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Rhete d. Ä., Georg

„Georgius Rhetius Gryphenbergensis“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 156)
* ca. 1540 Greifenberg/Pommern, † 15.2.1586 Stettin/Pommern
Kalender seit mindestens 1576, verfaßt bis 1586

Georg Rhete der Ältere wurde um 1540 in Greifenberg geboren. Die Stadt Greifenberg in Pommern liegt etwa 70 km nordöstlich von Stettin. Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden (die in Kleeblatt, 1647, S. 7–38 enthaltene Leichpredigt von Johannes Cogeler enthält dazu keine Angaben). Seit dem Wintersemester 1557/58 studierte er an der Universität in Frankfurt an der Oder (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 146 „[1557/58] 19. Georgius Rete Grifenbergensis“). Aus der Zeitangabe für die Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1540 geschlossen. Er hat die hebräische Sprache gelernt und „auch in dem Studio Astronomico viel nutzbahres verrichtet“ (Kleeblatt, 1647, S. 35). Nach dem Studium wurde er zu Ostern 1573 Subdiakon und Küster an der Kirche St. Marien in Stettin. Gemäß der Bestallungsurkunde vom 1. Januar 1573 erhielt er „jehrlich dreysigk Gulden zur Besoldung, 1 winspel rogken und freye Wohnung Zeit seines Dienstes“ (Metcke, 1928, S. 19; vgl. Meyer, 1877, Urkundliche Beilagen, Nr. 2; 1 Winspel sind 24 Scheffel, siehe ebd., Urkundliche Beilagen, Nr. 3). Er wechselte noch einmal seine Dienststelle und wurde 1581 Pfarrer an der St.-Peter- und Paulskirche in Stettin (Zickermann, 1724, S. 61; vgl. Meyer, 1877, Urkundliche Beilagen, Nr. 4). Dazwischen, Ende des Jahres 1577, gründete er eine Druckerei (Metcke, 1928, S. 20; Meyer, 1877, S. 1; vgl. Reske, 2007, S. 861). Der Anlaß dafür war Rhetes Unzufriedenheit mit dem Druck seiner in Wittenberg „etliche Jahr hero“ gedruckten „Jährlichen Calendaria vnd Prognostica“, die „etliche mahl sehr vncorrect gedrucket“ worden waren (Kleeblatt, 1647, S. 35).
Anfang 1578 verfaßte und druckte Rhete eine Kometenschrift (anderer Druck), mit der er auf die Erscheinung eines seit dem 13. November 1577 in Stettin gesehenen Kometen reagierte (vgl. Meyer, 1877, S. 2). Diese widmete er Johann Friedrich, Herzog zu Stettin und Pommern, der Cassuben und Wenden.
Rhete heiratete vor 1566 Anna Ramelow (1611 noch am Leben), Tochter des Joachim Ramelow, Bürgermeisters in Greifenberg (Kleeblatt, 1647, S. 85; nach Meyer, 1877, S. 2 war Ramelow Bürgermeister „zu Treptow a. T.“). Aus dieser Ehe gingen viele Kinder hervor, von denen beim Tode von Rhete „noch 10. beim Leben seyn“ (Kleeblatt, 1647, S. 36), darunter der älteste Sohn Joachim Rhete (2.2.1566–10.2.1611), der am 1. Januar 1592 die väterliche Offizin von den Erben übernahm (Meyer, 1877, S. 3 und Urkundliche Beilagen, Nr. 7 und 8; vgl. Reske, 2007, S. 861).
Nach Rhetes Tod am 15. Februar 1586 (Metcke, 1928, S. 19; Meyer, 1877, S. 2) führte der Sohn Joachim die Druckerei unter der Firmierung „Georg Rheteʼs (seligern) Erben für Rechnung der Mutter und seiner neun Geschwister bis Ende 1591“ weiter, danach ab 1592 selbständig (Metcke, 1928, S. 21). Später ging die Druckerei an den Enkel Georg Rhete den Jüngeren (16.1.1600–5.6.1647) über. Bis 1591 erschien noch der Name von Georg Rhete d. Ä. als Druckerangabe auf den Kalendern. Danach konnte → David Herlicius als Verfasser der Kalender gewonnen