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Moller, Tobias

„M. Thobias Mollerus Crimnicensis“; „Crimnicensis, Astronomus vnnd Bürger zu Zwickaw“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1580 (Prognostikum), 1585 (Kalendarium))
* ca. 1558 Crimmitschau, † ca. 1594 [?] Zwickau
Kalender seit mindestens 1581, verfaßt bis 1595

Tobias Moller (auch Möller, Müller, Molitor) nannte in dem Widmungsschreiben des Prognostikums für 1582 (S. A4a) sein Alter: „Weil ich allererst im 24. Jar“; also war er zum Zeitpunkt des Schreibens der Widmung am 12. April 1581 in Zwickau 23 Jahre alt. Demnach wurde er ungefähr 1558 geboren. Der Geburtsort Crimmitschau folgt aus der Selbstbezeichnung auf den Titelblättern. Über Mollers Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. 1575 begann er ein Studium an der Universität in Jena (Mentz/Jauernig, 1944, S. 210 „Molitor, Tob., Crimnicen. 1575a, 114“), das er in Wittenberg fortsetze. Dort wurde Moller am 2. September 1578 zum Magister der Philosophie promoviert (UA Halle, Rep. 1, Nr. XXXXV, 1, Bd. 2, S. 283, Nr. 21). Nach dem Studium ließ er sich in Zwickau nieder. Auf dem Weg nach Zwickau schrieb sich Moller im Sommersemester 1580 auch in die Matrikel der Universität Leipzig ein (Erler, 1909, Bd. 1, S. 298 „Molitor Tob. Crimnicen. 4 gr. i S 1580 M 172“). Ab spätestens 18. Mai 1580 (siehe unten) wohnte Moller in Zwickau, wo er als Astronom wirkte und am 11. November 1581 als Bürger der Stadt vereidigt wurde. Der Eintrag in das Bürgerbuch lautet: „Magister Thobias Müller Ist zum Bürger aufgenommen vnd voraidet worden, auch mit dem BürgerRecht, das Er dasselbe gleich andern vmbs geldt zalen dörffen, voreheret worden. Act am tage Martini Ao 81.“ (StA Zwickau, III y, Nr. 2, Bürgerbuch 1563 bis 1656, fol. 41r). Da die letzte bekannte Jahresschrift von Moller der kleine Kalender für 1595 ist, könnte er um 1594 in Zwickau gestorben sein.
Über Zwickau hinaus wurde Moller nicht nur durch seine Kalender und Prognostiken bekannt, sondern auch durch seine „Gründtliche Wiederlegung“ (anderer Druck, Titel 3), mit der er sich 1583 an der Diskussion um die Gregorianische Kalenderreform beteiligte. Er sah zwar aus astronomischer Sicht die Notwendigkeit einer Reform ein, wandte sich aber entschieden gegen die vom Papst verordnete und kündigte einen eigenen Vorschlag an (vgl. Steinmetz, 2011, S. 232–235 und Koller, 2014, S. 51–53). In seinen Schriften findet man keine Einzelheiten zu Mollers eigenem Reformvorschlag. Diesen wollte er den auf dem Augsburger Reichstag versammelten Reichsständen vorlegen, wenn diese ihm dafür 30.000 Gulden als Gegenleistung geben würden (gemäß Mollers Eingabe an den Reichstag vom Sommer 1582, siehe Steinmetz, 2011, S. 234, Anm. 1183 und Koller, 2014, S. 166, Anm. 6). Mit einer zweiten Schrift von 1585 (anderer Druck, Titel 4) reihte er sich auch „in den apokalyptischen Kalenderdiskurs ein“ (Koller, 2014, S. 75; zu Mollers apokalyptischen Vorstellungen vgl. Leppin, 1999, S. 69, Anm. 66).
Über die Adressaten der Widmungen seiner Kalender und anderen Drucke kann man etwas über den Bekanntenkreis von Moller erfahren. So widmete er Kalender und Prognostikum für 1581 „Jacob von Talhaim/ vnd Dierterich [sic] Rühliken auff Lindaw/ auch Caspar Rödern auff Pelaw/ Churfürstlichen Sechsischen Kriegsobersten vnd Heubtleuten/ meinen Günstigen Herrn vnd Förderrn“ (Kalender für 1581, zweiter Teil, S. A2a). Damals, im Juni 1580, erwähnte er sein „Opus Astronomicum“, das er aber aus Zeitmangel noch nicht fertigstellen konnte (ebd., S. B1a; vgl. den anderen Druck, Titel 1). Ein Jahr darauf, in dem Widmungsschreiben an „Herrn Wolffen/ Herrn von Schönburg/ Herrn zu Glaucha vnd Waldenburg“, äußerte er sich über die Schwierigkeit, aus den astronomischen Tafeln die Rechnungen abzuleiten. Er meinte: „Reinhold. Vnebene wege/ das ist/ Copernicus vnd Reinholdus haben so viel vnd schwere praecepta ausgehen lassen/ das einer der Astronomiae bald müde/ vnd vberdrüßig thut werden. J. Junctinus. S. Stadius. Junctinus vnd Stadius sind jtzt die besten/ aber auch noch so schwer/ das man in calculirn nicht kan fortkomen“ (Kalender für 1582, zweiter Teil, S. A1b).
