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Dasypodius, Konrad

„M. Conradus Dasypodius von Straßburg“; „Mathematicus zu Strasburg“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1568, 1582)
* 1529 Zürich oder Frauenfeld/Kanton Thurgau, † 26.4.1600 (oder 21.5.1601) Straßburg
Kalender seit 1568, verfaßt bis 1582

Konrad Dasypodius wurde 1529 als Sohn des Humanisten Peter Dasypodius (ca. 1490–28.2.1559) geboren, der seinen deutschen Namen Hasenfuß oder Rauchfuß ins Griechische übertrug. Von 1527 bis 1529 war der in oder bei Frauenfeld im schweizerischen Kanton Thurgau geborene Vater in Zürich als Lehrer an der Fraumünsterschule tätig, erst 1530 kam er wieder nach Frauenfeld zurück, um dort bis 1533 als Prediger und Lehrer zu wirken (Hartmann, 1957). Der Geburtsort von Konrad Dasypodius könnte also Zürich gewesen sein, aber auch Frauenfeld, falls die Mutter dort geblieben ist. Das Geburtsjahr wird abgeleitet aus einer Notiz von Dasypodius in dessen Brief an → Johannes Kepler vom 31. Dezember 1599. Damals schrieb er über sich, daß er sich „in hac graui 70 annorum aetate“ befinde (KGW, Bd. 14, S. 105). Wenn er sich am letzten Tag des Jahres 1599 im hohen Alter von 70 Jahren befand (vgl. Wolf, 1858, Bd. 3, S. 62), dann muß er 1529 geboren worden sein (meinte er jedoch das 70. Lebensjahr, dann wäre auch 1530 möglich). Davon abweichend findet man in der Literatur andere Angaben (1529 oder 1530 in Spach, 1876, S. 764 und HBLS, 1921, Bd. 2, S. 671 sowie Hartmann, 1957; 1531 in Wolf, 1858, Bd. 3, S. 51 (obwohl dieser die Briefstelle mit dem Alter zitierte) und Rott, 1986, S. 583 sowie Sesiano, 2004; 1532 ergibt sich nach der Angabe von Jöcher, 1750/51, Bd. 2, Sp. 37, wonach er „im 68. Jahr“ war, als er am 26. April 1600 starb, vgl. diese Übernahme in Blumhof, 1796, S. 16).
Der Vater von Dasypodius war seit 1533 Lehrer am Karmeliterkloster in Straßburg und seit 1538 Professor an der Akademie (Gymnasium). Dem Sohn Konrad waren somit von Kindesbeinen an gute Voraussetzungen zum Lernen gegeben. An der Akademie studierte er Mathematik unter Christian Herlin, ging danach auf Reisen und studierte in Paris (1554) und Löwen (Wolf, 1858, Bd. 3, S. 51; Rott, 1986, S. 583). Im Oktober 1562 wurde er zum Nachfolger Herlins ernannt (ebd.). Als Professor der Mathematik legte er großen Wert darauf, daß seine Schüler die alten griechischen Mathematiker lasen. Er gab diese in mehreren Übersetzungen und mit Hinzusetzung des griechischen Originaltextes heraus (vgl. die Auflistung und Kommentierung in Blumhof, 1796, S. 17–32 und in Wolf, 1858, Bd. 3, S. 52, Anmerkung 2). „Die didaktische Bearbeitung der Lehrstoffe war wohl das wichtigste Verdienst von Konrad Dasypodius um das mathematische Studium in Straßburg“ (Schindling, 1977, S. 256).
