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Ruf, Jakob

„Iacobus Rueff, urbis Tigurinae Chirurgus“ (Selbstbezeichnung im Kalender, zit. 1544)
* ca. 1505 Konstanz, † 20.2.1558 Zürich
Kalender seit 1544, verfaßt bis 1558

Jakob Ruf (Rueff, Ruoff) wurde um 1505 in Konstanz geboren (Keller, 2008, Bd. 1, S. 52). Der Vater war Thias Ruf (gest. um 1520), der von 1503 bis 1506 das Amt des Salzmessers versah und zu den ärmeren Bewohnern des „Schlegel“-Quartiers in Konstanz gehörte (ebd., S. 53). Jüngere Geschwister waren Michel, Thias und Anna. Anfang der 1520er Jahre lebte Ruf in einem Kloster in Chur (vermutlich das Prämonstratenserstift St. Luzi), das er aber um 1525 wieder verließ und 1526 in Konstanz das Schererhandwerk erlernte (ebd., S. 54, 63). Er muß „bereits in den ersten Reformationsjahren aus dem Kloster ausgetreten sein (ebd., S. 55). Offenbar sah Ruf in der Reformation auch für sich eine „radikal neue[] Lebensoption“, denn er wollte seine Nahrung mit der Arbeit seiner Hände verdienen (formuliert 1526, siehe ebd., S. 55). „Das Beispiel des Konstanzer Reformators Ambrosius, der das Kloster bereits 1522 verlassen hatte, mag Ruf beeinflusst haben“ (ebd., S. 56).
Ruf heiratete Kleophe Schenkli (gest. 1559) aus Wil und zog mit ihr spätestens 1532 nach Zürich. Beide hatten nur ein gemeinsames Kind, die zu Beginn der 1530er geborene Tochter Anna (gest. 1561) (ebd., S. 58). Peter Hafner (gest. 1592) war ein Stiefsohn Rufs, der 1552 die leibliche Tochter Anna heiratete (ebd., S. 59).
1527 verließ Ruf als Scherergeselle Konstanz und ging auf „Gesellenreise“, deren genauer Verlauf nicht bekannt ist (vgl. ebd., S. 81 mit der Eingrenzung des Gebiets am Bodensee, in Süddeutschland und in der Eidgenossenschaft). Sicher ist, daß Ruf 1531 die Meisterprüfung ablegte (ebd., S. 80) und am 8. Mai 1532 in Zürich eingebürgert wurde (ebd., S. 86). Auf der Wanderschaft geriet Ruf, der der Reformation anhing, in die Auseinandersetzungen zwischen der katholischen Innerschweiz und den reformierten Städten wie Zürich. Nachdem dabei 1531 der Zürcher Stadtchirurg Jakob Sprenger gefallen war, gelang es Ruf dessen Stelle als Chirurg in städtischen Diensten einzunehmen (ebd., S. 85, 87, 91). Mit einer Jahresbesoldung von 40 Pfund war er als Stadtschnittarzt „der höchste Chirurg in der Stadt, aber dem Stadtarzt untergeordnet“ (ebd., S. 92). Als gelehrter Chirurg verfaßte Ruf „mindestens sechs Spiele, vier medizinische Werke, eine prognostische Schrift, elf Kalender, vier Flugblätter, zwei Lieder, ein Verzeichnis von Ärzten und Astrologen, Spruchgedichte über gelehrte Astrologen sowie solche über Fische“ (ebd., S. 120). Er starb am 20. Februar 1558 in Zürich (ebd., S. 11).
Für das Jahr 1540 wurde in Nürnberg erstmals ein Schreibkalender in Quart gedruckt (siehe bei → Dionysius Sibenburger), dem ein Prognostikum in Quart beigegeben wurde. In Zürich druckte man einen Buchkalender erstmals für 1544, jedoch im kleineren Oktav-Format. Der erste Verfasser dieses „Kalender[s] oder Laaßbuechlin[s] sampt der Practick“ war Jakob Ruf, der für das gleiche Jahr auch ein großes Prognostikum herausgab. Somit ist Rufs Kalender für 1544 nicht das „erste[] Produkt dieses neuen Buchkalendertyps“ (Keller, 2008, Bd. 4, S. 904). (Nach Keller, 2008, Bd. 1, S. 97 soll Ruf „die Autorschaft für die jährlichen Buch- und Wandkalender der Stadt Zürich“ von dem Stadtarzt Christoph Clauser übernommen haben. Ein Zürcher Buch- bzw. Schreibkalender vor Rufs Buchkalender für 1544 ist jedoch nicht bekannt. Vgl. die „Practica“ für 1543 in quart und den „Kalender“ für 1552 in oktav von Clauser.) Dieser Buchkalender enthält auf zwei gegenüberliegenden Seiten jeweils das Kalendarium eines halben Monats. Eine unbedruckte Schreibseite ist nicht vorhanden (vgl. bei → Anton Brelochs, Reihe 3). In den überlieferten Exemplaren für 1544 und 1545 sind aber zusätzliche unbedruckte Blätter eingeschossen worden, die beschrieben sind. Der Schreiber war der Zürcher Theologe Wolfgang Haller (1525–1601), der mit Antritt seiner ersten Pfarrstelle 1544 die kleinen Buchkalender als Tagebuch durchgehend bis zum Jahr 1576 nutzte (überliefert in drei Bänden in der ZB Zürich, Ms D 269, 270, 271; beschrieben in Keller, 2008, Bd. 4, S. 905). Mindestens seit 1553 (für 1554) gab Ruf auch Schreibkalender („sampt der Schrybtafel“) wie → Valentin Butzlin, der ebenfalls in der Offizin Froschauer drucken ließ, heraus. Eine umfangreiche „Practica“ in oktav folgt erstmals im Anschluß an das Kalendarium für 1558. Da diese mitten auf der Seite beginnt, ist diese Praktik kein gesonderter Druck. Die überlieferten Kalender bzw. Schreibkalender in oktav und Einblattdrucke sowie das überlieferte Prognostikum in quart werden hier gesondert angeführt.

