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Habrecht, Isaac

Isaak Habrecht d. J.

„Isaacus Habrechtus Argentinensis Astrophilus“; „Onofr. Call. Succ. Medicinae Doct:“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1608 (zweiter Teil), 1620)
* 26.11.1589 Straßburg, † 10.10.1633 Straßburg
Kalender seit 1608, verfaßt bis 1630
Übernommene Reihe: → Callus, Onofrius

Isaac Habrecht wurde am 26. November 1589 als Sohn des Uhrmachers Isaac Habrecht des Älteren (1544–1620) und dessen Frau Margarete, geb. Beck, in Straßburg geboren. Die Taufe erfolgte am 30. November 1589 im Straßburger Münster (Habrecht: Genealogia, Bl. 6 und Kirchenbuch Münster Straßburg, f. 61r; für die am 12.4.2021 mitgeteilten Daten zur Geburt und Taufe danke ich Uwe Volz, Bochum; Wißner, 1966). Über die Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Er studierte zunächst an der Akademie in Straßburg, wo er 1606 zum Baccalaureus und 1609 zum Magister promoviert wurde (Meyer, 1989, S. 46, 69; für den am 5. Januar 2017 gegebenen Hinweis auf diese Literatur danke ich Uwe Volz, Bochum). An der Straßburger Akademie wurde er auch Adjunkt des Mathematikprofessors → Isaac Malleolus (Wolf, 1858, Bd. 3, S. 56, Anm. 13). Er studierte neben Mathematik auch Medizin. An der Universität in Basel wurde er im August 1610 immatrikuliert (Wackernagel, 1951, Bd. 3, S. 118, in der Handschrift Bd. 2, fol. 113r „[1610. Avg.] M. Isaacus Habrecht Argentinensis“) und am 21. Juni 1617 mit der Disputation „Crisiologia sive de diebus criticis ac decretoriis disputatio inauguralis“ zum Doktor der Medizin promoviert (Husner, 1942, S. 60; anderer Druck, Titel 2). Nach der Promotion unternahm Habrecht eine Reise, die ihn bis nach London führte. Hierüber berichtete er in seinem Sprachlehrbuch: „Hab deßhalben diese Sprachen=Thür zu London Anno 1617. erstenmals viersprächig gemacht/ vnd neben dem Latein/ Spanisch= vnd Engelendischen/ auch die Frantzösisch Sprach hinzugethan“ (anderer Druck, Titel 6, Vorrede der Ausgabe 1629, S. 4a). Zurückgekehrt nach Straßburg, wirkte er dort als Arzt. Habrecht wurde zum Leibarzt des Grafen von Hanau-Lichtenberg berufen (Wißner, 1966). Diesem Grafen Hans Reinhardt von Hanau-Zweibrücken und Herrn zu Lichtenberg widmete er schon 1618 die Schrift über den Kometen von 1618 (anderer Druck, Titel 3). Mit ihm beobachtete Habrecht „newlich zu Buchsweiler“ in der Nacht den „Newen vnbekandten Stern“ (ebd., S. A2a–b). In dieser Kometenschrift griff Habrecht auch auf Veröffentlichungen von Paracelsus zurück und kritisierte die Kometendeutung von → Johannes Remus Quietanus (Pfister, 1994, S. 535). Am 10. Dezember 1621 und zu Georgii (23. April) 1623 wurde Habrecht zum Leibarzt und 1625/27 als „Diener von Haus aus“ zum Hofarzt angenommen (Pfeilsticker, 1957, §§ 333, 345).
Am 19. April 1619 heiratete Habrecht in der Kirche St. Thomas Katharina Gerlach, Tochter des Ratsverwandten Martin Gerlach (Kirchenbuch St. Thomas in Straßburg, Nr. 1300; für den am 12.4.2021 gegebenen Hinweis darauf danke ich Uwe Volz, Bochum).
1628 übersandte Habrecht sein „Planiglobium Coeleste“ (anderer Druck, Titel 7) an Wilhelm Schickard (1562–1635) in Tübingen, infolgedessen beide von 1628 bis 1633 ein Briefwechsel verband (8 Briefe von und 4 an Habrecht gedruckt in Seck, 2002; vgl. „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Habrecht, Isaak“). Darin ging es vor allem um astronomische Bücher, Instrumente und Beobachtungen. Habrecht verriet im Brief vom 23. Februar 1629 aber auch, daß er seit zehn Jahren unter dem Pseudonym „Lugisland“ Satiren publiziert hatte (Seck, 2002, Bd. 1, S. 450). Dem Briefwechsel voraus ging ein Streit zwischen Habrecht und Schickard über das Meteor vom 7./17. November 1623 (ebd., Bd. 1, S. 141; vgl. den anderen Druck, Titel 5).
