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Han, Paul Conrad Balthasar

„P. C. B. Han/ des Edlen Gestirns und der Freyen Künsten Liebhaber“; „Paul=Conrad Balthasar Han/ Math. Poët. & Historiographus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1691 von Reihe 1, Kalendarium und zweiter Teil)
* (getauft) 13.12.1633 Nürnberg, † (begraben) 6.9.1699 Nürnberg
Kalender seit 1677, erschienen bis 1810
Pseud.: → Kerl, Stanislaus; → Gallus, P. C. B.

Paul Conrad Balthasar Han wurde Anfang Dezember 1633 in Nürnberg als Sohn eines Feldwebels geboren und am 13. des Monats getauft (Matthäus, 1969, Sp. 1271 mit Angabe des Taufeintrags im Kirchenbuch St. Lorenz). Sein Großvater war der Pfarrer Vitus Han aus Straßburg (Quellenzitat). Über die Mutter und Großmutter konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Han absolvierte seit dem 10. Mai 1655 ein Universitätsstudium in Königsberg (Erler, 1910, Bd. 1, S. 544 „10. Mai [1655] Paulus Conradus Balthasar Han, Noribergensis 2 mk. 5 gr.“). Dort wird er Mathematikvorlesungen von → Andreas Concius gehört haben. Das angebliche Studium der Theologie und Mathematik an der Universität in Altdorf bis 1667 (so Will, 1755, Bd. 2, S. 17) kann nicht durch einen Matrikeleintrag belegt werden.
Während seines Aufenthaltes in Preußen und auch in Nürnberg hatte er offenbar Gelegenheiten zu predigen, denn er bekannte 1692, daß er „vor Jahren/ viel und offtmal hier zu Nürnberg/ als in Preussen und andern Orten/ selbst die Cantzel betretten“ hatte (Kalender für 1693 (Reihe 2), zweiter Teil, S. A2a). Nachdem Han (1659?, vgl. den anderen Druck, Titel 1) nach Nürnberg zurückgekehrt war, hoffte er auf eine amtliche Anstellung in dieser Stadt. Da er diese nicht erreichte, lebte er fortan vom Schreiben verschiedener Bücher, die er aus aktuellen Anlässen heraus verfaßte, und später auch vom Kalendermachen (Will, 1755, Bd. 2, S. 17; Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 2, Sp. 1737f.). Von Han sind zahlreiche Gelegenheitsschriften überliefert, von denen er die früheste bereits mit 13 Jahren verfaßte (anderer Druck, Titel 1).
Am 16. November 1668 heiratete Han Anna Maria Buchfelder aus Nürnberg und, nachdem diese verstorben war, am 20. August 1680 Christina Barbara Wenderlein aus Feuchtwangen (Matthäus, 1969, Sp. 1272, Anm. 1716 mit Bezug auf das Kirchenbuch St. Lorenz). In den letzten 20 Lebensjahren war Han immer wieder krank und mußte die letzte Zeit im Bett zubringen. In einem Kalender für 1693 berichtete er darüber, daß er deswegen viele Neider habe, weil „ich noch in meinem Krancken=Bett/ gleich als ein Gefangener in dem Kercker/ mein Stücklein Brod/ (wie Blutsauer und schwer/ weiß niemand besser/ als Gott und ich) verdienen kan“ (Kalender für 1693 (Reihe 2), zweiter Teil, S. 1b). Anfang September 1699 starb er und wurde am 6. des Monats begraben (Matthäus, 1969, Sp. 1272, Anm. 1719 mit Angabe des Eintrags im Kirchenbuch St. Lorenz).
Den ersten Kalender verfaßte Han 1674 (für das Jahr 1675) noch unter dem Pseudonym „Stanislaus Kerl“. Zwei Jahre später brachte er dann die erste Kalenderreihe, den „Europaeische[n] Currier oder Gespräch Calender“, unter seinem richtigen Namen heraus. Das folgt aus den Überschriften zweier Textspalten: „Deß Hochnützlichen Feld= und Reiß= Arzney= und Gesundheit= Calenders/ Vierzehende Fortsetzung“ und „Deß Europäischen Curriers Zwischen=Materi; Oder Anmuthig=nützlich und ergötzlichen Gespräch=Calenders/ Vierzehende Fortsetzung“ (Kalender für 1691 (Reihe 1), Kalendarium). Demnach war der Kalender für 1691 bereits der 15. Jahrgang, sodaß der erste für 1677 erschienen sein muß. Von den ersten Jahrgängen bis einschließlich1685 konnten keine Exemplare aufgefunden werden, die Überlieferung beginnt mit einem Kalender für 1686.
