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Weete, Matthias

„Matthias Weete Breunâ-Hassus SS. Theol & Math Studios.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1677)
* 24.2.1651 Breuna, † 14.7.1739 Breuna
Kalender seit 1673, verfaßt bis 1739

Matthias Weete wurde am 24. Februar 1651 in Breuna, einem ca. 25 km nordwestlich von Kassel gelegenen Dorf, geboren. Die Eltern waren der Gemeindevorsteher Johannes Weete und dessen Frau Elisabeth, geb. Kepper (Hamel, 2000c, S. 33f.). Über Weetes Kindheit ist nur bekannt, was er im Vorwort seines Kalenders für 1678 selbst schrieb. Demnach habe er zunächst Privatunterricht bei Georg Otto, Konrektor der Fürstenschule in Kassel, genommen und Mathematik gelernt (Krafft, 2017, S. 351 mit Bezug auf den Kalender für 1678). Mit bereits 30 Jahren schrieb er sich am 12. November 1681 in die Matrikel der Universität in Marburg ein (Birt, 1903, Bd. 1, S. 102 „[1681] In Mense Novembri. […] d. 12. Matthias Weete. Breunâ Hassus“). Offenbar studierte er Theologie, denn 1690 übernahm Weete das Pfarramt in Breuna. Hier wurde er der Nachfolger des Pfarrers Georg Kersting. Dessen Tochter Dorothea Elisabeth heiratete er. Weete starb am 14. Juli 1739 in Breuna (Hamel, 2000c, S. 35).
Von Weetes Kalendern sind nur Exemplare ab 1677 überliefert. Daß dessen Kalenderreihe bereits mit einem Kalender für 1673 begann, folgt z. B. aus dem Beginn der dem Kalendarium hinzugefügten hessischen Chronik im Kalender für 1689. Diese war bereits die „Sechszehende Fortsetzung Hessischer Zeit=Rechnung/ und zwar Von der Regierung Ottonis Landgraffens zu Hessen/ Auch Was sich währender deßen Regierung Merck= und denck=würdiges zugetragen“ (Kalender für 1689, Kalendarium, S. E1a). Dabei setzte er erst ab dem Kalender für 1675 seinen Namen auf das Titelblatt (nur das Prognostikum für 1675 ist als Wiederabdruck erhalten in Fresenius, 1786, Bd. 4), davor war der Kalender für 1673 und 1674 anonym erschienen (Krafft, 2017, S. 351). Mit diesen jährlich erschienenen Texten, die auch nach Weetes Tod bis 1774 fortgeführt wurden, kommt Weete „das große Verdienst zu, die Geschichte Hessens ausführlich, in deutscher Sprache, in weitverbreiteten Jahreskalendern einer großen Leserschaft unterbreitet zu haben“ (Hamel, 2000c, S. 50). Er fügte selbst gewonnenes Wissen über die hessische Geschichte hinzu und schuf damit ein innovatives, „wissenschaftlich fundiertes Jahrbuch zur Landesgeschichte“ (Krafft, 2017, S. 362). Über die von Weete benutzten historischen Werke gibt z. B. dessen Brief an den Kasseler Superintendenten vom 8. September 1721 Auskunft (Hamel, 2000c, S. 51 mit Verweis auf GHB Kassel, 2° Ms. hist. litt. 4). Eine Auflistung der Quellen liefert jetzt Otfried Krafft (Krafft, 2017, S. 362f.).
Fragmentarisch überliefert ist auch ein Kalender für 1672 (ohne Titelblatt), der ebenfalls landeshistorischen Stoff brachte. „Layout und Stoffauswahl deuten hierbei an, dass Weete entweder bereits (mit) am Werke war oder sich eine kurzlebige Vorlage für seine Arbeit erhalten hat“ (ebd., S. 352). Erwähnt sei eine weitere in Kassel gedruckte Kalenderreihe, die für die Jahre 1671 und 1672 von einem nicht näher ermittelten Pfarrer verfaßt wurde (siehe → F. C. K.).
Die Kalender von Weete zeichneten sich auch durch eine hohe astronomische Zuverlässigkeit aus. Weete schrieb nicht nur aus vorhandenen Ephemeridenwerken ab, sondern er berechnete seine Kalender auf den Horizont von Kassel selbst. Hierbei verwendete er das astronomische Tafelwerk von Philipp Lansberg (Lansberg, 1653) und betonte in diesem Punkt den Unterschied zu → Gottfried Kirch, der nach den Rudolphinischen Tafeln (Kepler, 1627) rechnete (Hamel, 2000c, S. 45 mit Zitat aus Weetes Kalender für 1690). Die astronomischen Fertigkeiten ermöglichten es Weete, die Örter der Planeten ausführlicher als für einen Kalender nötig zu berechnen. Für das Jahr 1703 sind die Ergebnisse als „Motuum Coelestium Ephemeris Carolina“ (dem Landgrafen Carl gewidmete Ephemeriden) überliefert (Manuskript, GHB Kassel, Ms. astr. fol. 10, 34 Bl.; drei Seiten sind abgebildet in Hamel, 2000c, S. 46–48).
Nachdem Weete 1739 gestorben war, wurde dessen Kalenderreihe mit Verweis auf diesen durch nicht mehr namentlich bekannte Autoren fortgeführt. So heißt es auf dem Titelblatt des Kalenders für 1748: „Also nach dem Weetischen eingerichtet durch S. H.“ (zitiert nach Hamel, 2000c, S. 54). Ein anderer Autor nannte seine Initialen „J. N.“ (ebd.). Der letzte bekannte Weetische Kalender wurde für das Jahr 1774 eingerichtet.

Titel:
1673–1739: Heßischer= Schreib= und Chronicken Calender.
Druck und Verlag:
1673–1677: Druck ?, Verlag „bey den Buchbindern“ (zitiert 1677), Kassel, 1678–[?]: Druck und Verlag Friedrich Hertzog, Kassel, [?]–1694: Druck ?, Verlag Christoph Fernau, Kassel, 1695–1705: Verlag Johann Daniel Günste, Kassel, 1706–[1728?]: Druck Johann Caspar Vogel, Kassel, Verlag Johann Georg Striegel, Kassel, 1729[?]–[1738?]: Druck Justus Johann Heinrich Hampe, Kassel, Verlag Buchdrucker-Gilde, zu finden bei Jacob Estienne, Kassel, 1739: Druck Hüter und Harmes, Kassel, Verlag Buchdrucker-Gilde, zu finden bei Bartholomae Damm und Johann Samuel Estienne, Kassel.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 163. Hamel, 2000c, S. 51f. Krafft, 2017, S. 351, Anm. 9 und 10. CERL (ohne Kalender).
Literatur (Auswahl):
Jürgen Hamel: „Die Bibliothek des gemeinen Mannes“. Matthias Weete (1651–1739) – Kalendermacher und Pfarrer aus Breuna. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 105, Speyer 2000, S. 33–57.
Otfried Krafft: Die Hessische Zeit-Rechnung im Kalender des Matthias Weete – unbeachtete Wege der Geschichtsschreibung unter Landgraf Carl. Mit einem Anhang: Urkunden der Herren von der Malsburg (1333–1526). In: Holger Th. Gräf, Christoph Kampmann, Bernd Küster (Hrsg.): Landgraf Carl (1654–1730). Fürstliches Planen und Handeln zwischen Innovation und Tradition. Marburg 2017, S. 351–363.

Erstellt: 03.05.2017
Letzte Aktualisierung: 08.03.2018

weete_matthias.txt · Zuletzt geändert: 2018/03/07 11:02 von klaus-dieter herbst