„Caspar March/ der Med. D. vnd Professor zu Greyffswald“; „D. der Medicin und Mathematic Professor zu Rostock“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1650, 1657)
* 23.3.1619 Penkun/Pommern, † 26.10.1677 Cölln an der Spree
Kalender seit 1648, verfaßt bis 1664
Caspar March wurde am 23. März 1619 als Sohn des gleichnamigen Pfarrers Caspar March (1582–?) und dessen Frau Anna, geb. Krüger, in Penkun bei Stettin geboren (Pfitzner, 2015, S. 186; vgl. Willgeroth, 1929, S. 237). Seit 1678 taucht in der Literatur auch das abweichende Geburtsjahr 1629 auf (siehe Bödiker, 1678, Titelblatt), das aber aufgrund der Datierungen im weiteren Lebenslauf Marchs nicht stimmen kann (z. B. war eine Immatrikulation an einer Universität zwar als Kind mit 13 Jahren möglich, nicht aber mit 3; auch war damals die Verheiratung eines Jungen mit 15 Jahren nicht üblich).
1633 mußte die Familie aufgrund von Zerstörungen der Stadt infolge des Dreißigjährigen Krieges verlassen und sie zog nach Stettin, wo der junge Caspar bereits das Gymnasium besucht hatte (seit 1629/30; Pfitzner, 2015, S. 186). In Stettin lebte seit 1624 auch der Stadtphysicus, Astronom und Kalendermacher → Lorenz Eichstädt. Noch als Kind wurde March 1632 an der Universität in Frankfurt an der Oder immatrikuliert (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 720 „Casparus March Penckhunensis Pomeranus [non iuravit]“). Im Mai 1638 schrieb er sich in die Matrikel der Universität Rostock ein (Hofmeister, 1889, Bd. 3, S. 114 „Mense Maio [1638] Casparus March Pencuno-Pomeranus“). Von 1639 bis 1641 studierte er in Greifswald Medizin und Mathematik (Friedländer, 1893, Bd. 1, S. 578 „23. Jun. [1639] Casparus March, Pencunensis P., iuravit“), seit dem 4. September 1641 in Leiden (Du Rieu, 1875, Sp. 326 „[1641.] Sept. 4. Casparus Marchius Pomeranus. 21, M.“). In Greifswald wurde er am 6. März 1644 mit einer Disputation „de epilepsia“ zum Doktor der Medizin promoviert (Friedländer, 1893, Bd. 1, S. 625) und im September desselben Jahres als Nachfolger von Johann Heun als Professor berufen (ebd., Bd. 1, S. 629; siehe auch die Universitätsakte zum Berufungsvorgang in UA Greifswald, Altes Rektorat St. 102, fol. 62–72, für den am 17. August 2011 gegebenen Hinweis auf diese Akte danke ich Dr. Dirk Alvermann, UA Greifswald). 1646 wurde ihm die Leitung und Überwachung der Herstellung von Arzneimitteln übertragen (ebd., Bd. 2, S. 15); von 1648 bis 1652 wohnte er in der „Alten Apotheke“ (UA Greifswald, Altes Rektorat Hbg. 291). Im Wintersemester 1648/49 erhielt March eine ordentliche Professur für Mathematik und eine außerordentliche für Chemie an der Greifswalder Universität (ebd., Bd. 2, S. 28, 34), 1650/51 kam eine Professur in der medizinischen Fakultät hinzu (ebd., Bd. 2, S. 39). 1655 wechselte er als Professor der Medizin an die Universität Rostock (Hofmeister, 1889, Bd. 3, S. 193; vgl. UA Rostock, Personalakte Caspar March, Nr. 89). In Rostock erhielt er 1658 auch den Lehrstuhl für höhere Mathematik und er übernahm 1658 sowie 1664 das Amt des Rektors (ebd., Bd. 3, S. 200, 223). Schließlich wechselte er gemeinsam mit den Professoren Matthias Wasmuth, Daniel Georg Morhof und Christian Kortholt an die Universität Kiel, nachdem am 5. Oktober 1665 ein Ruf dieser Universität ergangen war (ebd., Bd. 3, S. 229). March wurde 1673 als Leibarzt von Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, nach Cölln an die Spree berufen, wo er am 26. Oktober 1677 starb (Pfitzner, 2015, S. 187).