Der Name „Han“ bzw. „Haan“ war vor allem in Württemberg über das gesamte 18. Jahrhundert hinweg ein anerkannter Name für einen Kalendermacher. Zahlreiche Kalenderreihen erschienen unter diesem Verfassernamen mit wechselnden Vornamen (vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1274). Mit dem „Welt= und Staats=Calender“ (Reihe 2) erschien eine Kalenderreihe Hans bis 1810 (vgl. Matthäus, 2018, S. 386–391).

Titel (ohne die der Pseudonyme):
(1) 1677–1719[?]: [Kupfertitel] Europaeischer Currier. oder Gespräch Calender. [Zweites Titelblatt] Europaeischer Currier/ […] Deß Heil. Röm. Reichs/ und anderer angräntzenden Königreiche/ Geschichts=Calender. [1720?]–1761: Europaeischer Currier, oder Geschichts-Calender, Format 4°.
(2) 1691–1810: [Kupfertitel] Welt= und Staats Calender. [Zweites Titelblatt] Gran-Pescatoris von Chiaravalle, Astrologi imitirter Allgemeiner Welt= und Staats=Calender, Format 4°.
(3) 1693[?]–1695[?]:[Kupfertitel] … [Zweites Titelblatt] Deß Hungarischen Königreichs Chronologischer Historien= Kriegs= Siegs= vnd Niederlags=Calender, Format 4°.
(4) 1695–1810: Kriegs= und Friedens= Wunder=Zeichen= und Sprüch=Wörter=Calender, Format 4°.
(5) 1695–1699: Curios= Kurtzweilig= Possirlicher Schimpff= und Ernst= Calender, Format 4°.
(6) 1695–1703[?]: Europoeischer Wahr=Sager/ Oder deß Preiß-Würdigst Ur-Alt-berühmtesten Herzogthums Würtemberg Chronologisch=Historischer Land= und Städt=Beschreibungs= Auch Curios=Nutzlicher Wein= und Feld=Bau=Calender, Format 4°. [1699 bis 1703 leicht variierende Titel.]
(7) 1695[?]–[1698?]: Hohenloischer Chronic=Calender Und Jahr=Buch der allgemeinen Haußhaltung, Format 4°.
(8) 1696[?]–1699: Französischer KriegsTrangsalen und Land=Plagen=Calender, Format 4°.
(9) 1718[?]–1721[?]: Des astrologischen europäischen Wahr-Sagers […] Friedens-, Kriegs-, Siegs-, Stadt- und Land-Calender, Format 4°.
(10) [?]–[?]: Kalender, Format ? [kein Exemplar ermittelt].
(11) [?]–1712–[?]: Kalender, Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) 1677–[1685?]: ?, München, 1686[?]–1692: Johann Georg Hofmann, Regensburg, 1693–1725: Caspar Brechenmacher, Augsburg, 1726–1729: Johann Georg Brechenmacher, Augsburg, 1730–1761: [Vorname?] Brechenmacher, Augsburg.
(2) Endter, Nürnberg.
(3) Joseph Thadeus Mayr, Laibach.
(4) 1695–1747: Felsecker, Nürnberg, 1748–1810: Endter, Nürnberg.
(5) Hieronymus Lochner, Nürnberg.
(6) Paul Trew, Stuttgart.
(7) Johann Fuchs, Oehringen.
(8) Caspar Brechenmacher, Augsburg.
(9) 1718: Bernhard Michael Müller, Stuttgart, 1721: Christian Gottlieb Rößlins Witwe und Cotta, Tübingen.
(10) [Nicolaus Hassert ?], Meiningen.
(11) Michael Heltzdörffer, Hermannstadt.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 100–102. Ergänzend: StiftsA Klosterneuburg, Kalendersammlung (Ex. für 1691, 1692 von Reihe 1); UB Warschau, Obce-XVIII-4°-226 (Ex. für 1708 von Reihe 2). Herbst, 2011a, S. 34. Matthäus, 1969, Sp. 1352 und Sp. 1273 (Reihe 10). Endter, 1784. SLUB Dresden, Chronol. 0815, misc. 01 (Ex. für 1701 von Reihe 1). UB Eichstätt, 04/1 J I 197 (Ex. für 1716, 1719 von Reihe 1). UB Augsburg, 02/IV.5.4.23angeb. 1 (Ex. für 1761 von Reihe 1). WLB Stuttgart, HBF 3855 und 3858 (Ex. für 1718, 1721 von Reihe 9). RMK II, 1885, Nr. 2433 (Ex. für 1712 von Reihe 11). HSTA Stuttgart (Ex. für 1699, 1700, 1702, 1703 der Reihe 6). VD17. CERL.
