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Wendler, Franz

„Franciscus Wendlerus Philosoph. & Medic. D.“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1620)
* 3.8.1569 Görlitz, † 21.3.1621 Görlitz
Kalender seit mindestens 1619, verfaßt bis 1621

Franz Wendler wurde am 3. August 1569 in Görlitz geboren (Gondolatsch, 1936, S. 130; für die am 12. Dezember 2015 gegebenen Hinweise auf verschiedene Quellen zu Franz Wendler danke ich Uwe Volz). Sein Vater war der Küster Franz Wendler, seine Mutter Helene eine geborene Stübner. Nach dem Besuch des Görlitzer Gymnasiums von 1580 bis 1588 (ebd.) begann Wendler in Wittenberg zu studieren, wo er sich am 27. Februar 1589 in die Matrikel der Universität einschrieb (Weissenborn, 1934, S. 363 „[1589] Februarii 27. Franciscus Wendlerus Görlizensis“). Während der Zeit in Wittenberg trug er sich am 16. April 1590 in das Stammburg von Crispin Gericius ein (Autographensammlung der Biblioteka Jagiellonska Krakau, 1586-gericius, fol. 318v, vgl. Repertorivm Alborvm Amicorvm, online). Von Wittenberg wechselte er an die Universität Helmstedt und schrieb sich am 2. Juli 1591 ein (Zimmermann, 1926, S. 91 „Franciscus Wendlerus, Gorlicensis [1591] Juli 2.“). Dort wurde er im Sommersemester 1593 zum Magister der Künste und Philosophie promoviert (ebd., S. 109). Als Magister unterzeichnete Wendler 1594 sein Lobgedicht in einer Druckschrift von Abraham Scultetus (Scultetus, 1594, unpaginiert). Wann er zum Doktor der Philosophie und Medizin promoviert wurde, konnte nicht ermittelt werden. Daß er sich der Berufsgruppe der Ärzte, der er selbst angehörte, besonders verbunden fühlte, deutet die Angabe auf dem Titelblatt seiner Kalender an, nach der sein Kalender „vornemlich den Chymicis vnd Chirurgis nützlich zubrauchen“ sei. Seine Kalender wurden tatsächlich auch von anderen Ärzten gelesen, denn Michael Döring erwähnte Wendlers Kalender bzw. Prognostikum für 1620 in einem Brief an Daniel Sennert vom 4. Oktober 1619 (vgl. „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Wendlerus“). In seiner Heimatstadt machte er sich „mit seinen Paracelsischen Arzneyen sehr berühmt“ (Otto, 1800, Bd. 3, S. 500; vgl. Eis, 1958 und Pfister, 1994, S. 538f.).
Wendler heiratete zwei Mal, zunächst am 9. September 1597 Anna Frenzel und dann am 15. September 1614 Anna Rhon (Gondolatsch, 1936, S. 130). Er starb am 21. März 1621 (ebd.). Ob Wendler mit dem Görlitzer Bürgermeister und Kalendermacher → Bartholomaeus Scultetus persönlich bekannt war, konnte nicht ermittelt werden. Denkbar ist es, denn in seiner Kometenschrift erwähnte er Scultetus in einem vertrauten Ton und nannte ihn „unser Herr Bürgermeister“ (anderer Druck, Titel 1, S. D3b). Am 10. April 1603 trug sich Wendler in das Stammbuch des aus Böhmen stammenden Theologiestudenten Bohuslaus Japhet ein (SLUB Dresden, Mscr. Dresd. k. 293, Bl. 98, vgl. Kalliope-Verbund [21.12.2015]).
Die astronomischen Daten für die Kalender berechnete er „aus den Tabulis Alphonsinis/ auff Ober= vnd NiderLaußnitz“ (Kalender für 1620, zweiter Teil, Titelblatt). Er bekannte, daß er die Rechnungen nach „Alphonsi, Tychonis, Copernici“ miteinander verglichen hatte und „von dem calculo Alphonsino nicht weichen wollen“ (ebd., S. A2a). Damit stellte sich Wendler gegen die allgemeine Entwicklung in der Astronomie, in der um 1600 vor allem die auf Copernicus aufbauenden Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold d. Ä. (Reinhold, 1551) verwendet wurden.

Titel:
1619[?]–1621: Allmanach vnd Schreibkalender.
Druck und Verlag:
Johann Rambau, Görlitz.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 104. Ergänzend UB Wrocław, Handschriftenabteilung. VD17. CERL1. CERL2.
Andere Drucke:
(1) Methodus Cometae Practica. Dieser Comet oder Wunderstern/ ist am vnd in firmamento erschienen/ im anfang des Novemb. vnd ist endlich den 16. Ianuarii, An. 1619. widerumb verschwunden. Gestellet Durch Franciscum Wendlerum, Philosophiae ac Medicinae Doctorem. Görlitz 1619. UB Erfurt, LA. 4° 00297 (11). HAB Wolfenbüttel, A: 49 Astron. (20a). BSB München, Res/4 Astr. p. 527,9, online [10.12.2015].
(2) Ingressus In Urbem Gorlicensem Divi Friderici I. Regis Bohemorum, […] devota acclamatione celebratus Ao 1620. 6. Id. Martii, à Cliente humillimo Francisco Wendelero Phil. ac Med. D. Görlitz 1620. War in der HAAB Weimar, 4° XIII: 41, Verlust durch Brand 2004. SB Regensburg, 999/Hist. pol. 3, 764, online [21.12.2015].
Literatur:
Gerhard Eis: Ein Pesttraktat des Görlitzer Paracelsisten Franz Wendler. In: Medizinische Monatsschrift. Zeitschrift für allgemeine Medizin und Therapie 12 (1958), S, 324–326.
Gerhard Eis: Ein Pesttraktat des Görlitzer Paracelsisten Franz Wendler. In: Gerhard Eis: Vor und nach Paracelsus. Untersuchungen über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger. Stuttgart 1965, S. 128–135.

Erstellt: 10.12.2015
Letzte Aktualisierung: 16.01.2019

wendler_franz.txt · Zuletzt geändert: 2019/01/16 17:30 von klaus-dieter herbst