werden (Metcke, 1928, S. 21, 41). Die Rhetesche Druckerei in Stettin (bzw. Herlicius) erhielt Kalenderprivilegien für Pommern (1596 erneuert), die Mark Brandenburg (17.1.1604), Mecklenburg (12.8.1604), Lübeck (6.6.1606), Hamburg (30.1.1607), später auch vom polnischen König und vom Kaiser (Metcke, 1928, S. 42). Als Kalendermacher wurde der Drucker und Pfarrer Georg Rhete erst in jüngster Zeit wahrgenommen (vgl. Barnes, 2018, S. 31). Da Rhete mit dem Wittenberger Druck seiner ersten Kalender nicht zufrieden war und deshalb Ende 1577 eine eigene Druckerei gründete, wird hier der erste Kalenderjahrgang mit mindestens 1576 (Reihe 2 in 16°) und der erste Jahrgang der Stettiner Reihe mit 1578 (Reihe 1 in 4°) angenommen. Rhete könnte aber auch schon früher mit dem Kalenderdruck begonnen haben, denn es wurde vermutet, „Rhete habe schon etliche Jahre vor der erhaltenen Freiheit sich mit seinem eigenen Calenderdruk beschäftiget, und man habe, da man den guten Fortgang seines Drukkens und überhaupt den grossen Nuzzen wahrgenommen, den eine vollständige Buchdrukkerei in Stettin haben würde, Joh. Eichhorn hieher beruffen, und dadurch sei Rhete bewogen worden, um nicht für einen Fuscher gehalten zu werden, hernach auch um die Drukkerfreiheit anzuhalten, die ihm auch nicht ist versagt, sondern 1577 ertheilt worden“ (Levezow, 1777, S. 37, Anmerkung; vgl. Meyer, 1877, Urkundliche Beilagen, Nr. 5). Johann Eichorn d. Ä. errichtete 1568/69 in Stettin eine Zweigdruckerei (Reske, 2007, S. 860).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) [1578?]–1586: Calendarivm Decvplex Schreibcalender, Format 4°.
Niederdeutsche Kalender:
(2) [1576?]–1581[?]: Almanach Vp dat … Jar, Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) 1586: Georg Rhete, Stettin.
(2) 1581: Simon Gronenberg, Wittenberg.
Nachweis:
UB Rostock, LIIb-3204.1 (Ex. für 1681 der Reihe 2, angehängt das Prognostikum). UB Greifswald, La 195, Nr. 1 (Ex. für 1586 der Reihe 1), La 196 (Ex. für 1581 der Reihe 1). VD16. CERL.
Anderer Druck:
Vom Cometen/ welcher im Jare nach der Geburt Christi vnsers Heilandes 1577. entbrant/ vnd etliche wochen erschienen ist/ Einfeltige vnterrichtunge/ gestellet durch Georgium Rethen von Greiffenberg. Zitiert nach Meyer, 1877, Urkundliche Beilagen, Nr. 6, dort die Anmerkung: „Schrift vorhanden im Bande R. Liebeherrianis der Bibliothek des Marien-Stifts-Gymnasiums zu Stettin“.
Literatur:
Vierfach Geistliches Wolgrünendes Kleeblatt/ Oder Christliche Leichpredigten: Darinnen I. Der Gerechten Ruhekammer/ Auff Ehren Georg Rheten/ Weyland Pastoris zu S. Peter allhie/ vnd Vhrhebers der Rhetischen Druckerey ; II. […] Auff Hn. Joachim Rheten/ Seel. III. […] Auff Hn. David Rheten Seel. […] IV. […] Auff Hn. Georg Rheten Seel. […] Leichbegängnüssen von hiesigs Ohrts Vornehmen Hn. Theologen erkläret worden. […]. Stettin 1647. FB Gotha, LP D 8° V, 00007 (10). Darin die erste Leichpredigt von Johannes Cogeler (1586).
Albert Metcke: F. Hessenland G.m.b.H. Die Entwicklung der Firma von ihrer Gründung im Jahre 1577 bis zur Gegenwart. Stettin 1928.
Wilhelm Heinrich Meyer: Geschichte der Buchdruckerei und Verlags-Handlung F. Hessenland in Stettin vom Jahre 1577 bis zum Jahre 1877. Stettin 1877.

Erstellt: 29.06.2018
Letzte Aktualisierung: 29.11.2018

rhete_georg.txt · Zuletzt geändert: 2018/12/03 13:53 von klaus-dieter herbst