Online:
(1) 1699,
(2) 1693–1710 [24.06.2016].
Andere Drucke:
Von den Gelegenheitsschriften wird hier nur eine Auswahl gebracht (vgl. VD17).
(1) (Gelegenheitsschrift, Namenstag) Gluecks-Zuruff oder Erfreulicher Nahmens-Willkomm/ mit welchen […] Paul Martin Viatis Als dessen Erfreuliches Nahmens-Gedaechtnis/ den 29. Monats-Tag Junii Ends bemelten Jahrs das Zeit-Buch entdecket/ in Unterthaenigkeit erwuenschend empfangen/ Paul-Conrad Balth. Han. S. S. Theol. Stud. & Poes. Cultor. Ohne Ort 1647. RSB Zwickau, 49.6.10. (145, 146).
(2) (Gelegenheitsschrift, Hochzeit) Lichter=Gedancken Oder Schertzhaffte Amors=Macht/ Bey Des Hoch= und Wohlgebornen Herrn Herrn Gustavi, Freyherrn zu Ragknitz […] Mit der Hoch=Wohlgebornen Fräule Fräule Sidonia-Elisabeth, Heerin zu Rauchenberg […] Feyerlichst gehaltenem Beylager In Nürnberg den 6. Christmonats=Tag Im Jahr […] [1659]. Als Höchstbenahmte Hochzeit Celebriret hat solches Allerunterthänigst zu Papier gebracht Paulus Conrad Balthasar Han, SS. Theol. St. Nürnberg 1659. UB Erlangen, H61/2 Rar.A 49. Online [27.06.2016].
(3) Venediger Löwen=Muth Und Türckischer Ubermuth: Oder Das hefftig=bekriegte/ Noch unbesiegte/ doch Hülff-benöthigte Candia, Vorweisend Eine ausführliche Beschreibung solcher Insul/ was von etzlich hundert Jahren her merckwürdiges darinnen vorgefallen; Sonderlich aber/ was sich mit Einnahm dieser Insul/ so Anno 1645. geschehen/ und dann hachgehends mit Belägerung der Haupt=Stadt Candia/ biß auf dieses 1669ste Jahr daselbsten begeben. […]. Nürnberg [1669]. ULB Halle, Pon IIn 6179. Online [27.06.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(4) (Gelegenheitsschrift, Tod) Der erblaste Mund Des weyland Wol=Ehrwürdigen/ Großachtbarn/ Hochgelehrten Diener Gottes und Geist=reichen Lehrers bey der Christlich=Evangelischen Gemein in Nürnberg/ Herrn Johann Michael Dilherrn/ […]. Nürnberg 1669. HAB Wolfenbüttel, A: 151.51 Theol. (2).
(5) Geistliche Sabbaths=Andachten/ Oder Christlicher Jugend Seelen=erbauliche Sonn= und Fest=Tags=Feyer/ Uber die Episteln und Evangelia/ auf alle Sonn= und hohe Fest=Täge durch das gantze Jahr eingerichtet. […]. Nürnberg 1671. FB Gotha, Theol 8° 00679/35.
(6) Das Seel=zagende Elsas; Das ist: Ausführlich= alt und neue Beschreibung/ deß alt=berühmten/ schönen/ edlen jetzt fast öden Land=Gravthums Alsatiae, Oder: Ober= und Unter=Elsasses/ Mit Erzählung/ deren von Cron Franckreich/ etzliche Jahr hero/ beschehener grausamer Invasion und Verheerung […]. Nürnberg 1676. SBPK Berlin, Rh 5448. Und in anderen Bibliotheken.
(7) Die Jetzt=lebende Türckey; Oder Schau=Platz der Ottomannischen Pforte. Das ist: Kurtz=verfaßte Chronologische Beschreibung aller und jeder Türcken=Käyser/ So von dem ersten Ottomanno an/ biß auf diesen jetzt=regierenden Käyser Mahumed IV. inclusive solchem Reich vorgestanden; Derselben Leben/ Regierung und Absterben betreffend […]. Nürnberg 1678. ThULB Jena, 12 Hist. or. II, 14. Und in anderen Bibliotheken. Nach Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 2, Sp. 1737 wurden auch Ausgaben in den Jahren 1672 und 1685 publiziert. Davon ist nur die Ausgabe 1685 überliefert, ULB Halle, Alv. Kg 171 und in anderer Bibliothek.
