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Hasler, Johann

„Johans Haßler der Artzney Doctor zu Bern“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1590, zweiter Teil)
* ?.12.1548 Schönthal im Kanton Bern, † nach 1593 in Vilnius/Litauen [?]
Kalender seit mindestens 1586, verfaßt bis mindestens 1592

Johann Has[s]ler wurde im Dezember 1548 in Schönthal bei Außerbirrmoos im Kanton Bern geboren (Bähler, 1922, S. 61; vgl. HBLS, 1921, Bd. 4, S. 86). Der Vater war ein Landmann und Mitglied des Chorgerichts von Oberdiesbach (Bähler, 1922, S. 62). Mit 12 Jahren kam er nach Bern an die Untere Schule. Nach dem Durchlaufen der Berner Schulen studierte er „mit Unterstützung der bernischen Obrigkeit“ (Thurnheer, 1944, S. 43) Theologie und Medizin, zunächst seit Sommer 1565 an der Universität in Basel (Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 159 „Joannes Haslerus Bernensis – 6 ß“). Seit Juli 1568 studierte er an der Universität in Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 2, S. 47 „[1568. Julius.] Johannes Haslerus, Bernensis“). Aufgrund von Religionsstreitigkeiten mußte er Heidelberg im Herbst 1570 verlassen. Im Winterhalbjahr hielt sich Hasler an der Schule in Lausanne auf (Bähler, 1922, S. 67). Im Sommersemester 1571 wechselte er an die Universität in Leipzig (Erler, 1909, Bd. 1, S. 166 „Hasler, Ioh. Bernen. 1/2 fl. i S 1571 B 41“). Vom Sommer 1572 bis zum Sommer 1573 reiste er als Praeceptor des Barons Johann Lescinzki nach Polen (Bähler, 1922, S. 67). Aus Polen zurückgekehrt, setzte er seine Studien in Leipzig fort, wollte aber von der Theologie zur Medizin wechseln (Bähler, 1922, S. 69f.). Mit dem Brief des Rats von Bern vom 25. August 1573 wurde ihm das ausschließliche Studium der Medizin in Heidelberg erlaubt. Dennoch blieb er bis in den herbst 1574 in Leipzig (ebd., S. 70). Von dort wandte er sich zum Studium der Medizin nach Straßburg und strebte die Erlangung der Magisterwürde an. In den Thesen suchte „er die kirchliche Trinitätslehre gleichsam als ein Stück der natürlichen Religion aus der griechischen Philosophie zu begründen“ (ebd., S. 71). Nach der Prüfung über die Trinitätslehre wurde er zum Magister promoviert. Seine Thesen ließ er am 7. März 1575 drucken (ebd., S. 71; anderer Druck, Titel 1). Aufgrund dieser Schrift reichten einige Theologen Klage gegen Hasler ein, weil er sie ohne Erlaubnis der Zensur drucken ließ und einige Thesen theologisch nicht haltbar seien. Hasler konnte die Vorwürfe entkräften (ebd., S. 72). An der Straßburger Akademie wurde es ihm erlaubt, einige philosophische Disputationen abzuhalten und die Aufsicht über junge polnische Edelleute, die dort studierten, auszuüben (ebd., S. 73). Da er sich erneut in theologische Streitigkeiten verwickelte, wurde er im August 1575 verhaftet (ebd., S. 74), konnte sich aber erneut herauswinden. Der Aufforderung des Berner Rats, in seine Heimat zu kommen und Bericht zu erstatten, widersetzte er sich mit der Begründung, er müsse mit seinen polnischen Zöglingen auf Reisen (Rußland, Polen, Deutschland, Italien) gehen (ebd., S. 78). Schließlich wandte sich Hasler mit „seinen Schülern Christoph Monvid, Hieronymus Jysikoroitz und Stanislaus Zaremba“ (ebd., S. 83) nach Freiburg, wo er sich am 16. Dezember 1575 als Magister der Freien Künste in die Matrikel der Universität einschrieb (Mayer, 1907, Bd. 1, S. 554 „[1575.] Joannes Haslerus artium magister ut asserit Bernus 16. Decemb.“) und am 16. August 1576 zum Doktor der Medizin promoviert wurde (Bähler, 1922, S. 83; Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 159 nennt den 4.2.1576).
Nach dem Studium ging Hasler zunächst in seine „zweite Heimat“ zum Grafen Nikolaus Monvid, Freiherrn von Dorohostajski (Bähler, 1922, S. 84). Unterdessen verlangte der Berner Rat, mit dessen Stipendium Hasler studiert hatte, in mehreren Schreiben die Rückkehr von Hasler nach Bern. Erst als er am 24. September 1582 als Nachfolger von Steffan Cuntz zum Stadtarzt ernannt worden war, traf er in Bern ein (ebd., S. 86). Dieses Amt versah er nicht zur Zufriedenheit des Berner Rats, so daß er am 8. November 1583 als Professor der Künste an der Oberen Schule (Gymnasium) berufen wurde, wobei er weiterhin praktizieren durfte. Sein Nachfolger als Stadtarzt wurde Hans Rudolf Bullinger, der Sohn des Reformators Heinrich Bullinger (Bähler, 1922, S. 86f.; Thurnheer, 1944, S. 44). In dieser Position fand Hasler Gelegenheit, Kalender herauszugeben, „für die er 1586 ein obrigkeitliches Privilegium und Gratifikationen erhielt (Bähler, 1922, S. 87).
Nachdem Hasler nach Bern zurückgekehrt war, heiratete er (der Name der Frau ist nicht bekannt) und gründete eine Familie. Getauft wurden die Söhne Gabriel am 19. November 1583, Asaria am 9. Januar 1586, Gedor am 28. April 1588 und Jammin am 8. März 1590 (ebd., S. 88, Anm. 89).
Über die Art und Weise von Haslers Unterrichtsführung gab es Klagen, so daß er am 28. August 1590 aus dem Schuldienst entlassen wurde und seine Amtswohnung räumen mußte (ebd., S. 88f.). Auf der Suche nach einer neuen Anstellung entschloß er sich, Bern zu verlassen. Ende 1593 reiste er zunächst nach Leipzig. Dort trug er sich am 10. Mai 1593 in das Stammbuch eines Berner Studenten mit den Worten „Wilnam Litoviae migrans“ ein (ebd., S. 91; das Stammbuch befindet sich in der StB Bern, Cod. 677). Offenbar ging er danach nach Litauen, wo sich seine Spur verliert (ebd., S. 92; vgl. HBLS, 1921, Bd. 4, S. 86; Thurnheer, 1944, S. 44; zu überlieferten Briefen siehe auch „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Hasler, Johann“).
Hasler verfaßte neben den Prognostiken auch die zugehörigen Schreibkalender seit mindestens 1586 (siehe oben). Für die dem Berner Rat gewidmete Praktik für 1592 wurden ihm „2 Mütt Dinkel“ verehrt (Bähler, 1922, S. 90, Anm. 101). Überliefert ist unter Haslers Namen aber nur ein Prognostikum für 1590 (die bei Zinner angegebene „Vorhersage“ für 1588 konnte nicht ermittelt werden; vgl. aber die „Frölich Practick“ für 1588, gedruckt durch Kaspar Helths Erben in Klausenburg, die Hasler unter dem Pseudonym „Theodor Rhelasis Hebiscadensis Mathematicus & Medicus“ veröffentlichte). In der Vorrede von 1590 an den Leser verglich Hasler Gott mit „einem Vhrenmacher“, der „den Himmel vmb dise Erden sampt allem was darinnen ist/ als ein Künstliches Vhrenwerck […] vnd denselbigen auff bestimpte zeit [in] vnwanckelbaren lauff […] gesetzt“ habe, aber dennoch dieses Uhrenwerk weiterhin beachte und als Schöpfer der Welt die entscheidende Kraft darstelle – und nicht die Gestirne mit ihren Wirkungen auf die irdischen Geschöpfe (Kalender für 1590, zweiter Teil, S. A2a).