1568 wurde von dem Straßburger Drucker Theodosius Rihel d. Ä. unerlaubt eine Arbeit über die Planetenlehre von Caspar Peucer publiziert (Peucer, 1568). Diese Arbeit beruhte auf Peucers Vorlesung an der Universität in Wittenberg, die er Freunden und Schülern zu lesen gab (Zinner, 1943/88, S. 273). Darunter war seit April 1560 auch → Lucas Bathodius, der sie abschrieb und Rihel gab (Peucer, 1568, Widmungsbrief von Dasypodius, S. A5b). Dasypodius, der mit dem Drucker verwandt war, glaubte, daß diese Schrift von dem bereits verstorbenen Erasmus Reinhold d. Ä. war (ebd., S. A5a) und riet, sie zu drucken. Er selbst steuerte das Widmungsschreiben bei (anderer Druck, Titel 1). „Als Peucer davon erfuhr, veröffentlichte er seine Vorlesung in Wittenberg 1571“ (Zinner, 1943/88, S. 273).
Neben den mathematischen und astronomischen Arbeiten beschäftigte sich Dasypodius auch mit dem Bau von Instrumenten (Himmelskugel mit Triebwerk um 1558), Sonnenuhren und Schauuhren (vgl. Zinner, 1956/79, S. 289). Berühmt wurde die 1571 in Auftrag gegebene astronomische Uhr im Straßburger Münster, die von 1572 bis 1574 nach Dasypodius’ Plänen erbaut wurde (Wolf, 1858, Bd. 3, S. 57–60; vgl. Oestmann, 1993). In der 1578 gedruckten Beschreibung der Uhr würdigte Dasypodius die vier Bürger und Bürgerskinder aus Schaffhausen, die am Bau beteiligt waren, „namlich Tobias Stimmer/ vnn Josias Stimmer gebrüder beyde maler/ Isaac Habrecht/ vnnd Josias Habrecht gebrüder die Vhrenmacher“ (anderer Druck, Titel 4, S. B2b). Das Bild dieser Uhr wurde das Markenzeichen für mehrere in Straßburg gedruckte Kalenderreihen (siehe bei → Onofrius Callus, → Isaac Malleolus, → Isaac Habrecht, → Eberhard Welper, → Nicolaus Nicolai).
Konrad Dasypodius war viermal verheiratet, 1. seit 22.10.1559 mit Susanna Kugler, 2. seit 22.5.1576 mit Dorothea Hammerer, 3. seit 5.12.1591 mit Esther Jung und 4. seit 15.10.1592 mit Elisabeth N. (Rott, 1986, S. 583). Der gleichnamige Sohn Konrad Dasypodius der Jüngere studierte seit Januar 1588 in Rostock (Hofmeister, 1889, Bd. 2, S. 225), seit 18. Februar 1592 in Heidelberg (Toepke, 1884, Bd. 2, S. 157), seit November 1592 in Basel (Wackernagel, 1951, Bd. 2, S. 403) und wurde dort am 3. Januar 1593 zum Licentiaten beider Rechte promoviert.
Im Sommer 1599 erkrankte Dasypodius ernsthaft und lag „drei Monate hindurch an paralytischen Defluxionen“ auf dem Lager (Wolf, 1858, Bd. 3, S. 61 nach dem lateinischen Brief von Dayspodius an Kepler vom 31.12.1599, KGW, Bd. 14, S. 105). Wenige Monate später starb er am 26. April 1600 (Wolf, 1858, Bd. 3, S. 62; dieses Datum findet sich zuerst in Jöcher, 1750/51, Bd. 2, Sp. 37; den 22. April 1600 liest man in Adam, 1615, S. 441; Sesiano, 2004 nennt mit Verweis auf Rott, 1986 den 21.5.1601 als Todestag, Rott (S. 583) wiederum führt keinen Beleg für dieses Datum an).
Daß Konrad Dasypodius auch Schreibkalender mit den dazugehörigen Prognostiken verfaßte, ist mit dem in der Literatur nachgewiesenen „Lassbüchlein sampt der Schreibtafel“ für 1568 (Graf, 1893, S. 201; vgl. VD16 ZV 30441) und mit dem überlieferten „Kalender oder Laaß=büchlein sampt der Schreibtafel“ für 1582 (ULB Darmstadt, Hs 3460 (3); nicht im VD16) für den Zeitraum von 1568 bis 1582 belegt. Vor 1568 druckte Thiebold Berger in Straßburg bereits einen Kalender für 1565 von → Gregor Fabricius.

