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Ritter, Franz

„M. Franciscus Ritter/ NPL“; „N. P. L.“; „p. t. Exul Christi“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1623, 1626, 1642)
* getauft 24.11.1579 Nürnberg, † 1641 Stöckelsberg bei Altdorf
Kalender seit 1621, verfaßt bis 1642
Pseud.: → Rosenkreutzer, Marx Friederich

Franz Ritter wurde am 24. November 1579 in Nürnberg getauft (Matthäus, 1969, Sp. 1135, Anm. 1037). Mit zwölf Jahren schrieb er sich am 2. Juli 1592 in die Matrikel der Universität Altdorf ein (Steinmeyer, 1912, Bd. 1, S. 46 „1592 VII. 2. Franciscus Ritter, Nor.“). Drei Jahre später studierte er in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 426 „[1595 Octobris] 22. Franciscus Ritter Norenbergensis“) und ab dem 20. Dezember 1598 schließlich in Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 2, S. 196 „1598, 20. Dec. 1. M. Franciscus Ritter, Noribergensis“). Aufgrund der Eintragungen in die Matrikel scheint Ritter den Magistergrad an der Universität Wittenberg erworben zu haben, vermutlich bereits 1596, denn am 13. Januar 1597 unterzeichnete er in Nürnberg das Widmungsschreiben in seiner ersten Druckschrift „Instrvctio Instrvmentalis Qvadrantis Novi“ mit „M. Franciscus Ritter“. Er war also bereits mit 17 Jahren Magister.
Nach dem Studium wurde Ritter Pfarrer in Stöckelsberg, einem Dorf wenige Kilometer östlich von Altdorf gelegen (Matthäus, 1969, Sp. 1135, Anm. 1037, vgl. ebd., Sp. 1150).
Obwohl im eigentlichen Beruf Pfarrer, trat Ritter auch als Astronom und Instrumentenbauer hervor. 1595 angefertigte Zeichnungen von Sonnenuhren sind in Nürnberg (GNM, Kupferstichkabinett 2° 2983, Bl. 1, 32) und ein 1613 hergestelltes Astrolabium in Lüneburg (Museum) überliefert (nach Zinner, 1956/79, S. 492, vgl. Pilz, 1977, S. 263–265). Wann er darüber hinaus mit dem Verfassen von Schreibkalendern begann, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Der erste überlieferte Kalender wurde für das Jahr 1621 verfaßt. Da für das Jahr 1613 eine in Augsburg bei Valentin Schönig gedruckte Praktik überliefert ist (Wernicke, 2012, S. 33), könnte er auch bereits in dieser Zeit Kalender geschrieben haben.
An seinem Lebensende hatte Ritter die Idee, einen Schreibkalender auf eine neue Art zu verfassen. Unter dem Pseudonym „Marx Friederich Rosenkreutzer“ veröffentlichte er den „Wurtz= vnd Kräuter Calender“, bei dem er durch Weglassung des Begriffs „Schreibkalender“ im Titel bereits auf die hier dominierenden neuen Inhalte hinwies (vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1236). Allerdings war Ritter nicht der erste, der auf diese Weise die Gestaltung eines Schreibkalenders veränderte. Bereits für das Jahr 1638 gab → Rudolph Buchbach in Dresden einen „KriegsCalender […] Darbey die abbildung der bishero in R. Reich geschehenen 12. Haubt Schlachten, in Kupffer gebracht nebenst einem Summarischen Bericht Zufinden“, heraus, der an prachtvoller Ausstattung über das normale Maß eines Schreibkalenders deutlich hinaus ging. Ob Ritter den ersten bekannten Jahrgang 1643 des Rosenkreutzer-Kalenders noch selbst geschrieben hat, oder schon → Marcus Freund, kann nicht entschieden werden, denn Ritter starb bereits 1641 und ein Ritters Autorschaft des Exemplars für 1643 beweisendes Dokument ist nicht bekannt.

