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Helwig, Andreas

„Andreas Helvvigius, D. Medic. Anclamensis“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1590)
* ca. 1560 Anklam, † 1618 Anklam
Kalender seit 1590, verfaßt bis mindestens 1591, vermutlich bis 1614

Andreas Helwig wurde ca. 1560 als Sohn von „Mauritz Hellwich to fredelande“ und „Judit Martens filia Consulis“ (Heirat am 18. Dezember 1558) in Anklam geboren (evang. Kirchengemeinde Anklam, Kirchenbuch St. Nikolai, Bd. 6 (1544–1560); briefliche Mitteilung von Christa Giese, Anklam, 5.10.2015). Er ist nicht zu verwechseln mit dem im mecklenburgischen Friedland geborenen gleichnamigen Andreas Helwig (vor 1576–1643), der Dichter, Sprachforscher, Professor (und Rektor) an der Universität Greifswald war (CERL).
Der Arzt und Kalendermacher Andreas Helwig studierte an der Universität in Basel (Pantaleon, 1587; Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 353 „Junius [1587] Andreas Helvigius Megalopolitanus – 6 ß […] 1587 20. VI. dr. med.; 1587 27. VI. sein Eintrag im Stammbuch des Caspar Bauhin ‚die inaugurali suo … A. H. M., Anclamensium Pom. medicus‘.“) und wurde dort am 20. Juni 1587 mit der Disputation „De partis affectae dignotione theses“ zum Doktor der Medizin promoviert (Husner, 1942, S. 32). Helwig ging zurück in seine Geburtsstadt, heiratete 1588 Regina Wesalius (evang. Kirchengemeinde Anklam, Kirchenbuch St. Nikolai, Bd. 7 Trauregister; vgl. das Hochzeitsgedicht, das enthalten ist in Vitae Pomeranorum 17, vgl. Lange, 1898, S. 141) und betrieb in Anklam eine Arztpraxis. Nachdem seine nerste Frau Regina am 27. März 1607 gestorben war, heiratete Helwig am 3. Oktober 1609 erneut, und zwar Catharina Tessin (evang. Kirchengemeinde Anklam, Kirchenbuch St. Nikolai, Bd. 7 Trauregister). Aus erster Ehe sind die Kinder Anton, Gertrut und Juditha bekannt, aus zweiter Ehe Lisbeth und Margarete (evang. Kirchengemeinde Anklam, Kirchenbuch St. Nikolai, Bd. 9 Konfirmandenregister). Helwig starb Anfang 1618. Als Nachfolger im Amt des Stadtphysikus wurde am 15. Mai 1618 Michael Grischow berufen. Dieser war ein älterer Bruder von Jacob Grischow, der wiederum Helwigs Tochter Juditha heiratete (Hansestadt Anklam, Archiv Museum im Steintor, An 1683, Sippe Grischow; briefliche Mitteilung von Dr. Wilfried Hornburg, Anklam, 19.10.2015).
Helwig war bekannt mit dem von 1583 bis 1585 als Stadtarzt in Anklam wirkenden → David Herlicius (vgl. Friedländer, 1893, Bd. 1, S. 359 mit dem anläßlich der Promotion von Herlicius gegebenen Hinweis „ad quam ornandam a collegio medico invitati comparuerunt viri clarissimi et doctissimi et philosophiae doctores dominus Andreas Helvigius Anclamensis et dominus Franciscus Joël Stralsundensis reipublicvae physicus“; Übersetzung nach Thümmel, 2002, S. 89f.: Um sie glanzvoll durchzuführen, erschienen vom medizinischen Kollegium eingeladen sehr berühmte und gelehrte Männer, Doktoren der Medizin und Philosophie, Herr Andreas Helwig, Stadtarzt von Anklam […] und Herr Franz Joel, Stralsunder Stadtarzt.). Diese Notiz ist in der von Christoph Helwig verfaßten „Geschichte der Medizinischen Fakultät“ um ein Detail ergänzt worden. Bezogen auf Andreas Helwig schrieb er: „Anclamensis civitatis physicus et ducis Philippi Julii archiater, proavus meus paternus“ (Thümmel, 2002, S. 90; Übersetzung nach ebd., S. 91: Stadtarzt von Anklam und Leibarzt des Herzogs Philipp Julius, mein Urgroßvater väterlicherseits).
Von Andreas Helwigs Kalendern sind nur Exemplare für die Jahre 1590 und 1591 überliefert. Vermutlich verfaßte er die Kalender bis für 1614, denn seit 1615 erschien der Sohn → Anton Helwig als Verfasser auf den Titelblättern.
Überliefert ist ein Brief von Helwig an Heinrich Rantzau d. Ä. vom 23. November 1590, in dem er begründet, warum er dem Adligen seinen Kalender für 1591 gewidmet hat (ÖNB Wien, Cod. 9737 m, siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank: Helwig, Andreas; für den am 23. April 2018 gegebenen Hinweis auf diesen Brief danke ich Dr. Ulrich Schlegelmilch, Würzburg).

Titel:
(1) 1590: Diarivm Astronomicvm. 1591–[?]: Calendarivm Astronomicvm, Format 4°.
(2) 1591–[?]: [Schreibkalender] mit Prognosticon Astrologicvm, Format 4°.
(3) 1591–[?]: Almanch vnd Schreibkalender, Format 12°.
(4) 1591–[?]: Almanach, Format 12°.
Druck und Verlag:
(1) Augustin Ferber d. Ä., Greifswald.
(2), (3), (4) Georg Rhetes d. Ä. Erben, Stettin.
Nachweis:
ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 332, Nr. 4083, S. 334, Nr. 4105, 4106, 4107, 4108. Zinner, 1941/64, S. 297, Nr. 3379, S. 300, Nr. 3441. VD16. CERL.
Literatur:
Fred Pichler: Die hygienisch-epidemiologischen Verhältnisse im Kreis Anklam vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Inaugural-Dissertation, Humboldt-Universität Berlin, 1962.
J. W. Bruinier: Von Ärzten im alten Anklam. In: Anklamer Zeitung, Februar 1936. Anklam, Archiv Museum im Steintor, O. 27/063.
Hermann Scheel: Von Anklamer Chirurgen und Feldschers. In: Heimatkalender für den Kreis Anklam 1941, S. 89.
(Für die am 19. Oktober 2015 gegebenen Hinweise auf diese Literatur und auf Einzelheiten zu den Ärzten der Familie Helwig danke ich Herrn Dr. Wilfried Hornburg, Museum im Steintor in Anklam.)

Erstellt: 08.09.2015
Letzte Aktualisierung: 26.04.2018

helwig_andreas.txt · Zuletzt geändert: 2018/04/26 12:10 von klaus-dieter herbst