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Herka, Paweł

„Pawel Herka“; „Her[cius Pál Cur]zeloviensis philosophus és m[athemati]cus doctor által“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. Kalendarium 1627 der Reihe 1, Prognostikum 1627 der Reihe 3)
* ca. 1595 Kurzelów, † 18.91648 Krakau
Kalender seit 1620, verfaßt bis 1632

Paweł Herka (Paulus Hercius) wurde um 1595 in dem polnischen Dorf Kurzelów, ca. 40 km westlich von Kielce, geboren. Er war mit → Stanisław Hercius verwand (vielleicht ein älterer Bruder, vgl. Jadwiga, 1960, S. 457), der zu Beginn des 17. Jahrhunderts Astronom und Astrologe sowie Professor an der Krakauer Universität war. Dieser verfaßte Kalender in polnischer Sprache (Brzeziński, 2018, S. 414). Paweł Herka studierte seit dem 15. Oktober 1612 an der Universität in Krakau (Chmiel, 1887, Bd. 4) und wurde dort 1614 zum Baccalaureus und 1618 zum Magister der Philosophie promoviert (Jadwiga, 1961, S. 457). In Krakau lehrte damals der ebenfalls aus Kurzelów stammende → Jan Brożek (Broscius), Doktor der Medizin und ordentlicher Professor der Astrologie, der ebenfalls Kalender herausgab (bekannt für 1615 bis 1618, vgl. Estreicher, 1872, Bd. 13, S. 363f.). Dieser veröffentlichte 1616 die Dissertation „Rebus publicis plus astronomi quam geometrae prosint“ (siehe hier den anderen Druck, Titel 1), die er seinem Studenten Herka widmete (ebd., S. 363).
Nach dem Studium in Krakau lehrte Herka von 1620 bis 1626 Mathematik am Lubrański-Kollegium in Posen und ging dann nach Krakau zurück, wo er als ordentlicher Professor für Astronomie (so in der Titelei der Disputation von 1631, anderer Druck, Titel 4) 1627 erst in das „Kleine Kollegium“ und 1635 auch in das „Große Kollegium“ der philosophischen Fakultät aufgenommen wurde (Jadwiga, 1961, S. 457). Dazwischen wurde er 1631 auf den Lehrstuhl für praktische Mathematik berufen. Nach 1635 studierte er Theologie, worin er 1639 zum Doktor promoviert wurde (ebd.). Ebenfalls 1639 übernahm er den Lehrstuhl für Astrologie. Neben seiner astronomisch-astrologischen Lehrtätigkeit war Herka Kanonikus an St. Anna und Kustos des Kollegiums an St. Florian in Krakau sowie Dekan an St. Martin in Opatów (so in den Titeleien der späten Disputationen von 1647 und 1648). In den Jahren 1626, 1638, 1641 war er Dekan der Philosophischen Fakultät, 1648 wurde er zum Rektor der Universität gewählt.
Der älteste bekannte Kalender von Herka ist ein Schreibkalender für 1620 in polnischer Sprache (Jadwiga, 1961, S. 458). Zwei weitere Exemplare sind für 1628 und 1630 in ungarischer Sprache überliefert (Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 135; RMNY, 1983, S. 436, 456), dazu gehören die überlieferten Prognostiken für 1627 und 1632 (RMNy, 1983, S. 407, 503). Daß Herka auch einen großen Schreibkalender in Deutsch verfaßte, folgt aus dem überlieferten Exemplar für 1627, das am 9. November 2018 im Auktionshaus Zisska & Lacher (München) versteigert wurde (Internetrecherche am 9.11.2018; für den Hinweis darauf danke ich Dr. Klaus Matthäus, Erlangen). Da die Rückseite des Titelblatts im Holzschnitt das Wappen Mährens zeigt, könnte der Kalender in Olmütz gedruckt worden sein. Olmütz (tschech. Olomouc) war bis 1641 die Hauptstadt des Markgrafentums Mähren. Allerdings ist aus der Zeit um 1626 für Olmütz kein Drucker bekannt. Vielleicht druckte Jobst von der Burck, von dem ein Flugblatt aus dem Jahr 1621 bekannt ist (Reske, 2007, S. 760), auch den Kalender für 1627. Dieser „Crackawer Schreib Calender“ von Herka könnte, falls in Olmütz gedruckt, die Fortführung sein des sicher in Olmütz gedruckten „Crackawer Calenders“ für 1618 von → Alexander Mileius.

Titel:
Deutscher Kalender:
(1) 1627[?]–[?]: Crackawer Schreib Calender, Format 4°.
Polnischer Kalender:
(2) 1620–[?]: Kalendarz, Format 8°.
Ungarischer Kalender:
(3) 1627[?]–1632[?]: Calendarivm, Format 8°.
Druck und Verlag:
(1) 1627: ?, [Olmütz?].
(2) 1620: ?, Posen.
(3) 1627–1632: Imre Farkas (= Wolf Emmerich, vgl. Reske, 2007, S. 153), Tschapring, auch 1628: Matthäus Bernardi, Pápa (zwischen Raab und Plattensee).
Nachweis:
Jadwiga, 1960, S. 458 (Ex. für 1620 der Reihe 2). Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 135 (Ex. für 1628, 1630 der Reihe 3). RMNy, 1983, S. 407, 503, 436, 456 (Ex. des Prognostikums für 1627 und 1632, Ex. für 1628 und 1630 der Reihe 3). CERL (ohne Kalender).
Andere Drucke:
(1) (Dissertation) Jan Broscius (Praeses), Paulus Hercius (Dedikant): Rebus publicis plus Astronomi quam Geometrae prosint. Krakau 1616. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 135.
(2) (Disputation) Quaestio de objecto Logicae. Posnań 1621. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 136.
(3) (Disputation) Quaestio de Cometarvm Loco. Krakau 1626. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 135.
(4) (Disputation) Quaestio de rarefactione et condensatione. Krakau 1631. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 136.
(5) (Disputation) Quaestio de visione Dei. Krakau 1647. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 136.
(6) (Disputation) Quaestio Theologica, De altissimo Incarnationis Mysterio ex libr. 3. M. Sent. desumpta. Krakau 1647. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 136.
(7) (Disputation) Quaestio Theologica De Sacramentis in Genere Ex Lib. 4 M. Sentent. Krakau 1648. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 136.
(8) (Disputation) Quaestio Theologica de Oratione rerum et Destinatione in Communi […].Krakau 1648. Zitiert nach Estreicher, 1872, Bd. 18, S. 135.
Literatur:
Dianni Jadwiga: Artikel „Paweł Herka (zm. 1648)“. In: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 9, Warschau 1961, S. 457f.

Erstellt: 14.11.2018
Letzte Aktualisierung: 29.11.2018

herka_pawel.txt · Zuletzt geändert: 2018/11/29 15:23 von klaus-dieter herbst