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Bährenklau, Georg

„Georg Bährenklau/ der Geometriae und andern Mathematischen Wissenschafften Ergebnen“; „Mathematicus und Geometricus in Eisenach“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1702)
* ?, † ? Eisenach [?]
Kalender seit 1701, verfaßt bis mindestens 1721

Über Georg Bährenklau konnte nur ermittelt werden, daß er in Eisenach als Schulmeister wirkte (siehe den unten zitierten Brief von → Georg Albrecht Hamberger). Vermutlich war er mit Valentin Gottfried Bährenklau aus Eisenach, der am 6. Juni 1710 an der Universität in Jena immatrikuliert wurde (Jauernig/Steiger, 1977, S. 39), verwandt (vielleicht war dieser ein Sohn von Georg B.?). Ob es eine Beziehung zwischen Georg Bährenklau und → Gottfried Bärenclau gab, konnte nicht geklärt werden. Später nannte sich bei einem Kalender für 1745 → Johann Friedrich Schröder „Bärenclau“ (vgl. bei → Michael Daniel Sander). Schröder führte seit mindestens 1735 den Eisenachischen Historien-Kalender fort.
Daß Georg Bährenklau bereits für 1701 einen Kalender verfaßte, folgt aus dem Beginn seiner Vorrede im „Schreib= und Historien=Calender“ für 1702: „In dem vorigen Jahr ist unter andern in diesem Calender Erwehnung geschenen/ daß […]“ (Kalendarium, S. A2a). Bährenklau verzichtete in seinen Kalendern auf die Kapitel „Vom Krieg und Frieden/ Von Gesund= und Kranckheiten/ Von Fruchtbarkeit und Mißwachs“, denn „[di]eses sind Dinge die in dem Gestirne nicht zu lesen stehen“ (Kalender für 1702, zweiter Teil, S. F1a; die zweiten Teile der Exemplare für 1702 beider Reihen sind identisch). Für 1705 erschienen nach den Worten Hambergers (siehe unten) drei Kalenderreihen von Bährenklau, von denen der Titel der dritten Reihe nicht ermittelt werden konnte.
Die Kalender von Bährenklau hätten nicht erscheinen dürfen, denn für das ernestinische Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach wurde am 29. Juli 1700 von Herzog Wilhelm Ernst in Weimar ein Fürstlich-Sächsisches Privilegium ausgestellt, nach dem „in unserm gesammten Fürstenthum und Landen/ eingeschlossen die Fürstl. Hennebergische Landes=Portion, kein anderer Calender/ er mag seyn/ in Qvart, Octav, Duodez, Sedez, oder in anderer grösserer oder kleinerer Form/ gedrucket/ geführet oder verkauffet werden solle/ als diejenigen/ welche von Georg Albrecht Hambergern […] gefertiget und elaboriret werden“ (Georg Albrecht Hamberger: Verbesserter und von allem Aberglauben gereinigter Calender für 1701, Kalendarium, S. A1a). Druck und Verlag wurden Johann Bielcke und Johann David Werther in Jena übertragen. Der Eisenacher Drucker Michael Urban setzte sich darüber hinweg und druckte einen eigenen Kalender, wofür er Georg Bährenklau als Verfasser gewinnen konnte. 1704 gingen Bielcke und Werther dazu über, die Kalendermanuskripte von Hamberger liegen zu lassen und druckten statt dessen jene von Bährenklau. Darüber beschwerte sich Hamberger am 18. Oktober 1704 in einem Brief an Herzog Wilhelm Ernst und schilderte, „daß Er [Bielcke] meine arbeit liegen lassen und, ohne mir einig wort davon zu sagen, sich von einem Eisenach. Schulmeister, nahmens Bärenklau, 3 Calender machen, oder viel mehr nur vor die auf die Eisenach. Lande gefertigten Calender (wie dann die Eisenach. bußtäge mit darinnen stehen, auch so gar an statt E. HochFürstl Durchl höchsten Nahmen und Regierungs-Jahr die Fürstl Eisenachische vorgedruckt sind) einen andern Titul allhier setzen lassen, und sich gleichwohl erkühnet solche als vor E. HochFürstl Durchl Lande privilegirt auszugeben, ja so gar das auf mich nahmentlich gerichtete privilegium beÿdrucken und binden zu lassen; wie die dreÿfache beÿlage bezeiget“ (ThHStA Weimar, Akte B 5006a, fol. 188v). Wie der Herzog auf dieses Klage reagierte, konnte nicht ermittelt werden.
Für das Jahr 1707 ist ein „Artzney Calender“ überliefert, der wieder von Urban in Eisenach gedruckt worden war (für den am 30.10.2018 gegebenen Hinweis auf dieses Exemplar danke ich Dr. Andreas Graf, Köln). Offenbar wurden Bährenklaus Kalender sowohl in Eisenach als auch in Jena gedruckt.

Titel:
(1) 1701–[1707?]: Schreib= und Historien=Calender.
(2) 1702–[1705?]: Haus= Feld= Garten= und Artzeney=Calender. [1706?]–1707[?]: Artzney Calender.
(3) 1705[?]–[?]: [Schreib= und Historien=Calender ?].
(4) 1705[?]–[?]: [Haus= Feld= Garten= und Artzeney=Calender ?].
(5) 1705[?]–[?]: Kalender [kein Exemplar ermittelt].
(6) [?]–1721–[?]: Eisenachischer Historien=Calender.
Druck und Verlag:
(1), (2) Michael Urban, Eisenach.
(3)–(5) Druck Johann David Werther, Jena, Verlag Johann Bielcke, Jena.
(6) Johann Adolph Boëtius, Eisenach.
Nachweis:
Herbst, 2011a, S. 13 (Ex. für 1702 der Reihen 1 und 2). Kalendersammlung Dr. Andreas Graf, Köln (Ex. für 1707 der Reihe 2). FB Gotha (Ex. für 1721 der Reihe 6). ThHStA Weimar, Akte B 5006a, fol. 188v (Reihen 3–5, die vermuteten Reihentitel orientieren sich an den Titeln der reihen 1 und 2).
Online:
(1) 1702, (2) 1702 [17.10.2016].

Erstellt: 17.10.2016
Letzte Aktualisierung: 04.07.2019

baehrenklau_georg.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/04 12:44 von klaus-dieter herbst