Einige Briefe aus Schickards Korrespondenz, die er mit Briefpartnern in Straßburg wechselte, geben Einzelheiten zu Habrecht preis. So gehörte zu Habrechts Briefpartnern auch Daniel Mögling (1596–1635), der Astronom und Leibarzt des Landgrafen Philipp in Butzbach war (vgl. Seck, 2002, Bd. 1, S. 237). 1628 erhielt Habrecht aus Venedig ein Fernrohr mit schwarzen Gläsern, das für die Beobachtung von Sonnenflecken geeignet war (ebd., Bd. 1, S. 377). Habrecht, der aus einer Uhrmacherfamilie kam, konstruierte selbst ein Uhrwerk mit einer „laufende[n] Kugel, nit vnruh, sonder gyros“ (ebd., Bd. 1, S. 515, skizzenhafte Beschreibung ebd., S. 521). Einen an den Briefpartner Caspar Bauhin (1560–1624) gerichteten Brief schrieb Habrecht am 1. Oktober 1610 (UB Basel, G2 I 6: Bl. 182, online [22.12.2016]).
Über Isaac Habrechts Familie konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Er starb am 10. Oktober 1633 in Straßburg (Jöcher, 1750/51, Bd. 2, Sp. 1302).
Offenbar veröffentlichte Habrecht unter dem Pseudonym „Hisaias sub Cruce“ (Anagramm aus Isaacus Habrechtus) auch als Rosenkreuzer. Johann Oswald von Montbéliard erzählte im Dezember 1621 in Augsburg dem Paracelsisten Karl Widemann: „Hisaias sub Cruce wirtt derowegen also genanndt, da er ein Bös Weib hatt, sonsten Isaac Habrecht. Ist der Medicin Doctor, gräflichen Hanauischen Leib Medicus, auff alle Schanden abgefüertt“ (Gilly, 1988, S. 78 mit Verweis auf den Katalog zur Ausstellung über die Rosenkreuzer in der Bibliotheca Philosophica Hermetica, Amsterdam 1986; für den am 5. Januar 2017 gegebenen Hinweis auf diese Literatur danke ich Uwe Volz, Bochum). Im VD17 und im CERL wird das Pseudonym „Hisaias sub Cruce“ mit Simpert Wehe aufgelöst (vgl. VD17 und CERL).
Als Kalendermacher trat Habrecht zuerst mit einem Kalender für 1608 an die Öffentlichkeit. In dem dazugehörigen Prognostikum führte er aus, daß er im folgenden Jahr wieder eine „Practica“ schreiben werde, sofern er spüren wird, „daß solch mein geringer anfang dem gönstigen Leser nit mißfallen“ werde (Kalender für 1608, zweiter Teil, S. A4a). Daß er zu diesem Prognostikum tatsächlich auch einen Kalender verfaßte, folgt aus dessen Erwähnung bei den Finsternissen, von denen die Zeiten „im Calender etlich mahl gesetzt“ wurden (ebd., S. C2a). Nicht klar ist, ob Habrecht auch für die Jahre 1613 bis 1619 Kalender verfaßte. Die erste von ihm bis 1612 verfaßte Kalenderreihe wurde ab 1613 von → Eberhard Welper fortgeführt. Nachdem er aus Basel zurück nach Straßburg gekommen war und Onofrius Callus gestorben war, führte er dessen Kalenderreihe fort. Auf den Titelseiten stand zwar nur „Onofr. Call. Succ. Medicinae Doct:“, doch aus den Unterschriften der Widmungsbriefe geht der Successor (Nachfolger) klar hervor. So unterzeichnete er am 1. Mai 1628 mit „Isaac Habrecht. D. Med.“ (Kalender für 1629, zweiter Teil, S. A2a).
Habrecht wird in einem Brief von Johann Friedrich Sellinger in Tübingen an Johann Valentin Andreae in Stuttgart vom 29. Januar 1649 erwähnt (vgl. Salvadori, 2018, S. 359, Nr. 3472).

