, Tochter des Franciscus Fehrmann, Ratsverwandter in Bartenstein. Nachdem der Vater am 3. März 1585 gestorben war, wurde der sechsjährige Sigismund nach Bartenstein zu seinem Großvater mütterlicherseits gebracht (Buck, 1764, S. 50). Hier lernte er unter der Aufsicht des Schulrektors Wilhelm Beckschlager. 1596 schickte ihn der Großvater nach Lübeck auf das Gymnasium. Nach einem Jahr kam er nach Königsberg und schrieb sich am 7. Juni 1597 in die Matrikel der Universität ein (Erler, 1910, Bd. 1, S. 137 „[1597.] 7. Junij. Sigismundus Weier, Schmeiditanus 30 ß“). Schließlich studierte er in Frankfurt an der Oder (Buck, 1764, S. 51). Zwar gibt es keinen Matrikeleintrag, doch legte er 1602 eine Disputation unter dem Vorsitz von Jacob Schickfuß ab (anderer Druck, Titel 1). In Frankfurt fand er auch Anstellung als Hofmeister von Maximilian und Octavian von Schlieben, den Söhnen von Adam von Schlieben. Beide Brüder wurden im Wintersemester 1603/04 in die Matrikel der Universität in Frankfurt eingeschrieben (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 478). Mit diesen bereiste Weier verschiedene Städte, darunter Wittenberg (Buck, 1764, S. 51). In Wittenberg wurde Weier am 23. März 1604 in die Matrikel der Universität eingeschrieben und am 19. März 1605 zum Magister der Philosophie promoviert (Weissenborn, 1934, S. 17 „[1604. Martii.] 23. Sigismundus Weier Schiffenburg. [sic] Borussus“, mit der Anmerkung „Mag. phil. 19. 3. 1605“; Arnoldt, 1746, Teil 2, S. 375 und Buck, 1764, S. 51 sowie Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 305 nennen das Jahr 1602 für die Promotion in Wittenberg, was aber nicht stimmen kann). Nachdem er weitere Reisen unternommen hatte, kehrte er im Herbst 1605 nach Königsberg zurück. Hier wurde er im Oktober 1605 zum Professor für Mathematik berufen (Buck, 1764, S. 52) und stand mehreren astronomischen Disputationen vor (andere Drucke, Titel 2 bis 5). 1612 wurde ihm auch das Amt des kurfürstlichen Bibliothekars übertragen, in dem er die Schloßbibliothek zu verwalten hatte. 1621 wechselte Weier auf die historische Professur (ebd., S. 52; vgl. die anderern Drucke, Titel 6 und 7). Der Universität stand er mehrfach als Rektor vor.
Am 16. November 1607 heiratete Weier Elisabeth Weiß (getauft 11.6.1588), Tochter des Professors Paul Weiß. Aus dieser Ehe stammten fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter namens Elisabeth (13.5.1611–26.11.1657). Nachdem seine Frau gestorben war, heiratete Weier am 19. September 1639 erneut, diesmal Susanna Seelig (gest. 3.1.1669), Tochter des Bartensteiner Ratsherrn Martin Seelig und Witwe des Schulrektors Peter Mauritius (Gallandi, 1883, S. 628 (Weier: Wappen Nr. 94); vgl. Dach, 1639).
Aus Altersgründen wurde er 1658 emeritiert (Altpreußische Biographie, 1941, Bd. 2, S. 305). Nach einem „Schlag“ starb Weier am 24. März 1661 in Königsberg (Buck, 1764, S. 54).
Obwohl heute von Weier keine Schreibkalender mit den zugehörigen zweiten Teilen, den Prognostiken, überliefert sind, ist es unstrittig, daß er „Calender vor viele Jahre nacheinander herausgegeben“ hat (Buck, 1764, S. 54). Ernst Zinner ermittelte Exemplare für die Jahre 1606 bis 1620, die in der Offizin von Georg Osterbergers Erben und Nachfolger, die für die offiziellen Königsberger Kalender zuständig war, gedruckt wurden. Heinrich Preuß, der 1929 die Exemplare für 1607 bis 1609 gesehen hat, nannte für diese Exemplare den Drucker (Preuß, 1929, S. 297; Zinner gab keine Druckernamen an). Da es in Königsberg üblich war, daß der Mathematikprofessor die Jahreskalender verfaßte, wird Weier auch die Schreibkalender für 1621 und 1622 verfaßt haben, denn er wechselte erst 1621 von der Mathematik- zur Geschichtsprofessur, kann also 1621 den Kalender für 1622 noch geschrieben haben. Für die nachfolgenden Jahre ab 1623 war → Johann Strauss als neuer Mathematikprofessor auch der Verfasser der Kalender.

