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Rosius, Jacobus

„Jacobus Rosius, der Mathematischen Künsten besonderer Liebhaber“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1626)
* 20.12.1598 Biberach an der Riß, † 20.8.1676 Biel
Kalender seit 1626, erschienen bis 1894

Jacobus (Jakob) Rosius (Ross) wurde am 20. Dezember 1598 in Biberach an der Riß in Schwaben geboren. Die Eltern waren Philipp und Catharina Ross (Marti-Weissenbach, 2011). Seit August 1620 studierte Rosius an der Universität in Basel (Wackernagel, 1951, Bd. 3, S. 230 „[1620 Augustus] Jacobus Rosius, Biberacensis Suevus – nihil propter paupertatem“; handschriftliche Matrikel, Bd. 2, fol. 145r „[1620 Augusto] Jacobus Rosius Biberacensis Suevus“). Nach dem Studium kam er nach Biel im Kanton Bern, wo am 13. Mai 1622 „Jakob Rosius von Biberach und Küngolt Schneider von Biell“ in der Kirche von Biel eingesegnet wurden (Wolf, 1858, S. 119, Angabe nach dem Pfarrerbuch von Biel). Wahrscheinlich war der mitgenannte Küngolt Schneider ein Bruder von Kunigunde Schneider, die Rosius 1622 geheiratet hatte (Amici, 1622). Am 22. Januar 1623 wurde von „Jakob Rosius, Ludimoderator“ (Schulmeister) ein Kind getauft (Wolf, 1858, S. 120, Zitat aus dem Pfarrerbuch von Biel). Namentlich bekannt ist nur der Sohn Augustin, der in Wolf, 1858, S. 127 genannt wird. 1626 wurde Rosius in die Bürgerschaft der Stadt Biel aufgenommen (ebd., S. 128). 1628 wurde er kaiserlicher Notar (Notarius Caesareus Publicus) und 1629 zum Pfarrer von Pieterlen, einem Dorf unweit von Biel, gewählt, doch durfte er das Amt nicht antreten, weil ihn die Berner Obrigkeit für einen Atheisten hielt (ebd., S. 129; vgl. Türler, 1908). 1631 wurde Rosius Kantor in Biel, wechselte 1644 nach Bern und kam 1648 wieder nach Biel als Lateinlehrer zurück (Marti-Weissenbach, 2011). In Biel benutzte er den „Großen Turm“ für seine astronomischen Beobachtungen (vgl. Stadtlexikon Biel, 1999, S. 345f.). Rosius verfaßte verschiedene kalendarische, mathematische und astronomische Schriften. Seine Frau starb am 15. November 1675 in Biel, er folgte ihr am 20. August 1676 (Wolf, 1858, S. 132).
Den vermutlich ersten Schreibkalender verfaßte Rosius für das Jahr 1626 (vgl. Tschui, 2009, S. 358 mit dem Jahr 1615 des ersten Kalenders, was hier nicht übernommen wird). Das folgt auch aus einem Eintrag in die Berner Ratsprotokolle. Demnach erhielt Rosius im September 1625 6 Kronen für einen dem Berner Rat gewidmeten (Alten und Neuen) Schreibkalender für 1626 (Wolf, 1858, S. 120). Ein dem Bischof von Basel und dem Domkapitel gewidmetes Exemplar des „New vnd Alt Schreibkalender“ für 1626 ist im Stadtarchiv von Freiburg i. Br. überliefert (vgl. Süss, 1983, S. 71). Die Reihe des Rosius-Kalenders erschien bis für 1894 (Tschui, 2009, S. 358; vgl. Wernicke, 2008, S. 503 mit Nachweisen für Exemplare bis 1828; Wernicke, 2018, S. 448). Rudolf Wolf besaß einen Rosius-Kalender für 1858 (Wolf, 1858, S. 120).
Der Drucker Johann Schröter (gest. 8.9.1634) war in zweiter Ehe mit Margarete Zäsinger verheiratet. Diese heiratete 1635 den „vorher im Betrieb arbeitenden Teilhaber Georg Decker“ (Reske, 2007, S. 90), der damit die Schrötersche Offizin übernahm (ebd., S. 91). Unklar ist, weshalb neben Decker ab 1649 auch Johann Jacob Genath (gest. 21.4.1654) einen Kalender von Rosius druckte. Genath hatte 1636 Verena Bertsche, geb. Hübscher und Witwe des Weißbäckers Jacob Bertsche (gest. 3.10.1634), geheiratet (ebd., S. 91). Deren Sohn aus erster Ehe, Hans Jacob Bertsche (1635–1707), erlernte das Druckerhandwerk und übernahm nach dem Tod von Genath (1654) gemeinsam mit seiner Mutter die Offizin (ebd., S. 92). Offenbar ließ der Verleger Heinrich Petri Mitte des 17. Jahrhunderts den Rosius-Kalender in zwei Offizinen drucken, sowohl bei Genath als auch bei Decker.