1644 heiratete March Catharina Schmied (Schmidt), Tochter des Apothekers Jacob Schmied, in Greifswald (Friedländer, 1893, Bd. 1, S. 625 „copulavit Catharinam, Jacobi Schmiedes pharmacopolae beatae memoriae filiam“). Aus der Ehe ging unter anderem der gleichnamige Sohn Caspar March (1654–1706) hervor, der erst 1680 in Kiel und 1700 in Greifswald promoviert und dort auf die medizinische Professur berufen wurde (Alvermann/Dahlenberg, 2006, S. 127). March hatte mindestens eine Tochter und weitere „kleine[] Söhne“ hinterlassen (Bödiker, 1678, S. C3a).
Mit dem Kalendermachen begann March im Jahr 1647, als er seinen ersten Kalender für 1648 verfaßte. Diesen ließ er in Greifswald drucken, wo vorher auch von → Caspar Schwartz ein kleiner (12°) Almanach erschienen war. Nachdem March an die Universität Kiel gewechselt war, führte → Andreas Marquard für drei Jahre die Kalenderreihe fort.
Marchs Interesse galt schon frühzeitig nicht nur der Medizin, sondern auch der Astronomie. Das kommt nicht nur in seinen zahlreichen astronomischen Schriften und in seinem Engagement zur Gründung der ersten Sternwarte in Rostock 1662 zum Ausdruck (dazu ausführlich Pfitzner, 2015, S. 44–55 und Hamel, 2019, S. 91–101; March besuchte auch Johannes Hevelius in Danzig, mit dem er von 1659 bis 1665 56 Briefe wechselte, vgl. Herbst/Keyes, 2014, S. 346 und passim), sondern auch in seinen Kalendern, die er mit zusätzlichen astronomischen Informationen füllte. Zum Beispiel fügte er im Kalender für 1650 am Schluß des zweiten Teils eine „Taffel/ worinnen der vornehmste Fix=Sternen Ascensio Recta in Stunden=Zeit/ enthalten ist“, hinzu, die der Kalenderleser für die Ermittlung der Zeit in der Nacht gebrauchen konnte. Und das Finsterniskapitel weitete er derart aus, daß er mitunter die Finsternisdaten nach verschiedenen astronomischen Tafeln berechnete und die Ergebnisse miteinander verglich. So schrieb er im Kalender für 1657 von seinem „Calculo (welchen wir dißmal auß gewissen Ursachen/ nach denen auff die Keplerianische hypotheses sich gründenden Tabulis Mariae Cunitiae anstellen wollen)“ und betonte, er wolle, „weil alle Tabulae motuum coelestium, die heutiges Tages im Gebrauch und Beruffe seyn/ nicht so gar genawe in Determinirung der Zeit und Grösse der Finsternissen übereintreffen/ dem curieusen Liebhaber dieser Himmlischen Observationum in nachfolgender kleinen Tabelle vorzustellen/ was für ein Vnterscheid bey dieser Finsternis nach unterschiedlicher Art zu rechnen/ gespüret werde.“ Nachdem March die Ergebnisse für die Mondfinsternis vom 15./25. Juni 1657 gemäß den verschiedenen Tafeln von Christian Severin Longomontan, Maria Cunitia, Philipp Lansberg und Andrea Argoli in einer Tabelle vorgestellt hat, richtete er sich noch einmal direkt an seine Leser: „Habe also hiemit die Liebhaber der Astronomischen Scientz zu fleissiger Anmerckung dieser Finsternüs und höchstlustigster Untersuchung/ welcher Calculus am nechsten mit dem Himmel überein komme/ anfrischen wollen“ (Kalender für 1657, zweiter Teil, S. C2b). Somit liefern auch die Kalender von Caspar March Beispiele dafür, wie dieses Massenmedium als Ersatz eines noch fehlenden gelehrten Journals für die Kommunikation unter den Astronomen bzw. den Liebhabern der Astronomie genutzt wurde (vgl. Herbst, 2009a und Herbst, 2010b).