Titel:
1606–[1622?]: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt; in Nachfolge von Heinrich Hermann].
Druck und Verlag:
1606–1609[?]: Georg Osterbergers Witwe, Königsberg, [1610?]–[1622?]: [Johann Schmidt ?], Königsberg (Schmidt übernahm die Offizin von Osterbergers Erben 1610, siehe Reske, 2007, S. 486).
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 194. Zinner, 1941/64, S. 338, Nr. 4123 (Ex. für 1606) und passim. Preuß, 1929, S. 297 (Ex. für 1607–1609). VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) (Disputation) Jacob Schickfuß (Praeses), Sigismund Weier (Respondent): Disputatio XI. De Syllogismorvm Adivnctis, Et Caeteris argumentandi formis. 1602. Frankfurt an der Oder. SLUB Dresden, Coll. diss. A. 102,52, uw.9. Enthalten in Jacob Schickfuß: Logica Ex Aristotelaeo Organo deprompta & Academicis Dispvtationibus […]. Frankfurt an der Oder 1603. SLUB Dresden, Coll. diss. A. 102,49.
(2) (Disputation) Sigismund Weier (Praeses), ? (Respondent): De rotunditate terrae. [7. Mai] 1606. Königsberg. Zitiert nach Buck, 1764, S. 54, Nr. 1.
(3) (Disputation) Sigismund Weier (Praeses), ? (Respondent): De hypothesi prima astrali Astronomiae, seu partibus coeli. 7. Mai 1608. Königsberg. Zitiert nach Buck, 1764, S. 54, Nr. 2.
(4) (Disputation) Sigismund Weier (Praeses), ? (Respondent): De figura, situ & motu coeli, item de figura & situ terrae. 22. August 1614. Königsberg. Zitiert nach Buck, 1764, S. 54, Nr. 3.
(5) (Disputation) Sigismund Weier (Praeses), ? (Respondent): „von einer andern Materie aus der Astronomie“. 18. Mai 1618. Königsberg. Zitiert nach Buck, 1764, S. 54, Nr. 4.
(6) Euphema [griech. Typen] Quibus Fautores & Amici, Dn. Johannem Oye, Hohenst. Borussum Sunt prosecuti Cum in […] Breglana Rectore Magnifico Dn. Daniele Halbachio […] Professore Ordinario Decano Collegij Philosophici Spectabili, Dn. M. Sigismvndo Weiero, Historiatum P. P. Daphne Philosophica illi 15. Aprilis imponeretur. Königsberg 1632. BSB München, Mikrofilm (Ksiąznica Pomorska, Kp.XVII.13076.I.adl).
(7) Optimae memoriae Roberti Robertini […] sacrum. Königsberg 1648. UB Tübingen, Dk II 26 a.2 (4. Stück).
Literatur:
Friedrich Johann Buck: Lebens=Beschreibungen derer verstorbenen Preußischen Mathematiker überhaupt und des vor mehr denn hundert Jahren verstorbenen großen Preußischen Mathematikers P. Christian Otters insbesondere in zwey Abtheilungen glaubwürdig zum Druck befördert. Königsberg, Leipzig 1764. Zu Sigismund Weier: S. 49–54.

Erstellt: 30.09.2016

weier_sigismund.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/06 14:40 von klaus-dieter herbst