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Himselius, Gebhard

„Gebhardus Himselius, Med: Utr. Cand: & Mathem: Prof. P. zu Revall in Lieffland“; „Medic. et Phys. Rev. ordin.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1635 (Reihe 1), 1671 (Reihe 2))
* 1603 Salzwedel/Altmark, † 7.1.1676 Reval/Livland
Kalender seit 1635, verfaßt bis mindestens 1671

Gebhard Himselius (Himsel) wurde 1603 in Salzwedel in der Altmark geboren (wenn nicht anders angegeben, folgen die Angaben Klöker, 2005, Bd. 1, S. 326–333, 681f.). Nachdem er die Schule in Salzwedel und das Gymnasium in Magdeburg besucht hatte, begann er im Sommersemester 1625 ein Studium an der Universität in Leipzig (Erler, 1895, Bd. 1, S. 190 „Himselius Gebh. Soltquellen. 11 gr. i S 1625 S 80“). Fünf Jahre später wechselte er an die Universität in Wittenberg, wo er am 8. März 1630 immatrikuliert wurde (Weissenborn, 1934, S. 342 „[1630 Mense Martio.] 8. Gebhardus Himselius Soltq. March“). Nach dem Studium arbeitete Himselius zunächst als Konrektor in Tangermünde. Spätestens seit November 1631 war Himselius in Reval Hier erhielt er 1632 eine Stelle als Schreib- und Rechenmeister am Gymnasium. Nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in Åbo (1633/34), wo er seine medizinischen Kenntnisse erweiterte, kam er nach Reval an das Gymnasium zurück. In dieser livländischen Stadt übernahm er 1634 auch das Amt des Stadtarztes, das er bis zu seinem Tod am 7. Januar 1676 bekleidete. Seit 1636 kümmerte er sich auch um die städtische Apotheke. Hinzu kam seit 1637 die Leitung der Arbeiten an der Stadtbefestigung (vgl. den anderen Druck, Titel 2). Himselius war ebenfalls auf dem Gebiet der Astronomie tätig (vgl. den anderen Druck, Titel 3) und unterhielt zwischen 1649 und 1674 einen Briefwechsel mit dem Astronomen Johannes Hevelius, aus dem 10 Briefe überliefert sind (Herbst, 2014d, S. 263). 19 Briefe zwischen 1636 und 1659 sind überliefert, die Himselius an Bürgermeister und Rat von Reval geschrieben hat. Hinzu kommt ein zwei Briefe umfassender Briefwechsel mit Johann Heinrich Meibom in Lübeck aus den Jahren 1647 und 1648 (vgl. „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Himsel, Gebhard“).
Am 19. Juni 1637 heiratete Himselius Brigitta von Schoten, Tochter eines Ratsherrn, und, nachdem diese gestorben war, am 18. November 1658 Elisabeth Stampeel (begraben 14.9.1682), eine Schwester des Bürgermeisters Andreas Stampeel. Aus diesen Ehen gingen sechs Kinder hervor: Georg, Gebhard der Jüngere, Jacob, Bengt Johann, Elisabeth und Ingbor Elisabeth.
Den Schreibkalender für 1635 widmete Himselius den Bürgermeistern und Räten der Städte Stendal, Salzwedel, Gardelegen und Tangermünde, seinen „Herrn Oheimen/ Schwägern/ auch sonsten geehrten günstigen Freunden vnd Sympatrioten“ (Kalender für 1635, Kalendarium, S. A1b). Neben dem großen Schreibkalender in Quart verfaßte Himselius auch kleine Kalender in Sedez (für die am 8. Dezember 2011 zugesendete Kopie des Titelblatts des kleinen Kalenders für 1671, der sich in einer Rigaer Bibliothek befindet, danke ich Prof. Janis Kletnieks, Riga), die jedoch keine Schreibseite enthielten. Mitte 1642 ließ Himselius an die Ratsherren in Reval kleine Schreibkalender verteilen (das stand im Zusammenhang mit seiner Bitte um ein Privileg zum Vertrieb von Kalendern). Das älteste überlieferte Exemplar von Himselius’ Kalendern ist ein in Berlin gedruckter großer Schreibkalender für 1635 (überliefert sind zwei Exemplare, eines davon mit Prognostikum). Zeitlich liegen Himselius’ Kalender für Livland zwischen denen von → Zacharias Stopius und → Georg Krüger. Mit den schwedischen Kalendern reihte er sich ein in die Liste anderer Verfasser, deren Kalender in das Schwedische übersetzt wurden (vgl. bei → Stephan Fuhrmann).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1635[?]–1650[?]: SchreibCalender. [1651?]–1667[?]: Jahr=Buch/ Oder Schreib=Calender, Format 4°.
(2) [1642?]–1671[?]: Tage=Büchlein/ Oder Kleiner Kalender, Format 16°.
Schwedischer Kalender:
(3) [?]–1671[?]: Almanach På thet Åhret, Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) 1635–[?]: Druck Georg Runge, Berlin, Verlag Martin Guth, Berlin, [?]–1646[?]: ?, Reval, [?]–1650[?]: ?, Lübeck, [?]–1667[?]: Adolph Simon, Reval.
(2) 1671: Adolph Simon, Reval.
(3) 1671: Daniel Kämpe, Linköping.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 107. Klöker, 2005, S. 681f. und Bd. 2, S. 344f, 404–406, 541f. Klemming/Eneström, 1878, S. 15. VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) Calendarium perpetuum [Kupferstich]. Reval um 1645. Zitiert nach Klöker, 2005, Bd. 1, S. 329, vgl. Bd. 2, S. 336.
(2) Florilegium Fortificatorium Tripartitum […]. Reval 1647. Zitiert nach Klöker, 2005, Bd. 1, S. 328, vgl. Bd. 2, S. 366.
(3) Cometologia oder Anmerckung und Natürliche Muthmassung von den Cometen. In dreyen Fragen […]. Hamburg 1665. BSB München, Res/4 Astr. p. 297a#Beibd. 4. Online [24.10.2016].
Die im VD17 Gebhard Himselius dem Älteren zugeordneten zwei Drucke aus dem Jahr 1694 (22:154704M, 23:670959T) stammen von Gebhard Himselius dem Jüngeren.
Literatur:
Martin Klöker: Literarisches Leben in Reval in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1600–1657). Institutionen der Gelehrsamkeit und Dichten bei Gelegenheit. Tübingen 2005. Bd. 1: Darstellung. Zu Gebhard Himselius: S. 326–333, 681f.
Ave Mattheus: Das Kalenderwesen in Estland und die ersten estnischen Kalender [ab 1720]. In: Klaus-Dieter Herbst und Werner Greiling (Hrsg.): Schreibkalender und ihre Autoren in Mittel-, Ost- und Ostmitteleuropa (1540–1850). Bremen 2018, S. 519–548. Zu Himselius: S. 530–533.

Erstellt: 25.10.2016
Letzte Aktualisierung: 19.09.2019

himselius_gebhard.txt · Zuletzt geändert: 2019/09/19 15:24 von klaus-dieter herbst