Im Vorfeld der großen Sonnenfinsternis vom 2./12. August 1654 gehörte March zu jenen Gelehrten, die sich in ihren astronomischen Schriften und Schreibkalendern an der damaligen öffentlichen Diskussion über die Frage, ob diese Finsternis als Vorbote des Jüngsten Tags angesehen werden könne, beteiligten (vgl. Herbst, 2010a, S. 35–144, zu March bes. S. 76–78). March verneinte eine solche Möglichkeit.
Titel:
Deutscher Kalender:
(1) 1648–1664: Schreib=Calender, Format 4°.
Schwedischer Kalender:
(2) 1652[?]–1661[?]: Almanach På thet åhr, Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) 1648: Druck Johann Pepelow, Greifswald, Verlag Otto Rymann, Greifswald, 1649–1664: Druck und Verlag Michael Meder, Stralsund.
(2) Zacharias Brockenius, Strengnäs.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 123. Klemming/Eneström, 1878, S. 9–11. VD17. CERL.
Andere Drucke (Auswahl):
Nicht genannt werden hier die zahlreichen Universitätsprogramme, die Caspar March verfaßte.
(1) (Disputation) Johann Heun (Praeses), Caspar March (Respondent): Disputatio Medica De Purgantibus, Eorumque Recta Administratione […]. 18. November 1643. Greifswald. UB Erlangen, Hoo/DISS.A.S 1165. Online [27.09.2016].
(2) (Disputation) Schoener (Praeses), Caspar March (Respondent): Disp. inaug. de epilepsia. 6. März 1644. Greifswald. Zitiert nach Willgeroth, 1929, S. 237.
(3) (Disputation) Caspar March (Praeses), Laurentius Bünsow (Respondent): Tetras Quaestionum selectarum De Sole. 6. März 1650. Greifswald. SUB Göttingen, DISS MED COLL MAX 251 (14). Online [27.09.2016].
(4) Anmerckung Vnd Natürliche Gedancken/ nebest Astrologischen Muthmassungen Von dem Im ablauffenden 1652sten Jahre Auf Cometen=Art/ wiewol tunckel vnd kurtz=erschienen Newen Stern/ […]. Stralsund 1653. HAB Wolfenbüttel, A: 44.8 Astron. (6), online [27.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken. Nachdrucke.
(5) Astrologischer Discours Von der Anno M DC LIV. den 2/12. Augusti vorfallenden grossen vnd nachdencklichen Sonnen=Finsternüß. Worinnen insonderheit Das so gedruckt als schrifftlich vmbhergangene Prognosticon von selbiger Finsternüß beydes nach Mathematischen Gründen vnd Astrologischen Regeln examiniret wird/ Zu besserm Vnterricht der Jenigen/ so deßfalls vmbständlicher informiret zu seyn/ begehren/ mit sonderlichem Fleisse abgefasset/ vnd mit Beyfügung etlicher Abrisse/ wie diese Finsternuß in vnterschiedlichen Reichen wird anzusehen seyn/ […]. Stralsund 1653. HAB Wolfenbüttel, A: 44.8 Astron. (7), online [27.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken. Wiederabgedruckt in dem Sammelband, 1654, S. A4a–F2a.
(6) (Disputation) Caspar March (Praeses), Johann Joachim Frick (Respondent): Themata Medica De Apoplexia. 6. September 1658. Rostock. SBPK Berlin, 5 in: Ja 253, online [27.09.2016]. Und in anderer Bibliothek.
