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Cnespel, Jacob

„M. Jacobus Cnespelius Falconouiensis/ Astronomiae et Mathematum Studiosus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1584 (zweiter Teil))
* ca. 1554 Falkenau/Böhmen, † ca. 1592 [?] Elbogen/Böhmen [?]
Kalender seit 1583, verfaßt bis 1592

Jacob Cnespel wurde in dem böhmischen Ort Falkenau an der Eger (tschech. Falknov nad Ohri) geboren (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt). Cnespel widmete seinen Kalender für 1587 dem „Herren Christoffen Schlicken/ Graffen zu Passaun/ Herrn zu Weissen Kirchen/ vff Falckenaw vnd Tuppaw“ (Kalender für 1587, zweiter Teil, S. A2a). Es ist anzunehmen, daß Cnespel in dem hier genannten Falkenau, dem Namensgeber der Falkenauer Linie der Grafen von Schlick (vgl. Zedler, 1732, Bd. 35, Sp. 165), geboren wurde. Dieses Falkenau an der Eger (tschech. Sokolov) liegt etwa 15 km südwestlich von Karlsbad (Karlovy Vary).
Über die Eltern und Kindheit von Jacob Cnespel konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Im Wintersemester 1572 wurde Cnespel an der Universität Leipzig immatrikuliert (Erler, 1909, Bd. 1, S. 231 „Knospel Iac. Falckenen. 6 gr. i W 1572 P 39“). Aus dem Jahr 1572 dieser Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1554 geschlossen. Von Leipzig wechselte er im Sommer 1575 nach Wittenberg, wo er sich am 12. Juli in die Matrikel der Universität einschrieb (Förstemann, 1841, Bd. 2, S. 255 „[1575. Ost.] Iulius. 12. Iacobus Cnöspelius Falconensis“). Aus dem Jahr 1577 ist eine in Wittenberg gedruckte Gelegenheitsschrift bekannt, zu der er ein Gedicht beitrug (Ab Amicis, 1577). Somit wird er sich 1577 noch in Wittenberg aufgehalten haben. Anschließend lebte er für kurze Zeit bis Mitte 1582 wieder in Leipzig, denn den Widmungsbrief seines ersten „Calender[s] in Quarto neben einer Practica“ an den Rat von Eger unterzeichnete er am 14. Mai 1582 in Leipzig (Kalender für 1583, zweiter Teil, S. A4a und b). Noch im Jahr 1582 zog er nach Elbogen (tschech. Loket), einem Nachbarort seines Geburtsortes, wo er Bürger und Ratsherr wurde (siehe unten). In dem neuen Wirkungsort gründete er eine Familie, denn ein in Elbogen geborener Jacob Cnespel (der Jüngere), mutmaßlich ein Sohn von dem Älteren, wurde 1609 an der Universität in Jena immatrikuliert (Mentz/Jauernig, 1944, S. 55). In Elbogen gab es einen Thomas Adler, der Rektor des Gymnasiums war und im Prognostikum für 1597 von → Bartholomaeus Adler, Pfarrer im 50 km östlich gelegenen Podersam (tschech. Podbořany), ein Lobgedicht verfaßte. Adler und Cnespel könnten sich gekannt haben. Ob Cnespel noch einmal den Ort wechselte, ist nicht bekannt. Da sein letzter Kalender der für 1592 ist, könnte er um dieses Jahr gestorben sein.
Seinen ersten Kalender verfaßte Cnespel für 1583, denn er schrieb: „Anno 1582. vor 10. Jaren/ da ich meinen ersten Kalender in Truck verfertiget/ hab ich in derselben meiner ersten Practica/ vff das 1583. Jar […]“ (Kalender für 1592, zweiter Teil, S. A2b). Daß er den „grossen Schreibkalender in quarto“ mit Prognostikum verfaßte, betonte er in der Widmung des Kalenders für 1584 an die Bürgermeister und Räte der Stadt Elbogen (Kalender für 1584, zweiter Teil, S. B1b). Darüber hinaus verfaßte Cnespel auch kleine Kalender, was aus einer Stelle im Kalender für 1585: sein „Prognosticon, sampt den grossen vnd kleinen Kalender“ (Kalender für 1585, zweiter Teil, S. B1b) für 1585 widmete er dem Edlen „Jobst Tüseln von Toltitz/ auffm newen Sattel/ Landrichter des Elebogischen Kreiß“ (ebd., S. A2a). Die Widmung unterzeichnete er am 18./28. August 1584 in Elbogen als „Bürger daselbst“ (ebd., S. B2a). Hier bezeichnete er sich auch als „ein anfahender Astronomus vnd Prognosticant“ und er sei „gegen andern gelerten/ vnd mehr erfahrnen Mathematicis, nur ein discipulus“ (ebd., S. E2a). Der Kalender für 1590 enthält ein Lobgedicht von Nicolaus Thodaenus auf Magister Jacob Cnespel „Civis & Senatoris Cubitensis“ (Kalendarium, S. A1b). Somit war Cnespel nicht nur Bürger, sondern auch Ratsherr. Ab dem Kalender für 1586 nannte Cnespel auf dem Titelblatt die Polhöhe 50 Grad 8 Minuten, für die er den Kalender berechnete. Den letzten Kalender verfaßte er für 1592. Danach gab → Matthias Fischer im nahe gelegenen Schlaggenwald (tschech. Horní Slavkov) die Kalender für dieses Gebiet heraus.

Titel:
(1) 1583–1592: SchreibKalender, Format 4°.
(2) 1583–1585[?]: [SchreibKalender], Format 16°.
Druck und Verlag:
1583–1584: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Henning Grosse, Leipzig, 1585: Jacob Berwalds Erben, Leipzig, 1586–1592: Valentin Fuhrmann, Nürnberg.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 280, Nr. 3069a (Prognostikum für 1583) und passim. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 323, Nr. 3983 (Prognostikum für 1584) und passim. Matthäus, 1969, Sp. 1346. VD16. CERL. Ergänzung: StA Wertheim (Kalendarium für 1591 der Reihe 1). BP Rom, Mikrofiche E 458, E 1008, E 1066 (Ex. für 1583, 1584, 1589 der Reihe 1).
Online:
1585 Prognostikum, 1586 Prognostikum, 1587 Prognostikum, 1588 Kalendarium, 1590 Kalendarium und Prognostikum, 1591 Prognostikum, 1592 Prognostikum [01.11.2016].

Erstellt: 01.11.2016
Letzte Aktualisierung: 31.07.2019
Aktualisierung nach 20.01.2020: 27.07.2021

cnespel_jacob.txt · Zuletzt geändert: 2021/07/27 16:56 von klaus-dieter herbst