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Fortunatus, Johann

„Johann Fortunatus, Mathemat.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1692)
vermutlich gleichbedeutend mit
Glück d. Ä., Johann
* 1622 Plauen, † 25.12.1695 Kürbitz bei Plauen
oder mit
Glück d. J., Johann
* 22.11.1648 Auerbach, † 19.1.1700 Eisleben
Kalender seit 1692, erschienen bis 1733

Über einen Johann Fortunatus vom Ende des 17. Jahrhunderts konnten keine biographischen Einzelheiten ermittelt werden. In der Literatur bekannt sind zwei ältere Personen mit diesem Namen: Johann Glück (Fortunatus), der um 1560 bis 1594 Pfarrer in Nordhausen war (Pfarrerbuch Sachen, Bd. 3, S. 293); Johannes Fortunatus, der um 1600 lebte und „vermutlich ein Lutherischer Schulmann oder Geistlicher“ war sowie bis 1613 geistliche Schriften publizierte (Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 2, Sp. 1177).
Hier wird angenommen, daß „Fortunatus“ die latinisierte Form des Namens „Glück“ ist. Mit diesem Namen lebten im 17. Jahrhundert zwei Pfarrer in Mitteldeutschland. Johann Glück d. Ä. wurde 1622 in Plauen geboren und starb am 25. Dezember 1695 „Aetatis suae 73 jahr“ als Pfarrer in Kürbitz bei Plauen (Tauf-, Trau- und Sterbebuch –TTSB– der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Kürbitz/Weischlitz, 1686–1755, Bl. 183v; Grünberg, 1939/40, Bd. 2, S. 243 gibt das Geburtsjahr unrichtig mit 1620 an). Dieser wurde 1645 an der Universität Leipzig vereidigt und dort noch einmal im Wintersemester 1667 immatrikuliert (Erler, 1909, Bd. 2, S. 134 „Glück, Ioh. Plauen. n. 12 gr. i W 1667 M 112, iur. R. D. Rivino 1645“). 1646 war er Rektor im vogtländischen Auerbach. In Kulmbach wurde er am 14. Oktober 1649 ordiniert (Simon, 1930, S. 402) und kam dann als Diakon nach Schwarzenbach an der Saale. Während er in Schwarzenbach war, veröffentliche er eine geistliche Kirchenmusik (anderer Druck). 1662 wurde er Pfarrer in Kürbitz bei Plauen (Grüneberg, 1939/40, Bd. 2, S. 243).
Johann Glück d. Ä. heiratete Anna Sophia Stemler (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 3, S. 293), vermutlich um 1647, denn am 22. November 1648 wurde der erste Sohn Johann(es) Glück d. J. in Auerbach im Vogtland geboren (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 3, S. 293). Dieser wurde als elfjähriges Kind im Sommersemester 1660 in die Matrikel der Universität Leipzig eingeschrieben (Erler, 1909, Bd. 2, S. 134 „Glück, Ioh. Auerbac. Varisc. non compl. 16 gr. i S 1660 M 207“). Er studierte in Braunschweig (Pfarrerbuch Sachsen, Bd. 3, S. 293) und seit 1671 in Jena (Jauernig/Steiger, 1977, S. 310 „Glück, Joh., Aurobacens. Var., W 1671“), wo er 1674 Respondent einer theologischen Disputation unter Caspar Sagittarius war (Sagittarius, 1974; das Exemplar in der ULB Halle, Ab 153277 (22), enthält eine Widmung des Sohnes J. Glück d. J. an den Vater J. Glück d. Ä.). Glück d. J. wurde 1687 Pfarrer in Eisleben und starb dort am 19. Januar 1700 (Glück, 1700).
Aus der Ehe mit Anna Sophia gingen drei weitere Kinder hervor: der zweite Sohn hieß Johann Georg. Er war Schulmeister und Organist in Teichwolframsdorf und heiratete am 12. Februar 1678 in Kürbitz Sabina Forbiger, Tochter von Johann Forbiger, Bürgermeister in Werdau (TTSB Kirchgemeinde Kürbitz/Weischlitz, 1626–1685, Bl. 16v; die Kirchenbücher wurden am 7. Juli 2016 eingesehen). Es folgten Johannes Thomas, geboren am 8. April 1663 (ebd., Bl. 102r) und Johann Christoph, geboren am 25. Februar 1665 (ebd., S. 105v). Als Anna Sophia im Folgejahr am 30. Dezember 1666 starb, war sie 37 Jahre, 2 Monate und einige Tage alt (ebd., Bl. 193v), sodaß sie im Oktober 1629 geboren worden sein muß. Zwei Jahre später heiratete Glück erneut, diesmal Dorothea Kretzschmann, Tochter des Archidiakons in Ölsnitz Augustin Kretzschmann. Die Trauung fand am 27. Oktober 1668 statt (ebd., Bl. 8r). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, am 8. Juli 1669 Johannes Augustinus (ebd., Bl. 115r), am 5. September 1670 die Zwillinge Dorothea und Sophia Margreta (ebd., Bl. 116v), die wenige Tage nach der Geburt am 7. (Dorothea) und 20. September starben (ebd., Bl. 196r), am 25. November 1672 Johann Gottfried (ebd., Bl. 121v) und am 31. Januar 1675 Johann Balthasar (ebd., Bl. 126r). Am 10. September 1676 starb auch Glücks zweite Frau im Alter von 34 Jahren und 16 Wochen (ebd., Bl. 199v), sodaß diese etwa am 21. Mai 1642 geboren worden sein muß. Wenig später heiratete Glück am 11. Februar 1678 Anna Magdalena Götzel, Tochter des Ölsnitzer Gastwirts und Ratsmitglieds Matthaeus Götzel (ebd., Bl. 16v). Mit ihr hatte Glück offenbar keine Kinder mehr.
Die Nähe des Wirkungsortes des älteren Glücks – Kürbitz bei Plauen – zu dem Druckort Zwickau spricht für diesen als den ursprünglichen Kalendermacher namens „Fortunatus“, nicht für den Sohn in Eisleben. Andererseits ist es ungewöhnlich, wenn der ältere Glück mit bereits 69 Jahren begonnen hätte, Kalender zu schreiben. Ein endgültiger Beweis, daß einer der Pfarrer Johann Glück d. Ä. oder Johann Glück d. J. auch der Kalendermacher Johann Fortunatus war, fehlt noch.
Die Kalenderreihe des Johann Fortunatus’ brachte in der Textspalte die „Beschreibung Der uhralten und berühmten Stadt Zwickau“ (Kalender für 1692, Kalendarium, S. B1a).

Titel: 1692–1733: Zwickauischer […] Stadt= und Land=Calender.
Druck und Verlag:
1692–[?]: Gabriel Büschel, Zwickau, 1725[?]–1729[?]: Johann David Friderici, Zwickau, [1730?]–1733: Johann Friedrich Höfer, Zwickau und Leipzig.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 82. Herbst, 2011a, S. 18. VD17. CERL.
Online:
1692 [06.06.2016].
Anderer Druck:
Johann Glück d. Ä.: Heptalogus Christi musicus, musicae ecclesiasticae prodromus: d. i: musicalische Betrachtung der Hlg. sieben Wort Christi am Creutz gesprochen, als ein Vortrab einer geistlichen Kirchenmusik. Leipzig 1660. Zitiert nach Eitner, 1959, Bd. 4, S. 288.

Erstellt: 06.06.2016
Letzte Aktualisierung: 08.08.2019

fortunatus_johann.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/08 09:25 von klaus-dieter herbst