Kalender:
1544: Kalender oder Laaßbuechlin sampt der Practick, 8°, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,1)
1545: Kalender oder Laaßbuechlin sampt der Practick, 8°, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,2)
[?] 1546: Kalender oder Laaßbuechlin sampt der Practick, 8°, Druck Eustachius Froschauer, Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,3) [Bei diesem Exemplar fehlt das Titelblatt. Der Autor wird laut VD16 R 3569 mit Jakob Ruf angegeben. Keller, 2008, Bd. 4 schreibt dieses Exemplar nicht Ruf zu. Der Aufbau des Kalendariums ähnelt dem des Kalenders für 1550 von Valentin Butzlin.]

Schreibkalender:
1554: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, 8°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,9)
1555: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, 8°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,10)
1556: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, 8°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,11)
1557: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, 8°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,12)
1558: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, 8°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (ZB Zürich, Ms D 269,13)

Praktik bzw. Prognostikum:
1544: Ein nüwe und tütsche Prognostication, 4°, Druck Christoph Froschauer d. Ä., Zürich (ZB Zürich, 18.280,15)

Wandkalender:
1554: Einblattdruck, 2°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Bern, ZB Rar alt gr fol 33:1554)
1556: Einblattdruck, 2°, Druck Christoph Froschauer d. J., Zürich (UB Bern, ZB Rar alt gr fol 33:1556)

Titel:
(1) 1544–1546[?]: Kalender oder Laaßbuechlin sampt der Practick, Format 8°.
(2) 1554[?]–1558: Laßbuechlin sampt der Schrybtafel, Format 8°.
(3) 1544–[?]: Ein nüwe und tütsche Prognostication, Format 4°.
(4) 1554[?]–1556[?]: [Wandkalender], Einblattdruck, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1) 1544–1546[?]: Eustachius Froschauer, Zürich.
(2), (4) 1554[?]–1558: Christoph Froschauer d. J., Zürich.
(3) 1544: Christoph Froschauer d. Ä., Zürich.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 205, Nr. 1859 (Kalender für 1544) und passim. Keller, 2008, Bd. 4, S. 910–913. VD16. CERL.
Online:
(1) 1544, 1545, 1546,
(2) 1554, 1555, 1556, 1557, 1558,
(3) 1544 [21.04.2016].
Andere Drucke:
Das gesamte Werk ist verzeichnet in Keller, 2008, Bd. 4, S. 995–997, beschrieben in ebd., Bd. 1, S. 173–198, und erneut gedruckt in ebd., Bde. 2, 3.
Literatur (Auswahl):
Hildegard Elisabeth Keller (Hrsg.): Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien. 5 Bände und 2 CD-ROM. Zürich 2008. Zu Jakob Rufs Biographie: Bd. 1. Zu Rufs Kalendern und Prognostiken: Bd. 4, S. 899–962.

Erstellt: 21.04.2016
Letzte Aktualisierung: 18.11.2019

ruf_jakob.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/18 09:12 von klaus-dieter herbst