Titel (ohne den des Pseudonyms):
1621–1642: SchreibCalender.
Druck und Verlag:
1621–[1622?]: Abraham Wagenmann, Nürnberg, 1623[?]: Druck Johann Friedrich Sartorius, Nürnberg, Verlag Georg Endter d. Ä., Nürnberg, 1624–1631: Druck und Verlag Johann Friedrich Sartorius, Nürnberg, [1632?]–[1636?]: ?, [Nürnberg?], 1637[?]–1642: Druck und Verlag Wolfgtang Endter d. Ä., Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 139. Ergänzung: StA Wertheim (Ex. für 1623), HAB Wolfenbüttel (Prognostikum für 1623), StB Braunschweig (Ex. für 1629). Matthäus, 1969, Sp. 1359. VD16. VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) Instrvctio Instrvmentalis Qvadrantis Novi. Das ist: Beschreibung vnd vnterricht/ eines newen Quadranten/ mitt welchem man allerley Gebäu/ Thürn/ höhe vnd lenge/ ohn einige rechnung abmessen/ Deßgleichen in den Graden der gestirn höch/ die minuten finden kan. […]. Beschrieben vnd gemacht durch M. Franciscum Ritter Noriberg. Nürnberg 1597. ULB Halle, Nd 342 (5.1618–1619). Weitere Auflagen 1599, 1603, 1609, 1616, 1650. Online 1597, BSB München, Res/4 Math.a. 350,6, 1609, UB Kiel, Ke 2647 [09.04.2015].
(2) Speculum Solis, Das ist, Sonnenspiegel. Beschreibung vnnd vnterricht. Nürnberg 1607. BGNM, HB 10039 (zit. n. Zinner, 1956/79, S. 492). Weitere Auflagen, z. T. mit Ergänzungen, 1609, 1611, 1645, 1652.
(3) [Einblattdruck] Horologia varia. Nürnberg 1607. HAB Wolfenbüttel, M: Ne 2° Kapsel 1 (4).
(4) [Einblattdruck] Horologium horizontale parallelos horizontis: Exhibens ad poliarctici elevationem 48. grad., 24 scrupul. ec. […]. Nürnberg 1610. HAB Wolfenbüttel, M: Ne 2° Kapsel 1 (5).
(5) [Einblattdruck] Horologium horizontale signa zodiaci ascendentia ec. continens ad latitud. 49. gr. 24. scr. […]. Nürnberg 1610. HAB Wolfenbüttel, M: Ne 2° Kapsel 1 (5a).
(6) Astrolabium Das ist: Gründliche Beschreibung vnnd Vnterricht/ wie solches herrliche und hochnützliche Astronomische Instrument/ Auff allerley Polus höch/ so wol auch nach eines jeden selbst gefälligen größ auffgerissen/ vnd verfertigt werden soll. Darnach wie dasselbige vilfältig zugebrauchen/ Mit Kupfferstücken verfertiget: Durch M. Franciscum Ritter N. E. S. P. Nürnberg 1613. FB Gotha, Math 4° 00139-140 (01,1).
(7) De Usu Astrolabii, Posterior Pars. Das ist: Gründliche Beschreibung vnnd Vnterricht/ wie dieses herrliche und fürtreffliche Astronomische Instrument/ (Astrolabium genannt) vielfältiglich zu nutzen oder zu gebrauchen sey. Allen Astronomis, Medicis, Bawmeistern vnnd zu Meerfahrenden Schiffleuten ec. Ja fast allen Künstlern/ so sich deß Circkels vnnd Messens gebrauchen/ sehr nützlich vnd nohtwendig. Durch M. Franciscum Ritter N. E. S. P. Nürnberg 1613. FB Gotha, Math 4° 00139-140 (01,2).

Erstellt: 09.04.2015

ritter_franz.txt · Zuletzt geändert: 2017/02/01 11:04 von klaus-dieter herbst