Titel:
(1) 1608–1612: Schreibkalender.
(2) 1620–1630: Schreibkalender [in Nachfolge von Onofrius Callus].
Druck und Verlag:
(1) 1608: Jacob Trew, Basel, 1609–[1610?]: Jost Martin, Straßburg, 1611[?]–1612: Anton Bertram, Straßburg.
(2) 1620–[1627?]: Anton Bertram, Straßburg, 1628[?]–1630: Marx von der Heyden, Straßburg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 98. Ergänzung: ULB Darmstadt, Hs 3462 (Reihe 2, in Herbst, 2008a fälschlich Onofrius Callus als Verfasser zugeschrieben). VD17. CERL (ohne Kalender).
Online:
1608 Prognostikum [21.12.2016].
Andere Drucke:
(1) Kurtze vnd Gründliche Beschreibung/ eines newen vngewöhnlichen Sterns oder Cometen/ Welcher im Anfang vor der Sonnen Auffgang nachmalen nach der Sonnen Vntergang/ gestreimet/ mit einem seltzamen lauff oder Bewegung/ schlim/ durch etliche Zeichen deß Himmels/ als Löw/ Jungfraw/ Wag vnd Scorpion/ den 13. Septembris in diesem 1607. Jahr erschienen. Straßburg 1607. ULB Halle, Nd 342 (1a) (8). Online [21.12.2016].
(2) (Disputation) Crisiologia Sive De Diebus Criticis Ac Decretoriis Disputatio Inauguralis/ Quam […] Authoritate, decreto & iussu […] in inclyta Basiliensium Academia Senatus Medici, Pro Doctoralibus & summis in facultate Medica honoribus ac privilegiis impetrandis. […]. Basel 1617. BSB München, Diss. 2257,3.
(3) Kurtze vnd Gründliche Beschreibung/ Eines Newen vngewohnlichen Sterns/ oder Cometen. Welcher anfangs vor der Sonnen Auffgang/ nachmahlen auch nach jhrem Vndergang/ gestrimet mit einem besonderen Lauff/ oder bewegung/ schlims durch den Bootem, oder Berenhüter/ in dem Zeichen der Wag/ im November vnd December/ diß 1618. Jahr erschienen. Straßburg 1618. BSB München, Res/4 Astr. p. 517,5, online. LB Coburg, online [22.12.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(4) Kurtze und Gründliche Beschreibung/ Der dreyen Sonnen: Welche den 25. Jenner/ auff Alten Pauli Bekehrung/ oder den 4. Hornung/ Newen Kalenders […] im Jahr 1622. zu Straßburg […] erschinen. Wie auch fernerer Bericht/ was bald hernach an dem Mon bey Nacht gesehen worden. […]. Straßburg 1622. HAB Wolfenbüttel, 50.1 Astron. (7), Fragment.
(5) Kurtzer/ Wahrhaffter/ vnd grundlicher Bericht. Von einer Wunderbaren/ grossen/ vom Himmel gefallnen Fewrkugel. Geschehen vnd an vnderschidlichen Orten gesehen Freydags den 7.17. Wintermonats diß 1623. Jahrs. Straßburg 1623. HAAB Weimar, 4° IX: 138 (28, 29). Und in anderer Bibliothek. Diese Schrift enthält die deutsche Wiedergabe einer zuerst lateinisch in Tübingen gedruckten Schrift von Wilhelm Schickard (vgl. Seck, 2002, Bd. 1, S. 387, Anm. 2 und Bd. 2, S. 493, Nr. 94).
(6) Ianua Linguarum Quadrilinguis, Latina, Germanica, Gallica, Hispanica. […] Vierfache spraachen Thür/ Latinisch/ Teutsch/ Frantzösisch/ vnd Spannisch […]. Straßburg 1624. HAB Wolfenbüttel, 60 Gram. (2) und Alv. Ca 109 (1). Und in anderen Bibliotheken. Andere Ausgabe 1629: SStB Augsburg, Spw 876, online [22.12.2016].
(7) Planiglobium Coeleste, Et Terrestre. Sive Globus Coelestis, Atque Terrestris Nova Forma Ac Norma In Planum projectus, omnes globorum circulo, gradus, partes, stellas, sidera, loca, in planistabulis aeri incisiis artificiosè exhibens. […] Straßburg 1628. SUB Göttingen, 8 ASTR II, 356 und 4 BIBL UFF 278 (4). Und in anderer Bibliothek. Andere Ausgabe 1628: BSB München, Res/4 Astr. u. 70, online [22.12.2016]. 1666 erneut herausgegeben von Johann Christoph Sturm.
Literatur:
Adolf Wißner: Art. „Habrecht, Isaak“ (gemeint ist der Ältere). In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7 (1966), S. 400.
Isaac Habrecht: Genealogia das ist Geburt-Büchlin und Register unserer Voreltern. 1621. Manuskript.

Erstellt: 22.12.2016
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

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