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Saubert, Johann

„M. Joh. Saubertus, Kirchen=Diener zu S. Marien in Nürnberg“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1626)
* 26.2.1592 Altdorf, † 2.11.1646 Nürnberg
Kalender seit mindestens 1621, verfaßt bis mindestens 1626

Johann Saubert wurde am 26. Februar 1592 in Altdorf geboren (wenn nicht anders angegeben, folgen sämtliche Angaben Blaufuß, 2005). Der Vater war der Zimmermann Conrad Saubert (1546–1599) und die Mutter Margaret Kleindienst (1543–1619). Nach dem Besuch der Stadtschule wurde Saubert am 2. November 1603 in die Akademie (das Gymnasium) Altdorf aufgenommen (Steinmeyer, 1912, Bd. 1, S. 85 „[1603] IX. 2. Johan. Saupertus, Altorfin., gratis“). 1608 verließ er das Gymnasium und arbeitete als Hauslehrer bei dem lutherisch-orthodoxen Theologen und Professor Jakob Schopper (van Dülmen, 1970, S. 640). 1610 folgte die Promotion zum Magister an der philosophischen Fakultät. Vom 10. März 1612 an studierte er an der Universität in Tübingen bei Lucas Osiander und Matthias Hafenreffer (Bürk/Wille, 1953, Bd. 2, S. 71 „[1612] III. 10. M. Johannes Saubertus Altorphius“). In Tübingen lernte er Valentin Andreae kennen. Am 4. Juni 1614 wurde Saubert an der Universität in Gießen immatrikuliert (Diehl, 1941, S. 30 „Saubertus, M. Johannes, Altorfius 4.6.1614“). Schließlich ging er 1616 nach Jena (Mentz/Jauernig, 1944, S. 275 „Saubertus, Joh., M., Altdorf Nor., poeta Caesar. 1616a, 30“), wo er durch Johann Gerhard gefördert wurde. Nach den Studienaufenthalten begann Saubert die theologische Laufbahn 1617 als „Katechismus- und Vesperprediger sowie Inspector Alumnorum und Oeconomiae“ in Altdorf (Blaufuß, 2005, S. 447), bevor er 1622 als Diakon nach Nürnberg berufen wurde und 1637 als Prediger an St. Sebald „zum Ersten Geistlichen (Antistes) der Stadt“ aufstieg (ebd., S. 448). Auch als Stadtbibliothekar (ebenfalls seit 1637) erwarb er sich große Verdienste für die Stadt Nürnberg. Er war neben Johann Michael Dilherr „der bedeutendste Prediger der Reichsstadt Nürnberg“ (van Dülmen, 1970, S. 773). „Die in großem Umfang erhaltene Korrespondenz zeigt ihn als herausragenden luth. Theologen in lebhafter Verbindung mit den Größen seiner Zeit in Kirche und Universität, auch mit einigen Fürstenhöfen“ (Blaufuß, 2005, S. 448; vgl. die Korrespondenzpartner Sauberts in van Dülmen, 1970, S. 783–785). Von enormer Bedeutung für die Frömmigkeitsgeschichte „waren die emblemat., für die private Andacht verfassten Werke S.s, durch die er in Anknüpfung an jesuitische Erbauungsbücher […] einen über die Sinne vermittelten Zugang zum Glauben ermöglichen wollte“ (Jürgensen, 2011, S. 209).
Zweimal ging Saubert die Ehe ein. Zunächst heiratete er 1619 Helena Leutkircher, Tochter eines Baders in Nürnberg. Mit ihr hatte er 7 Kinder. Nachdem diese 1629 gestorben war, heiratete er 1631 Ursula Wagenmann (1603–1691), Witwe des Nürnberger Buchhändlers Johann Wagenmann (gest. 1630). Auch mit ihr hatte er 7 Kinder (vgl. Blaufuß, 2005, S. 447). Unter seinen Kindern war der gleichnamige Johann Saubert der Jüngere (1.2.1638–29.4.1688). Saubert starb am 2. November 1646 in Nürnberg (van Dülmen, 1970, S. 651 mit Hinweis auf die Leichpredigt).
Daß Saubert neben den zahlreichen theologischen Publikationen auch Kalender verfaßte, wurde in der Literatur bisher kaum beachtet. Lediglich Richard van Dülmen zog den Kalender für 1626 als historische Quelle an einer Stelle mit heran (van Dülmen, 1970, S. 775, Anm. 3). Der von Saubert verfaßte Kalender ist aber kein üblicher Schreibkalender. Obwohl das Titelblatt wie ein gewöhnlicher Schreibkalender gestaltet ist, besteht der Text aus einer Predigt. Im Widmungsschreiben an „Herrn/ Paulo Pfintzing von Hensenfeldt“ schrieb Saubert: „Daß E. E. hochansehlichem Namen ich diese meine geringfügige Amptsarbeit vnd gehaltene einfältige Predigt/ durch öffentlichen Druck/ hiermit vnterthänig dedicire, bewegten mich etliche namhaffte vrsachen“ (Kalender für 1626, S. 3). Im Text wird „das vorhabende Geistliche Calendarium“ so vorgestellt, „daß wir die Ordnung der gemeinen Calender vnd Prognosticorum theils behalten/ theils verändern vnd verbessern“ (ebd., S. 9). Dabei werden erst die kalendarischen Grundbergiffe mit Bezügen aus der Bibel erläutert, dann ausgewählte astronomische Ereignisse (Aspekte) mit den daraus folgenden astrologischen Mutmaßungen angeführt. Den historischen Exempeln als Erfahrungen werden theologische Gründe dafür nachgereicht, daß sich die frommen Menschen nicht fürchten müßten (z. B. S. 24: „Etliche [Kalendermacher] notiren auch fleissig die conjunctionem Martis vnd Veneris, so sich begeben wird am 14. tage dieses Monats Julii/ vnd erzehlen dabey Exempla: Anno 1530 […] Aber Fürchtet euch nicht/ ihr frommen Hertzen/ es gehe wie es wölle/ so müssen doch denen die Gott lieben/ alle ding zum besten dienen/ Rom. 8. […]“). Schließlich lieferte Saubert seitenlange Ausführungen zu den „Geistlichen Aspecten“, was im Grunde eine theologische Abhandlung ist (ebd., S. 32).
In Nürnberg verkehrte Saubert mit dem Pfarrer und Kalendermacher → Marcus Freund (Matthäus, 1969, Sp. 1238). An den Altdorfer Mathematikprofessor und Kalendermacher → Abdias Trew schrieb er 1639 zwei Briefe (van Dülmen, 1970, S. 785). Ein umfangreicher Briefwechsel mit Johann Valentin Andreae in Stuttgart ist überliefert und inventarisiert (vgl. Salvadori, 2018, Personenregister).