Titel:
1586[?]–1592[?]: Schreibkalender (kein Exemplar ermittelt, überliefert nur ein Prognostikum).
Druck und Verlag:
1590: Samuel Apiarius, Basel.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 293, Nr. 3295 und S. 295, Nr. 3340. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 330, Nr. 4060 (Rhelasis) und S. 332, Nr. 4082 (Haßler).
Andere Drucke:
(1) Aphorismi Thetici Aristotelei, Praecipuas libri XII, primae Philosophiae (seu malis Metaphysicorum) demonstrationes, cum de naturalibus essentiiis, tum etiam de Deo, beatisque mentibus plerasque omnes: adiectis nonnullis parepacoluthematis, brevissime complexi. Straßburg 1575. StB Bern. Zitiert nach Bähler, 1922, S. 76, Anm. 65.
(2) De Logistica Medica, (Hoc est & morborum & compositorum medicaminum qualitatum gradus, purgantiumque doses atque propietates investigandi ratione apodictica) problematis novem, pagina versa conspiciendis absoluta liber unus. Aristoteles […]. Straßburg 1578. StB Bern, Med. III 52. Zitiert nach Bähler, 1922, S. 84, Anm. 77.
Handschrift:
Duae tabulae thesium astrologicarum in latitudine regionis Berne 1587. StB Bern, Inc. V, 147. Zitiert nach Bähler, 1922, S. 87, Anm. 87.
Literatur:
(Gelegenheitsschrift) Poemata a variis autoribus conscripta: in Joannem Haslerum Bernensem, Philosophum Friburgi Brisgoviae creatum medicum. XVI. Cal. Sextil. Anno MD LXXVI Basileae excudebant Daniel et Leonardus Ostenii fratres, anno Salutiferi partus 1576. StB Bern, Phil. 366. Zitiert nach Bähler, 1922, S. 61, Anm. 38.
Eduard Bähler: Der bernische Antitrinitarier Johann Hasler und seine Vorgänger d’Aliod, Gribaldi und Gentilis. Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1922 (27. Jg.), S. 38–92. Online [6.12.2016]. Zu Johann Hasler: S. 60–79, 83–90. Bähler zog Briefe und Manuskripte heran, die sich im Staatsarchiv Zürich, im Staatsarchiv Bern, in der Zentralbibliothek Zürich und in der Stadtbibliothek Bern befinden.
Yvonne Thurnheer: Die Stadtärzte und ihr Amt im alten Bern. Bern 1944 (= Berner Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Nr. 4). Zu Johann Hasler: S. 43f.

Erstellt: 24.11.2016
Letzte Aktualisierung: 20.08.2019

hasler_johann.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/20 14:53 von klaus-dieter herbst