(7) Astronomische Vntersuchung Derr in diesem 1661. Jahr in zweiffel gerahtenen sichtbaren Sonnen= und Mondfinsternüß Imgleichen einer notablen Bedeckung des Saturni durch den Mond/ nebst einem Kurtzen Anhange von dem Newlich im Ende des Monats Januarii A. Cal. gesehenen Comet=Stern/ […]. Rostock 1661. HAB Wolfenbüttel, L 294.4° Helmst. (14). Und in anderen Bibliotheken.
(8) Astronomischer Discours Von grossen Conjunctionibus Planetarum, absonderlich Der höchstmercklichen Zusammenkunfft aller 7. Planeten in dem feurigen Zeichen des Schützens/ welche man in dem abgehenden 1662sten Jahr den 1. Decembr. befunden hat/ dergleichen nicht allein in 800. Jahren/ sondern wol niemahln annoch (nach allen Umbstenden) vorgefallen ist/ […]. Rostock 1663. UB Rostock, LIIb-1108. 11. Online [27.09.2016].
(9) (Disputation) Caspar March (Praeses), Jacob Kornmesser (Respondent): Disputatio Inauguralis De Affectione Hypochondriaca […]. 18. April 1665. Rostock. SUB Göttingen, DISS MED COLL MAX 150 (22), online [27.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(10) (Disputation) Caspar March (Praeses), Heinrich Bernhard Beselin (Respondent): Disputatio Inauguralis De Luxatione Ossium In Genere […]. 8. Januar 1666. UB Kiel, Ke 9978-594 (6). Und in anderer Bibliothek.
(11) (Disputation) Caspar March (Praeses), Johannes Ehrhorn (Respondent): Disputatio Inauguralis Medica De Menocryphia […]. 6. September 1666. Kiel. UB Erlangen, H00/DISS.A.S 1191, online [27.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(12) (Disputation) Caspar March (Praeses), Georg Friedrich Bleker (Respondent): Diatribe Inauguralis Medica De Melancholia Hypochondriaca […]. 21. August 1673. Kiel. UB Kiel, Ke 9978-594 (11), online [27.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur:
Johann Bödiker: Gesundheit/ War die Grab=Schrifft jenes Weltweisen/ Und hat auch statt bey dem Begräbnüß Des HochEdlen/ GroßAchtbahren und Hoch=Erfahrnen Herrn/ Herrn Caspar Marchen/ Medicinae Doctoris, Churfürstl. Brandenb. Rahts und Archiatri, […]. Cölln an der Spree 1677. SBPK Berlin, 49 an: Ag 923 und 51 an: Bibl. Diez qu. 2342.
Johann Bödiker: Abdanckungs=Rede/ Dem Hoch=Edlen/ Groß=Achtbarn und Hochbenambten Herrn/ Herrn Caspar March/ Medicinae D. Sr. Churfürstlichen Durchl. zu Brandenb. weyland wolbedient=gewesenem Raht/ und Leib=Medico. Der Anno 1629. [sic] zu Pencun in Pommern geboren/ Anno 1677. den 26. Octobr. allhie zu Cölln gestorben/ und den 4. Nov. in St. Peters Kirche beygesetzet/ Zu letzten Ehren gehalten […]. Cölln an der Spree 1678. SBPK Berlin, 10 in: Ee 1613, online [27.09.2016], und 50 in: Bibl. Diez qu. 2342.
Elvira Pfitzner: Vom Jakobsstab zur Spektralanalyse. Astronomie an der Rostocker Universität. Hamburg 2015. Zu Caspar March: S. 43–56, 186f.
Jürgen Hamel: Die Geschichte der Astronomie in Rostock. Leipzig 2019 (= Acta Historica Astronomiae, Vol. 65). Zu Caspar March: S. 84–101.
Erstellt: 27.09.2016
Letzte Aktualisierung: 24.10.2019