Titel:
1621[?]–1626[?]: Kalendarium Christianum, Almanach vnd Prognostica.
Druck und Verlag:
1621[?]–[?]: S. Jeblinger, Nürnberg, [?]–1626[?]: Simon Halbmayer, Nürnberg.
Nachweis:
Zinner, 1964, S. 386, Nr. 4882a (Ex. für 1621). Will, 1755, Bd. 3, S. 460 und van Dülmen, 1970, S. 779, Nr. 12 (Ex. für 1626, überliefert: UB Erlangen, ThL XV, 110 und HAB Wolfenbüttel, 509.7 Theol. (22)). Nicht in Herbst, 2008a. Nicht in Matthäus, 1969. VD17. CERL (ohne Kalender).
Andere Drucke:
Johann Saubert verfaßte sehr viele theologische Schriften. Diese wurden von Richard van Dülmen in einem Werkverzeichnis mit 56 Nummern aufgelistet (van Dülmen, 1970, S. 778–783; vgl. Will, 1755, Bd. 3, S. 459–465).
Literatur (Auswahl):
Richard van Dülmen: Orthodoxie und Kirchenreform. Der Nürnberger Prediger Johannes Saubert (1592–1646). In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 33 (1970), S. 636–785.
Dietrich Blaufuß: Art. „Saubert(us) (Saupert), Johann (d. Ä.)“. In: Neude Deutsche Biographie, Bd. 22 (2005), S. 447f.
Renate Jürgensen: Art. „Saubert, Johann, d. Ä.“. In: Killy-Literaturlexikon, Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Bd. 10 (2011), S. 209f.

Erstellt: 13.06.2017
Letzte Aktualisierung: 19.11.2019

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