„Andreas Scharsius, Mediens. Philo-Mathemat. et p. t. Scholae patriae Rector“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1689)
* ca. 1665 Bonnesdorf/Siebenbürgen, † 2.2.1710 Birthälm/Siebenbürgen
Kalender seit [? ]1688, verfaßt bis mindestens 1689
Übernommene Reihe: [?] → Neubarth, Johann

Andreas Scharsius wurde in Bonnesdorf (ungar. Alsóbajom, rumän. Boian) in Siebenbürgen geboren (Szinnyei, 1891, Bd. 12 (1908), Sp. 326). Dieses Dorf befindet sich etwa 10 km nordwestlich von Mediasch (ungar. Medgyesen, rumän. Mediaş), Mediasch wiederum etwa 30 km nördlich von Hermannstadt (ungar. Szeben, rumän. Sibiu). Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Bei seiner am 30. März 1683 erfolgten Immatrikulation an der Universität in Wittenberg gab Scharsius Mediasch (lat. Media) als seinen Herkunftsort an (Juntke, 1952, S. 295 „Scharsius, Andreas, Media Transylvanus 30.3.1683“). Aus dem Jahr 1683 dieser Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1665 geschlossen. Über den weiteren Lebensweg von Scharsius ist bekannt, daß er 1688 Mathematiker und Rektor am Gymnasium seiner Heimatstadt Mediasch war (Kalender für 1689, Titelei). Sieben Jahre war er Rektor (Seivert, 1785, S. 355; dasselbe in Trausch, 1871, S. 160). Am 26. Juli 1694 wurde er Pfarrer an der Kirche von Meschen (ungar. Muzsna, rumän. Moşna), das wenige Kilometer südlich von Mediasch liegt. In diesem Ort, wo er „zugleich Syndikus der geistlichen Universität“ war, lebte er bis 1708. Am 2. Februar desselben Jahres wurde er zum Pfarrer an der Kirche zu Birthälm (ungar. Berethalom, rumän. Biertan) unweit von Mediasch und zum Superintendenten der evangelischen Kirchen (Seivert, 1785, S. 355) gewählt. Scharsius starb in Birthälm am 2. Februar 1710 nach einem Schlaganfall, den er auf der Kanzel erlitten hatte (Seivert, 1785, S. 356).
Ein Thomas Scharsius, der ebenfalls aus Mediasch stammte (Szinnyei, 1891, Bd. 12 (1908), Sp. 329), sich am 4. März 1690 in die Matrikel der Wittenberger Universität einschrieb (Juntke, 1952, S. 295) und 1696 als Praeses eine Disputation am Gymnasium in Mediasch, dessen Rektor er inzwischen geworden war, leitete (RMK II, 1885, Nr. 1823), könnte ein jüngerer Bruder von Andreas Scharsius gewesen sein (vgl. Seivert, 1785, S. 358f.).
Indem Andreas Scharsius Kalender verfaßte, folgte er der Tradition der in Wittenberg studierenden Siebenbürger, von denen auch → Jacob Schnitzler und → Michael Clausenburger als Kalendermacher auftraten. Da der Autor des in Kronstadt von Michael Hermann gedruckten Schreibkalenders in Oktav, Johann Neubarth, 1686 gestorben war, könnte Scharsius dessen Nachfolge ab dem Kalender für 1688 angetreten haben, nachdem er aus Wittenberg zurückgekehrt war.

Titel:
[1688?]–1689[?]: Allmanach, Format 8° [vermutlich in Nachfolge von Johann Neubarth, dort Reihe 7; kein Exemplar überliefert].
Druck und Verlag:
[Michael Hermann?], [Kronstadt].
Nachweis:
RMK II, 1885, Nr. 1640 (Ex. für 1689 gemäß Seivert, 1785, S. 357). CERL (ohne Kalender).
Andere Drucke:
(1) (Disputation) Johann Deutschmann (Praeses), Andreas Scharsius (Respondent): Mysterium SS. Trinitatis a primis N. Test. Fidelibus, ante Christi praeconium, cognitum et creditum, ex Cantici Mariae consideratione, Lucae Cap. I. Wittenberg. Zitiert nach Seivert, 1785, S. 355.
(2) Weitere vier Disputationen, die von 1690 bis 1693 am Gymnasium in Mediasch unter dem Vorsitz von Scharsius gehalten wurden, werden in Seivert, 1785, S. 357f. angeführt (Nr. 2–5); dieselben in RMK II, 1885, Nr. 1656 (Resp. Thomas Scharsius), 1657 (Resp. Valentin Filken), 1681 (Resp. Daniel Schuller), 1728 (Resp. Simon Drauth). Die mit dem Respondenten Thomas Scharsius lautet:
(3) (Disputation) Andreas Scharsius (Praeses), Thomas Scharsius (Respondent): Disputationis Theologico-Logicae […] Theses De Mysterio S. S. Trinitatis, termino item homonymo, & per se apto incomplexo consentano, tam synonymico quam paronymico. 1690. Stephanopoli, Typis Michaelis Herrmanni. Gekürzt zitiert nach RMK II, 1885, Nr. 1656.

Erstellt: 27.03.2019
Letzte Aktualisierung: 10.09.2019