Titel:
1626–1894: Schreibkalender.
Druck und Verlag:
1626–[1634?]: Druck Johann Schröter, Basel, Verlag Johann Conrad Leopart, Basel, 1635[?]–1648: Druck: [erst Schröters Witwe, dann deren zweiter Mann Georg Decker], Basel, Verlag Heinrich Petri, Basel, 1649–1650: Druck Johann Jacob Genath, Basel, Verlag Heinrich Petri, Basel, 1651–1652: Druck Georg Decker, Basel, Verlag Heinrich Petri, Basel, 1653–1657: Druck und Verlag Georg Decker, Basel, 1658–1662: Druck und Verlag Johann Jacob Genaths Witwe, Basel, 1663–[1710?]: Jacob Bertsche, Basel, 1711[?]–[1723?]: Friedrich Lüdi, Basel, 1724[?]–[1726]: Friedrich Lüdis Witwe, Basel, 1727–1794[?]: Johann Heinrich Decker, Basel, [1795?]–[1813?]: ?, 1814[?]–1828[?]: Johann Schweighauser, Basel, [1829?]–1894: ?, Basel.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 141. Wernicke, 2012a, S. 34. Wernicke, 2008, S. 502f. Tschui, 2009, S. 358. Ergänzung: GLA Karlsruhe (Ex. für 1636); HAB Wolfenbüttel (Ex. für 1700). Süss, 1983, S. 71 (Ex. für 1626 mit Abbildung des Titelblatts und Nennung des Druckers). Wolf, 1858, S. [2] (Ex. für 1858). VD17. CERL.
Online:
1700 (mit Porträt) [15.06.2017].
Andere Drucke:
(1) Ein newer kurtzer Bericht Von Zubereytung eines Visierstabs auß einem geeychten Weinfass/ vnd wie derselbig zu gebrauchen. Basel 1627. BETH Zürich, Rar 4123:6. Online [15.06.2017].
(2) Ephemeris Perpetva: Hoc Est, Generale Calendarium Astronomicum Et Astrologicum: Exhibens Solis Et Praecipuarum Fixarvm Verus Ortvs Et Occasus, Eorvmqve Naturales Effectus, singulis mensium diebus et gradibus Zodiaci correspondentes, et ad Horizontem elevati Poli 47. grad. ut et annum Christi 1646. Basel 1628. BSB München, 4 Eph. astr. 112. Online [15.06.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(3) Revolutio cycli solaris: Das ist, Ein Newer hauß-Kalender: darinn ordentlich nach deß Sonnen-Circkels-Lauff auß langwiriger Erfahrenheit […]. UB Freiburg, J 3104.
(4) Nova Institvtio Aritmetices, Das ist/ Ein Newe gemeine/ wie auch Astronomische vnd Geometrische Rechen=Kunst/ mit sonderbahrem Vortheil/ vnd newen Stäblinen im Multiplicieren, Dividieren, Regel De Tri: Und wie man allerley Radices extrahieren, auß wahrem grundt demonstriert, vnd mit schönen inventionibus, außgesetzten practicierten Exemplen vnd Proben auffs kürtzist als immer müglich gewesen geziert vnd erklärt […]. Durch Jacobvm Rosivm, Not. Caes. Publ. vnd Mathematicum zu Biell. Bern 1649. Ausgabe Bern 1650. BETH Zürich, Rar 5265, online [15.06.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
(5) Zeit- und Kirchen-Fried […]. Solothurn 1662. Zitiert nach Wolf, 1858, S. [15].
(6) Hochmerckliche Betrachtung/ vnd kurtze Weissagung Dieses Newen erschrockenlichen gestriembten=Sterns/ Oder Cometen So von mir anfangs den 5/15 Decembr. 1664. hernacher den 26. 29. vnd 30. in Bern gesehen worden/ dessen Effect vnd Würckung hierin vollkommenlich angezeigt wird/ auch was bey neben die grosse Sibenfache Achthundert Jährige Climacterische Zusammenkunfft [Saturni] vnd [Jovis] im fewrigen Triangel deß Zeichens [Schütze] zugleich vnd inclusive mit diesem Cometen nechstfolgender zeit im Stand vnd Land bedeuten werde/ etc. […]. [Bern] 1665. BETH Zürich, Rar 10321. Online [15.06.2017].Und in anderen Bibliotheken.
Literatur (Auswahl):
Rudolf Wolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Band 1. Zürich 1858. Zu Jacobus Rosius: S. 119–132.
Karin Marti-Weissenbach: Art. „Rosius, Jakob“. In: HLS, 2002, Bd. 10 (2011), S. 452 [15.06.2017].
Heinrich Türler: Die Bewerbung des Jakob Rosius für die Pfarrei Pieterlen. In: Bieler Neujahrsblatt 1908, S. 32–42 (nicht eingesehen).

Erstellt: 15.06.2017
Letzte Aktualisierung: 25.04.2019

rosius_jacobus.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/25 18:09 von klaus-dieter herbst