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Paceus, Johannes

„M. Johannes Paceus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1561, Prognostikum)
* ca. 1530 Wittenberg, † 18.(15.)8.1569 Eger/Böhmen
Kalender seit 1561, verfaßt bis mindestens 1563

Johannes Paceus wurde um 1530 in Wittenberg geboren. In jenem Jahr immatrikulierte sich dessen Vater Valentin Hartung (gest. 1558), genannt Paceus, an der Universität in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 139 „[1530 Julij.] Valentinus Harthungus de Anspach.“; dieser Valentin Paceus ist nicht zu verwechseln mit dem in Geisa geborenen Valentin Pacheus, der sich bereits 1525 immatrikulierte, siehe ebd., S. 125; beide werden vermengt in Burmeister, 2015, S. 432). Daß der aus Ansbach in Bayern stammende Valentin Hartung der Vater des Johannes war, folgt aus dem Eintrag in die Matrikel der Universität Leipzig. Im Sommersemster 1545 wurde unter der bayerischen Nation eingetragen: „Valentinus Hartungk mgr. Wittenbergensis, Paceus apellatus, cum filiolis Iohanne et Paulo dt. totum 12 gr.“ (Erler, 1895, Bd. 1, S. 655). Nachdem der Vater Valentin in Wittenberg zum Magister promoviert worden war, wurde er 1542 erster evangelischer Pfarrer an der Lambertikirche in Querfurt, 1547 Diakon an der Nikolaikirche in Leipzig und danach an der Leipziger Universität Baccalaureat (2.10.1549) und Doktor der Theologie (3.10.1549) (Erler, 1895, Bd. 2, S. 32). 1557 ging er als Professor nach Dillingen und konvertierte zurück zum „alten“ Glauben (Jöcher, 1750/51, Bd. 3, Sp. 1165; Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 5, Sp. 1350).
Der Sohn Johannes kann erst ab 1530 geboren worden sein, nachdem sein Vater nach Wittenberg gekommen war, denn der Sohn gab stets an, daß er in Wittenberg geboren sei. Nach der gemeinsam mit dem Bruder Paul vorgenommenen Immatrikulation im Sommersemester 1545 in Leipzig (siehe oben) wechselten beide Brüder im August 1546 an die Universität in Wittenberg (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 235 „[1546] Johannes [et] Paulinus Pacaeus 18 Aug.“). Spätestens zum Wintersemester 1548/49 studierte Johannes Paceus aber wieder in Leipzig, denn am 21. März 1549 wurde er dort an der Artistenfakultät zum Baccalaureus (Erler, 1895, Bd. 2, S. 705 „Ioannes Paceus Wittebergensis“) und 1551 (u. a. mit → Andreas Rosa) zum Magister (ebd., S. 725) sowie am 20. September 1554 an der theologischen Fakultät zum Baccalaureus der Theologie (ebd., S. 33 „in bacularios theologie: […] mgr. Johannes Paceus Vitebergensis“) promoviert. Bis April 1551 war Johannes Pacaeus Famulus von Georg Joachim Rheticus (1514–1574), der dann aber fluchtartig Leipzig verlassen mußte (Burmeister, 2015, S. 51, 431).
Nach 1554 versah Pacaeus als evangelischer Geistlicher verschiedene Ämter in Weißensee (zwei Jahre Gehilfe des dortigen Pfarrers), Kühndorf (1560 Pfarrer), Wiehe (1561–1565 Oberpfarrer) und Eger/Böhmen (10.2.1565–1569 Pfarrer und Superintendent) (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 6, S. 419, hier werden zwei Personen unterschieden: Johann Pacaeus (Paceus) in Wiehe und Johann Paceus in Kühndorf, wobei der letztere als Verteidiger der Astrologie als christliche Wissenschaft charakterisiert wird, die hierauf bezogene Schrift aber von dem ersten in Wiehe verfaßt wurde, siehe den anderen Druck, Titel 2). Er gilt als „Reformator des Egerlandes“ (Burmeister, 2015, S. 430). Pacaeus war zweimal verheiratet, der Name der ersten Frau ist nicht bekannt, die zweite hieß Barbara Goldschalt (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 6, S. 419). Paceus starb am 18. (oder 15.) August 1569 im böhmischen Eger (Eckert, 1974/76, S. 86).
Daß Paceus neben den bekannten Prognostiken für 1561 und 1563 tatsächlich auch Schreibkalender verfaßte, kann nur vermutet werden. In seiner Streitschrift „Astrologia Vindicata“ von 1562 (anderer Druck, Titel 2), die er den Bürgermeistern und dem Rat der Bergstadt Freiberg widmete und mit „Datum Wihe den 25. Julij […] M. D. LXII. […] M. Ioannes Paceus Pfarrherr zu Wihe“ unterzeichnete (S. A3b), schrieb er nur von den „yetzigen Practickenschreiber[n]“ (S. B1a). Gleichwol ist es sehr wahrscheinlich, daß Paceus wie der Pfarrer → Adam Ursinus seit 1556 in Tonndorf und andere Pfarrer auch Kalender verfaßte (vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1122f.). Als zweiter gehörte er somit zu den ersten Pfarrern, die Kalender verfaßten (vgl. Barnes, 2016, S. 207: „Among the first Protestant clergymen who did put out an annual calendar was the Saxon pastor Johann Paceus“).

Titel:
(1) [1561?]–[1563?]: Kalender [kein Exemplar ermittelt].
(1a) 1561[?]–1563[?]: Prognosticon.
Druck und Verlag:
(1a) 1561: Agathe Gegler, Augsburg,[1562?]–1563: Nicolaus Knorr, Nürnberg.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 233, Nr. 2264 (Vorhersage für 1561), S. 235, Nr. 2313 (Vorhersage für 1563). Matthäus, 1969, Sp. 1359. VD16. CERL.
Andere Drucke:
(1) Die Gebetlein der lieben Veter aus der gantzen geschrifft altes vnd newen Testaments zum brauch der einfeltigen Christen zusamen bracht. Schleusingen 1557. Zitiert nach VD16 P 54.
(2) Astrologia Vindicata. Warhafftige vnd gründtliche ablainung/ der vngegründten vnnd vnerfindtlichen aufflag/ darmit yetziger zeyt die Astrologey/ als Vnchristlich/ Aberglaubisch/ vnd Gotteslesterlich verdampt wirdt. Nürnberg 1562. BSB München, Res/4 J. rom. m. 250#Beibd. 9. Online [10.05.2016].
Literatur:
Karl Heinz Burmeister: Magister Rheticus und seine Schulgesellen. Das Ringen um Kenntnis und Durchsetzung des heliozentrischen Weltsystems des Kopernikus um 1540/50. Konstanz, München 2015 (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs, Bd. 11 N. F.). Zu Johannes Pacaeus: S. 430f.

Erstellt: 10.05.2016
Letzte Aktualisierung: 06.11.2019

paceus_johannes.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/06 10:31 von klaus-dieter herbst