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Klain [Klein], Johannes

„Johannes Klain Doctor Medicus, vnd verordneter Physicus der Statt Weissenburgk am Rhein“; „Doctor Medicus, vnd verordneter Physicus, der Statt vnd Graffschafft Wertheym“; „der Artzney Doctor, vnd Medicus Ordinarius der Stadt Franckfurth am Mayn“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1571 (zweiter Teil), 1574 (zweiter Teil), 1578 (Kalendarium), jeweils von Reihe 1)
* ca. 1535 Annaberg/Erzgebirge, † 3.10.1582 Frankfurt/Main
Kalender seit mindestens 1567, verfaßt bis 1583

Johannes Klain (auch Klein) wurde etwa 1535 in Annaberg im Erzgebirge geboren. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Im Wintersemester 1553 schrieb sich Klain an der Universität in Leipzig ein. Dort wurde er im Sommersemester 1556 unter dem Dekan → Moritz Steinmetz zum Baccalaureus promoviert wurde (Erler, 1895, Bd. 1, S. 697 „[Wintersemester 1553] Ioannes Klein Annaebergensis dt. totum 7 gr.“, Bd. 3, S. 401 „Klein Ioh. Annabergen. i W 1553 M 33, b. S 1556“ und Bd. 2, S. 740). Aus dem Jahr 1553 der Erstimmatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1535 geschlossen. Am 20. Dezember 1567 immatrikulierte er sich an der Universität Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 2, S. 45 „Anno 1567. pridie Thomae. […] Johannes Klain, Annamontanus“), wo er wenige Monate später am 13. März 1568 zum Licentiaten (anderer Druck) und am 21. Juni 1568 zum Doktor der Medizin promoviert wurde (Toepke, 1884, Bd. 2, S. 601). Vielleicht war er verwandt mit einem Bartholomaeus Klein, der ebenfalls aus Annaberg stammte und seit 1563 an der Universität Leipzig studierte, wo er im Wintersemester 1568 Baccalaureus und am 26. Januar 1570 Magister wurde (Erler, 1909, Bd. 1, S. 226).
Über seine weiteren Lebensstationen liefert ein Brief vom 5. November 1584 des Nürnberger Arztes Georg Rucker (gest. 1589) an Johann Vetter, Jurist in Frankfurt am Main, Aufschluß (IStG Frankfurt/Main, Judicialia K 244, fol. 19–20, für die am 6. September 2016 zugeschickte Kopie des Briefes danke ich Dr. Roman Fischer, Frankfurt/Main; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1076, Anm. 652). Demnach war Klain um 1562 Schulmeister am Kloster Michelfeld, etwa 25 km südlich von Bayreuth gelegen. Hier heiratete er eine vermögende (adlige?) Frau (der Name ist nicht bekannt), die schöne Kleider und Schmuck besessen hat, „wie dan AdelßPersohnen zustehet“ (ebd., fol. 19r). Klain wechselte den Schmuck in Geld ein und war dadurch in der Lage, 1567 an die Universität Heidelberg zu gehen und dort „den gradum Doctoratus [zu] bekhommen, Darzue Ihme ohne Zweiffel sie mit geltt geholffen haben wird“ (ebd., fol. 19r). Anschließend praktizierte Klain als Arzt in Weißenburg am Rhein und danach in Mergentheim, wo „Ihme sein weib vnnd etliche Kinder“ an der Pest starben (ebd., fol. 19v). Seit 1573 wirkte er als Arzt in Wertheim am Main (ebd., fol. 19v; das Jahr 1573 folgt aus der Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt des Prognostikums für 1574, das 1573 gedruckt wurde), bevor er 1577 eine Anstellung als Stadtarzt in Frankfurt am Main mit einer jährlichen Besoldung von 40 Gulden (später auf 60 Gulden erhöht) bekam. Wenige Jahre darauf starb er am 3. Oktober 1582 in Frankfurt (Kallmorgen, 1936, S. 322).
Aus der ersten Ehe überlebte ein Sohn, der nach dem Tod Klains den Frankfurter Juristen Johann Vetter zum Vormund bekam. Zwischen Klains zweiter Frau, einer Ursula Knorre, und dem Sohn aus erster Ehe bzw. dessen Vormund kam es zu einem Erbschaftsprozeß. In diesem Zusammenhang entstand der Brief von Rucker an Vetter. Rucker scheint ein Vertrauter von Klain gewesen zu sein, denn er half ihm, den Schmuck von Klains erster Frau in Geld zu verwechseln und „viel seinen bösen schulden hie zue Nurnbergk vnnd an Andern orthen“ einzufordern, was Rucker bei den Schuldnern „große feindschafft“ einbrachte (IStG Frankfurt/Main, Judicialia K 244, fol. 19v). Wer in Nürnberg zu Klains Schuldnern gehörte, konnte nicht ermittelt werden. Nach der Gerichtsakte besaß Klain eine Bibliothek mit 472 Büchern (ebd., fol. 42r; vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1076, Anm. 652).

Titel:
(1) 1567[?]–1583: Schreibkalender, Format 4°.
(2) [?]–1578–[?]: Allmanach vnd Schreibkalender, Format 8°.
Druck und Verlag:
(1) 1567–1571: Nicolaus Knorr, Nürnberg, 1572–[1573?]: Johann Koler, Nürnberg, 1574–[1575?]: Michael Manger, Augsburg, 1576–[1577?]: Johann Koler, Nürnberg, 1578–[?]: Valentin Fuhrmann, Nürnberg, [?]–1583: Nicolaus Knorr, Nürnberg.
(2) 1578: Valentin Fuhrmann, Nürnberg.
Nachweis:
Matthäus, 1969, Sp. 1355. Zinner, 1941/64, S. 242 und passim. VD16. GBV. CERL .
Online:
(1) 1578 Prognostikum [30.08.2016].
Anderer Druck:
(Disputation) Thomas Erastus (Praeses), Johannes Klain (Respondent): De Tertianis Febribvs Theses Ad Dispvtandvm Propositae […] Respondente M. Ioanne Klain Annaemontano Pro Licentia In Arte Medica Conseqvenda. Ad Diem XIII. Martii Hora VII. Ante Mer. in Schola Medicorum. Heidelberg 1568. Heidelberg 1568. HAAB Weimar, 35, 3:30 (25).
Literatur:
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396. Zu Johannes Klain: Sp. 1076.

Erstellt: 05.09.2016

klain_klein_johann.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/13 17:24 von klaus-dieter herbst