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Hautt d. Ä., David

„Andreas Goldmeyers Discipulus“; „Andreas Goldmeyers Successor“; „David Hautt“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1640, 1641, 1652)
* (getauft) 28.8.1603 Straßburg, † 6.6.1677 Konstanz
Kalender seit 1640, erschienen bis 1711

David Hautt wurde am 28. August 1603 in Straßburg geboren (Reske, 2007, S. 902). Sein Vater war der aus Schönaich bei Stuttgart stammende Schneider Michael Hautt. In einem protestantischen Elternhaus aufgewachsen, konvertierte David Hautt später zum katholischen Glauben (Lischer, 2002). 1630 heiratete er Margarete Beutler. Aus der Ehe gingen die Kinder → David der Jüngere (1632–1699), Gottfried (1634–1692) und Nicolaus (1641–?) hervor (Reske, 2007, S. 902). 1634 begann Hautt in Straßburg zu drucken. Zwei Jahre später kaufte er in Luzern die Offizin von Johann Hederlin und siedelte dorthin um. Am 9. April 1636 wurde er Hintersasse in Luzern (ebd., S. 576). Von 1643 bis 1657 war er zusätzlich als Verleger in Wien tätig. Durch ein Feuer wurde seine Druckerei in Luzern am 30. März 1657 zerstört. Die wiederaufgebaute Druckerei übertrug er seinem Sohn Gottfried. Er selbst siedelte im gleichen Jahr nach Konstanz über, wo er am 17. September 1657 die städtische Druckerei kaufte (ebd., S. 495). Seit 1664 druckte er die „Wochentlichen Ordinarij Zeitungen“, später auch die städtische „Extraordinari Zeitung“ (ebd.). Nachdem der Drucker Johann Geng gestorben war (1666), pachtete er dessen bischöfliche Druckerei für seinen Sohn David d. J. (ebd., S. 496). David Hautt der Ältere starb am 6. Juni 1677 in Konstanz. Die Witwe lebte 1683 noch.
Auf dem Titelblatt des ältesten überlieferten und von David Hautt verfaßten und gedruckten Kalenders (für 1640) bezeichnete sich Hautt als „Discipulus“ von → Andreas Goldmayer. Daß Hautt tatsächlich der Autor dieses Kalenders war, folgt aus der Dedikation des Kalenders an „Herrn Beato“, Abt zu St. Urban, die Hautt unterzeichnete. Bei dem nächsten Jahrgang bezeichnete sich Hautt als Goldmayers „Successor“. Da von Goldmayer keine in Luzern gedruckte Kalenderreihe bekannt ist, ist die Bezeichnung „Successor“ (Nachfolger) irreführend. Vermutlich hatten sich Hautt und Goldmayer 1632 oder 1634, als Goldmayer jeweils einige Monate in Straßburg weilte, kennengelernt, denn Hautt druckte damals mehrere Schriften Goldmayers (siehe bei Goldmayer die anderen Drucke, Titel 4 bis 7). Das Kalendermachen hatte Hautt von Goldmayer gelernt, so daß die Bezeichnung „Discipulus“ (Schüler) zutreffend ist. Seit dem Kalender für 1652 gab Hautt auf dem Titelblatt an, daß er Goldmayers Nachfolger sei (Wernicke, 2011, S. 259). Eine erste inhaltliche Analyse der Hauttschen Kalender lieferte Norbert Wernicke (Wernicke, 2011, S. 259–263).
Für das Jahr 1685 sind zwei Exemplare des Hauttschen Kalenders überliefert, wobei das eine Exemplar in Luzern von Gottfried Hautt und das andere in Konstanz von David Hautt dem Jüngeren, der offenbar die Kalenderreihe seines verstorbenen Vaters fortführte, gedruckt wurde (Wernicke, 2012a, S. 60).
Bis zum Kalender für 1711 mit dem Titel „Neuer gregorianisch und verbesserter Regenspurgischer Schreibkalender“ erschien der Name von David Hautt als Verfasser auf dem Titelblatt. Die Luzerner Kalenderreihe aus der Offizin „Hautt“ erschien noch bis mindestens 1755 (Wernicke, 2008, S. 504).

Titel:
1640–1711: Schreibkalender mit der Practica [ab 1701 mit leicht wechselnden Titeln].
Druck und Verlag:
1640–1655: David Hautt d. Ä., Luzern, 1656–1663: David Hautt d. Ä. und Nachfolger (Gottfried Hautt), Luzern, 1664–1692[?]: Gottfried Hautt, Luzern, [1693?]–1703: Gottfried Hautts Witwe, Luzern, 1704–1711: Druck Innozenz Dietrich Hautt, Luzern, Verlag Anna-Felicitas Hautt, Luzern.
Nachweis:
Wernicke, 2008, S. 504. Wernicke, 2012a, S. 27f. Tschui, 2009, S. 362. Nicht in Herbst, 2008a. Ergänzung: GLA Karlsruhe (Ex. für 1640, 1641). VD17 (ohne Kalender). CERL (ohne Kalender).
Anderer Druck:
Nur Hautt als Verfasser, nicht als Drucker:
Exploratio Super Cometa: Oder Ein bescheidene/ Natürliche vnnd Kunstziemende Betracht= vnd Handlung von Comet=Sternen: Sonderlich Vber den Lauff vnd Standt deß newlich im Novemb=December vnnd Januarij deß 1664. vnnd 65. Jahrs entstandenen Cometen. Observirt vnd calculirt: Durch David Hautten/ Käys. Not. Civis Constant, vnd der Astronomi Liebhaber. Konstanz 1665. BSB München, Res/4 Astr. p. 520,22.
Literatur (Auswahl):
Markus Lischer: Art. „Hautt, David“. In: HLS, 2002, Bd. 6, S. 171 [22.06.2017].
Christoph Reske: Art. „David Hautt d. Ä.“. In: Reske, 2007, S. 495f. (Konstanz), 576 (Luzern), 902 (Straßburg).
Norbert D. Wernicke: Die Schweizer Kalenderlandschaft 1650–1700. Mit einem Blick auf Grimmelshausen. In: Peter Heßelmann (Hrsg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern, Berlin, Brüssel, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien 2011 (= Beihefte zu Simpliciana 5), S. 251–273. Zu David Hautt d. Ä.: S. 259–263.

Erstellt: 23.06.2017
Letzte Aktualisierung: 20.08.2019

hautt_d._ae._david.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/20 16:03 von klaus-dieter herbst