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Mileius, Alexander

„Az crakai academianak professora, Alexander Mileivs doctor, philosophus es mathematicusnak irásabul magyarra fordittattot“; „M. Alexandrus Mileius Rokitnensis, der Freyen Künste vnd Philosoph. Doct. vnd Mathematicus in Crakaw“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1619 der Reihe 3, 1628 der Reihe 2)
* ca. 1574 Roketnitz/Mähren, † nach 1630 [Krakau ?]
Kalender seit mindestens 1618, verfaßt bis mindestens 1631

Alexander Mileius bezeichnete sich auf den Titelblättern seiner Kalender als Professor und Mathematiker an der Universität in Krakau mit der Herkunftsangabe „Rokitnensis“. In Krakau gab es um 1600 aber lediglich einen Albert Mileius, erst als Student, dann als Magister bzw. Professor der Astronomie. Hier wird angenommen, daß beide Vornamen für ein und dieselbe Person stehen.
Albert Mileius wurde etwa 1574 im mährischen Dorf Roketnitz (slowak. Rokytnice), das sich unweit von Prerau (slowak. Přerov) und etwas südlich von Olmütz (slowak. Olomouc) befindet, geboren (es gibt drei weitere Orte in Mähren namens Roketnitz, die aber nicht in der Nähe von Olmütz liegen, vgl. Schilling, 2000, Bd. 3, S. 168). Das ungefähre Geburtsjahr wird aus dem Jahr 1592 der Immatrikulation an der Krakauer Universität geschlossen (Chmiel, 1887, Bd. 3, S. 174 „Albertus Faelicis Mily Rokithnensis dioc. Cracouiensis die 26 May [1592], 3.“). Gemäß dem Matrikeleintrag war er ein Sohn von Felix Mil[e]ius in Roketnitz. Der Name Alexander könnte ein Anagramm sein, das aus den beiden Vornamen Albert und Felix gebildet wurde (wobei das t oder das b in ein d gewandelt und ein n ergänzt wurde). Da zwischen 1580 und 1620 kein weiterer Student aus Roketnitz in die Matrikel eingetragen wurde, sprechen alle Indizien für die Annahme einer einzigen Person.
1608 wurde von Studenten der Krakauer Universität ein Lobgedicht verfaßt, das an „Albertum Mileivm Rokitnensem, Collegam Minorem, Astronomiae Professorem: Artium & Philosophiae Baccalaurei“ gerichtet wurde (entnommen der Titelei in Estreicher, 1872, Bd. 22, S. 387). Dazu paßt der Eintrag in den Matrikeln aus dem Jahr 1608: „Hi decem studiosi sunt commendati per Albertum Milerum Collegam minorem: […]“ (Chmiel, 1887, Bd. 4, S. 7; „Milerus“ wird ein Lesefehler sein und Mileius meinen). Im Sommersemester 1613 wird ein „Mgr. Mileus“ genannt, der einige Immatrikulationen vorgenommen hat (ebd., S. 36). Und aus dem Jahr 1616 weiß eine polnische Quelle von 1859 zu berichten, daß ein „Albert Milej, rodem z Rokitna“ an der Krakauer Akademie Astrologe war (PBA, Fiche 367, 438).
Als Kalendermacher der Krakauer Universität folgte „Alexander Mileius“ auf → Gabriel Joannicius. Das älteste bekannte Exemplar ist ein „Crackawer Schreib-Calender“ für 1618, der in Olmütz gedruckt wurde (siehe Estreicher, 1872, Bd. 22, S. 387). Diese Reihe könnte später von → Paweł Herka fortgeführt worden sein, von dem ein „Crackawer Schreib Calender“ für 1627 überliefert ist, der vermutlich ebenfalls in Olmütz gedruckt wurde. Nach einer Aussage von → Johann Wilhelm Mannagetta hätte Mileius als genannter Autor eines auf Olmütz gerichteten und in Olmütz gedruckten Kalenders „nicht das mindeste zu tun gehabt“ mit diesem Kalender (Seethaler, 1982, Bd. 1, S. 280, Seethaler bezieht sich auf Mannagettas „Schreib Calender“ für 1622, S. D4b–E1a). Unabhängig von Mannagettas Einschätzung folgt hieraus aber, daß Mileius’ Olmützer Kalender auch 1621 erschienen war.
Etwa um die gleiche Zeit begann Mileius auch ungarische Kalender herauszugeben (überliefert sind Exemplare für 1619, 1626 und 1629). Mileius, in dessen Heimatort „Ende des 16. Jahrhunderts Lutheraner und Mährische Brüder wohnten“, ließ seine ungarischen Kalender und Prognostiken in westungarischen, protestantischen Orten drucken (Matthäus, 2012c, S. 135), unter anderem in Tschapring (ungar. Csepreg), wo auch → David Frölich Kalender drucken ließ.
Überliefert sind ferner zwei Schreibkalender für 1628 und 1631, die in Nürnberg gedruckt wurden. Das Exemplar des „SchreibCalender[s]“ für 1628 hat sich in einer Privatsammlung erhalten (für den am 30. September 2017 gegebenen Hinweis darauf danke ich Dr. Andreas Graf, Köln). Das Exemplar für 1631 ist 2010 im Salzburger Antiquariat Weinek angeboten worden und befindet sich jetzt ebenfalls in privater Hand (Matthäus, 2012c, S. 132). Der Jahrgang 1631 wurde Ende 1630 in Wien von der Zensurbehörde konfisziert, weil dieser Kalender ein falscher, d. h. unkatholischer Kalender war (ebd., S. 133).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1618–1621[?]: Crackawer Schreib-Calender samt gemeiner Practica, Format 4°.
(2) 1628[?]–1631: SchreibCalender/ sampt gemeiner Practica, Format 4°.
Ungarische Kalender:
(3) 1619[?]–1629[?]: Calendarivm, Format 8°.
Druck und Verlag:
(1) Paul Schramm, Olmütz (Olomouc).
(2) 1628[?]–1629: Georg Endter d. J., Nürnberg, 1630–1631: Georg Endter d. J. Erben, Nürnberg.
(3) 1619–[?]: Imre Farkas (Emmerich Wolf), Keresztúr (Deutschkreutz/Burgenland), [?]–1626–[?]: Imre Farkas (Emmerich Wolf), Csepreg (Tschapring), [?]–1629–[?]: Matè Bernard (Matthäus Bernardi), Pápa (zwischen Raab und Plattensee).
Nachweis:
Matthäus, 2012c, S. 132–135. Gazda/Molnár, S. [8]. Estreicher, 1872, Bd. 22, S. 386f. RMNy, 1983, S. 261, 383, 451.
Anderer Druck:
Kriegs Prognosticon […]. Für die Jahre 1629 bis 1637. Gedruckt 1629. BU Wrocław, Sign. 536672.

Erstellt: 04.07.2014
Letzte Aktualisierung: 30.10.2019

mileius_alexander.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/30 16:56 von klaus-dieter herbst