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Huberinus, Mauritius

„Mauritius Huberinus, Silentiensis Marchi-Brandeburgicus, Astronomus & Mathematicus“; „Mauritius Huberinus, Philo-Math.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1621, 1669)
* ? Rühstädt in der Prignitz, † nach 1637 Nürnberg
Kalender seit 1616, erschienen bis 1669

Mauritius Huberinus kam nach eigener Angabe aus der Mark Brandenburg. Seinen Herkunftsort verriet er indirekt durch die latinisierte Form „Silentiensis“ (silentium = die Stille, die Ruhe), was auf den kleinen Ort Rühstädt (früher „Ruhestatt“) an der Elbe und in der Prignitz, ca. 12 km südöstlich von Wittenberge gelegen, führt. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Ob er studiert hat, ist ebenfalls nicht bekannt. Seit 1605 hielt sich Huberinus als Astronom und Mathematiker in Nürnberg auf (Matthäus, 1969, Sp. 1137; vgl. Will, 1755, Bd. 3, S. 428 und Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 2, Sp. 2175) und verfaßte dort für das Jahr 1616 seinen ersten Kalender, wobei er mit anderen Nürnberger Kalenderautoren konkurrierte (z. B. → Johann Praetorius, → Johann Caspar Odontius). Neben dem Honorar für den jährlichen Kalender verdiente sich Huberinus seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer (anderer Druck, Titel 2, S. A2v–3r). Die Namen seiner 24 privaten Schüler zählte er in der Widmung des 1615 erschienenen Buches über die Globen auf, und er schrieb weiter: „Omnibus suis quondam discipulis, nunc verò partim in Academia patria Altorffina, partim etiam adhuc sub ipsius & aliorum privata institutione, in musarum castris strenuè militantibus“ (anderer Druck, Titel 1, S. A2a).
Das Globen-Buch verfaßte Huberinus bewußt „in vnser Muttersprach/ den jenigen zu gut/ so der lateinischen Sprach vnerfahren/ vnnd doch zu den Astronomischen Künsten lust haben“, auch wolle er sich künftig „befleissigen noch andere sachen mehr dem Vatterland zu gut in Teutscher Sprach an tag zu geben/ welche bißher gar nicht gesehen worden“ (ebd., S. B2b; zur bewußten Verwendung der Muttersprache siehe auch bei → Johannes Magirus). Bei der Beschreibung der Objekte am Himmel ging er auch auf die neuesten Leistungen und Entdeckungen von Nicolaus Copernicus, Tycho Brahe, → Johannes Kepler, Galileo Galilei und → Simon Marius ein (vgl. z. B. ebd., S. D3b–4a). Und daß es noch viele bisher nicht gesehene Sterne gibt, begründete er mit folgenden Worten: „Darnach beweisen solches etliche newe Astronomi/ welche mit gewisen perspectivischen Instrumenten/ darthun/ daß nicht allein vnter Fixsternen/ sondern auch vnter den Planeten am Himmel gefunden werden/ welche sonst nicht wie die andern sichtbarlich erscheinen/ wie auß dem Nuncio Syderio deß fürtrefflichen Mathematici Galilaei de Galilaeis, wie auch auß dem Mundo Joviali Simonis Marii Guntzenhusani zu sehen“ (ebd., S. E2a).
In den Akten des Nürnberger Rats erscheint er mehrfach, wobei es öfters um „undurchsichtige[] Affairen“ ging, die in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges auch eine politische Komponente hatten (Matthäus, 1969, Sp. 1138). Den letzten Aktenvermerk zu Huberinus gab es am 2. März 1629. 1630 gab er noch eine Flugschrift über am 19. April 1630 beobachtete Nebensonnen heraus. Für 1638 erschien der letzte überlieferte Schreibkalender. Wann genau nach 1637 (in dem Jahr schrieb er noch den Kalender für 1638) Huberinus starb, ist nicht bekannt. 1642 war er bereits gestorben, denn Wolfgang Endter d. Ä. brachte für 1643 einen Kalender unter dem Namen des nicht mehr lebenden Kalendermachers heraus (ebd., Sp. 1139). Auf Huberinus’ Namen als verkaufsförderndes Mittel setzte offenbar auch Johann Philipp Miltenberger, als er für 1669 noch einmal einen Kalender unter dem Namen des längst verstorbenen Astronomen herausbrachte.

Titel:
(1) 1616–1638: Schreibkalender [1621 gerichtet auf Prag und auf Nürnberg; 1624 mit Stadtansicht von Linz auf dem Titelblatt].
(2) [1643?]–[?]: Schreibkalender [kein Exemplar ermittelt].
(3) 1669: [Kupfertitel] Mercurius Des Welt=berühmten Königreichs Franckreich. [Zweites Titelblatt] Mercurius Des Welt=berühmten Königreichs Franckreich. Das ist: […] Chronologischer Schreib=Calender.
Druck und Verlag:
(1) 1616–1617: Georg Leopold Fuhrmann, Nürnberg. 1618–1638: Johann Friedrich Sartorius, Nürnberg.
(2) Endter, Nürnberg.
(3) Johann Phlipp Miltenberger, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 110. Ergänzung: StA Wertheim (Ex. für 1627, 1628, 1632). Matthäus, 1969, Sp. 1354. VD17. CERL.
Online:
(1) 1623 Prognostikum, (3) [30.06.2016].
Andere Drucke:
(1) Globorum Coelestis Et Terrestris Fabrica Et Usus. Das ist: Eygentliche vnd gründtliche Vnterweisung/ wie man beyde Kugeln/ so wol die Himmlische als Irdische/ künstlich zurichten vnd nützlich gebrauchen soll/ dergleichen zuvor in Deutscher Sprach nicht gesehen worden. An jetzo aber […] zusammen getragen vnnd in Truck verfertiget/ Durch Mauritium Huberinum Astronomiae Studiosum. Nürnberg 1615. FB Gotha, Math 4° 00138/01 (01). Und in anderen Bibliotheken.
(2) Pareliorum Das ist/ Dessen den 19. Aprilis Anno 1630. in der Löblichen/ deß H. Röm. ReichsStatt Nürmberg erschienenen vnnd observirten Meteori inusitati, der zweyen falschen oder Neben=Sonnen/ kurtze Delineatio vnnd Beschreibung: […]. Nürnberg 1630. HAB Wolfenbüttel, 42.7 Astron. (78). Online [30.06.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur:
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396, hier Sp. 1137–1139.

Erstellt: 30.06.2016

huberinus_mauritius.txt · Zuletzt geändert: 2017/11/23 15:55 von klaus-dieter herbst