(8) Alt und Neu Pannonia, Oder Kurz=Verfaßte Beschreibung Des Uralten Edlen Königreichs Hungarn/ Als der allgemeinen Christenheit considerablen Schutz= und Vor=Mauer/ Von mehr dann 1000. Jahren hergeholet. […]. Nürnberg 1686. Thulb Jena, 4 Bud. Hung. 3. Online [27.06.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(9) Leopoldi Waffen=Zwang/ und Solymanni Untergang. Das ist: Christliche Bekriegs= und Besieg= Beläger= und Eroberung/ Der beeden ur=altberühmten Haupt=Vestungen Stuhl=Weissenburg in Nieder=Hungarn/ und Griechisch=Weissenburg in dem alten Fürstenthum Servia gelegen […]. Frankfurt am Main und Leipzig. [Nürnberg.] 1688. HAAB Weimar, O 4: 19. Online [27.06.2016].
(10) Des jetzt=regirenden Französischen Königs allergrausamste Tyranney und kaum erhörte Mord=Brennerey Erste Fortsetzung; Nemlich Die in Teutschland/ am Ober= und Nider=Rhein= Necker= Mayn= Noh= und Mosel=Strohm/ auch andern angräntzenden Ländern und Städten/ verübte Barbarische Unthaten […]. Ohne Ort 1689. BSB München, Res Uer. 824-2. Und in anderer Bibliothek.
(11) (Gelegenheitsschrift, Tod) Eltern= Mann= Geschwister=Hertzen/ Ein geschwinder Todt kan schmertzen/ In Zwenen Grab= Klag= und Trost=Liedern gezeiget/ Bey Christlich= angestellter Leich=Begängnis Der Erbarn/ Ehr= und Tugend=begabten Frauen Maria Christina Des Erbarn Hn. Andreas Heldens Pfragners und Saltz=Händlers Hertz=geliebten Ehe=Schatzes. […]. Nürnberg 1689. StB Nürnberg, Will I 1148 (32). 4°. Online [27.06.2016].
(12) (Gelegenheitsschrift, Tod) Hertz=frommer Kinder Liebes=Pflicht/ zum steten Denckmahl aufgericht! Bey Trauriger Einsenckung/ Der Hoch=Edelgebohrnen Frauen Maria Magdalena/ Des Weyland Hoch=Edelgebohrnen Gestrengen Herrn Johann Georg Tuchers/ von Simmelsdorff und Winterstein/ […] Einer gebornen Löffelhöltzin von Kolberg […]. Ohne Ort 1697. StB Nürnberg, Gen. T. 35,94. Online [27.06.2016].
(13) Aus betrübt-leydigen Hertzen, Bey Podagraischen Schmertzen; Contract und in dem Bett, gedichtete Sonnett; An der Zahl, Funffzigmahl!. Augsburg 1698. GWLB Hannover, Lh 2266.
Literatur:
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396. Zu P. C. B. Han: Sp. 1271–1273.
Quellenzitat:
„Wann nun der liebe Gott durch seine grundlose Gütigkeit/ uns auch noch in diesem lauffenden 1699. Jahr (darinnen dieses meine kranck=contract=schwache Faust/ am Tag Viti/ der mir das Gedächtnus meines Seel. Herrn Großvaters/ M. Viti Hans/ von Straßburg gebürtig/ der sich um das Wohl=Ehrwürdige Ministerium 49. Jahr lang/ rühmlich und wol verdienet/ vorstellet/ etc. concipirt und geschrieben) wie ich aus der schröcklich=grossen Total Sonnen=Finsternus künfftigen 13. N. 23. A. [sic] Sept. im [Waage]Zeichen […] einen bald darauf folgenden grossen Cometen muthmasse/ uns hierdurch/ als eine erschröckliche Himmels=Fackel zur Busse locken/ und uns für Unglück warnen will […]“ (P. C. B. Han: Welt= und Staats=Calender für 1699, zweiter Teil, S. A3a).

Erstellt: 27.06.2016
Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 20.08.2019
Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 15.11.2022

han_paul_conrad_balthasar.txt · Zuletzt geändert: 2022/11/15 14:30 von klaus-dieter herbst