Titel:
(1) [1568?]–1582: Kalender oder Laaß=büchlein sampt der Schreibtafel, Format 4°.
(2) 1568–[?]: Lassbüchlein sampt der Schreibtafel, Format 8° [16° ?].
Druck und Verlag:
Thiebold Berger, Straßburg.
Nachweis:
Graf, 1893, S. 201 (Kalender für 1568). Zinner, 1941/64, S. 248, Nr. 2519 (Prognostikum für 1570) und passim bis S. 278, Nr. 3033 (Prognostikum für 1582). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 315, Nr. 3885 („Practica Teütsch“ für 1575). VD16. CERL. Ergänzung: ULB Darmstadt, Hs 3460 (3) (Kalendarium für 1582). ThHSA Weimar, A: I, Nr. 1 (Kalendarium für 1571).
Andere Drucke (Auswahl):
Hier werden nur die Schriften mit astronomischem Bezug angegeben. Zu den mathematischen Werken, die er als Bearbeiter und Übersetzer der antiken Mathematiker herausgab, siehe die Auflistung im VD16.
(1)Widmungsbrief an Landgraf Wilhelm von Hessen in: Caspar Peucer: Hypotyposes orbium Coelestium, quas Appellant Theoricas Planetarum: congruentes cum Tabulis Alphonsinis & Copernici, seu etiam tabulis Prutenicis: in vsum Scholarum publicatae. Straßburg 1568. BSB München, Astr. p. 69. Online [21.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(2) Von Cometen/ vnd jhrer würckung. Straßburg 1578. BSB München, Res/4 Astr. p. 528,6. Online [21.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(3) Brevis Doctrina De Cometis, & Cometarum effectibus. Straßburg 1578. BSB München, Res/4 Astr. p. 514,14. Online [21.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(4) Warhafftige Außlegung des Astronomischen Vhrwercks zu Straßburg/ beschriben Durch M. Cunradum Dasypodium/ der solches Astronomische Vhrwerck anfenglichs erfunden/ vnd angeben. Straßburg 1578. BSB München, 4 Math. a. 78. Online [21.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(5) Heron Mechanicus: Seu De Mechanicis artibus, atque disciplinis. Eiusdem Horologij astronomici, Argentorati in summo Templo erecti, descriptio. Straßburg 1580. BSB München, 4 Math. a. 79. Online [21.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur (Auswahl):
Johann Georg Ludolph Blumhof: Vom alten Mathematiker Conrad Dasypodius. Ein literarischer Versuch der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen im September 1794. vorgelegt. Göttingen 1794. SLUB Dresden, Biogr. erud. D. 2664. Online [20.12.2016].
Rudolf Wolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. 4 Bände. Zürich 1858–1862. BETH Zürich, 9073. Online [20.12.2016]. Zu Konrad Dasypodius: Bd. 3 (1860), S. 51–62.
Ludwig Spach: Art. „Dasypodius“. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 4 (1876), S. 763f. Zu „Konrad D.“: S. 764 [21.12.2016].
Alfred Hartmann: Art. „Dasypodius (Hasenfratz), Petrus“. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 3 (1957), S. 520. Zu „Konrad D.“: S. 520 [21.12.2016].
Jean Rott: Art. „Dasypodius […] Petrus“ und „Dasypodius […] Conrad“. In Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, Nr. 7 (1986), S. 582–584.
Jacques Sesiano: Art.: „Dasypodius, Konrad“. In: HLS, 2002, Bd. 3 (2004), S. 587 [21.12.2016].

Erstellt: 21.12.2016
Letzte Aktualisierung: 05.08.2019

dasypodius_konrad.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/05 11:44 von klaus-dieter herbst