Im August 1579 hielt sich Moller noch in Wittenberg auf, denn die Widmung des Prognostikums für 1580 an Herzog August zu Sachsen unterzeichnete er am 4. August in der Universitätsstadt. Da er in der Widmung ausdrücklich nur von seinem „Prognosticon“ schrieb, ist nicht sicher, ob er bereits für dieses Jahr auch einen Kalender verfaßte. Anders sieht es aus bei dem folgenden Jahr, für das neben dem Prognostikum auch ein Kalendarium überliefert ist. Die Widmung des Kalenders für 1581 unterzeichnete er am 18. Mai 1580 in Zwickau, so daß er zwischen August 1579 und Mai 1580 nach Zwickau gekommen sein muß. Er bezeichnete den Kalender für 1581 als seinen „Newen Calender“, d. h. er hatte diesen auf eine neue Art eingerichtet (Kalender für 1581, Kalendarium, S. A4a). Die Neuerung bestand darin, daß „aus demselbigen fast ein jeder gemeiner Man/ dem seine Geburts stunde bewust/ jme aus rechter Astronomia/ selbst das Zeichen/ Planeten/ vnd fürnemen Stern/ in welchen er geborn worden/ wird ausrechnen können“ (ebd., S. A3b). Hierzu gab er eine Rechenanleitung mit Exempeln und merkte an: „Was nun solches nützlichen/ vnd worzu derselbige von natur geneiget/ ist in meinem Büchlin/ welches hierzu gekaufft werden muß/ zufinden“ (ebd., S. B2a). Dieses Büchlein erschien 1581 (anderer Druck, Titel 1) und Moller widmete es den Ratsmännern der Stadt Zwickau.
Bei Tobias Moller fällt die Besonderheit auf, daß er anfangs seinen Kalendarien eine bis zu 12 Seiten umfassende Vorrede, gerichtet an den „Günstigen Leser“, voranstellte. Im Kalender für 1584 setzte er sich darin mit den verschiedenen Ansichten über die Natur der Kometen auseinander und führte hier unter anderem eine Kometenschrift aus dem Jahr 1556 von → Valentin Engelhardt an (Kalender für 1584, Kalendarium, S. A3a). Er ging auch auf die Erscheinung eines neuen Sterns im Jahre 1572 ein und sagte für das Jahr 1588 große Wunder vor (vgl. auch den anderen Druck, Titel 5). Das veranlaßte Zacharias Rivander (1553–1594), Superintendent in Forst, zu einer Gegenschrift (Rivander, 1588), auf die wiederum Moller reagierte (anderer Druck, Titel 6). Gelegentlich nahm er dann in der Vorrede zum Prognostikum noch einmal Bezug auf die „Vorrede meines Grossen Calenders“ (Kalender für 1584, zweiter Teil, S. A3a). Ab 1585 verzichtete er auf diese Vorreden in den Kalendarien, weil „meine Vorreden etlichen beschwerlich“ (Kalender für 1585, Kalendarium, S. A1b), und gab diese stattdessen als gesonderte Drucke heraus (bekannt ist ein Titel: anderer Druck, Titel 5; vielleicht gehört hier auch Titel 4 dazu).
Tobias Moller verfaßte von 1582 bis 1584 neben dem Schreibkalender und dem zugehörigen Prognostikum noch weitere Schriften, die er als „Ander Teil des Prognostici Astrologici“ bezeichnete (1582 war das die Schrift „Feldbaw“, 1583 die Drucke „Winter Feldbaw“ und „Sommer Feldbaw“, 1584 das „Seebüchlein“ über die Sommerfrüchte). Diese werden deshalb nicht in der Rubrik der anderen Drucke aufgeführt, sondern unter den Jahresschriften (Kalendern) subsummiert. Moller sah sich zu den ergänzenden Schriften veranlaßt, weil er in seinem „Prognostico vnd Calender niemals zeit vnd raumb vom Feldbaw/ vnd rechten Seen/ auch Fruchtbarkeit/ vnd andern dergleichen stücken/ nach solcher leng als es wol die notturfft erfordert zu schreiben“ hatte („Winter Feldbaw“ für 1583, S. A2a). Aufgrund dieser Drucke wurde Moller als „wahrscheinlich der erste ökonomische Schriftsteller in teutscher Sprache“ gewürdigt (Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 4, Sp. 1952).
Für 1594 erschien ein „Schreibkalender“ in Quart (Druck Johann Beck, Erfurt, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig; StA Wertheim, G-Rep. 107, Nr. 39), der durch „M. Thobiam Möllern Discipeln vnd T. S. D.“ verfaßt worden war. Demnach gab es eine Beziehung zwischen Moller und Tobias Schepper (siehe → T. S. D.), der Mollers Schüler („Discipel“) gewesen war.

Titel:
(1) 1581[?]–[1582?]: Almanach Vnd Schreibcalender. 1583[?]–1593: Schreib Calender, Format 4°.
(2) [?]–1595: Schreibcalender, Format 16°.
Druck und Verlag:
Da Tobias Moller fast jährlich den Drucker oder den Verleger wechselte, werden diese hier jahrgangsweise genannt.
1580 (es ist nur das Prognostikum bekannt): Druck und Verlag Clemens Schleich, Wittenberg
1581: Druck und Verlag Simon Gronenberg, Wittenberg
1582: Druck Esaias Mechler, Erfurt, Verlag Simon Hüter und Sigmund Feierabend, Frankfurt am Main
1583: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Simon Hüter und Sigmund Feierabend, Frankfurt am Main
1584: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Johann Francke, Magdeburg
1585: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Johann Francke, Magdeburg
1585: Druck Wilhelm Roß, Magdeburg, Verlag Johann Francke, Magdeburg
1586: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Johann Francke, Magdeburg
1587: Druck Urban Gaubisch, Eisleben, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1588: ?
1589: Druck Johann Beyer, Leipzig, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1590: Druck Andreas Petri, Eisleben, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1591: Druck Nicolaus Voltz, Berlin, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1592: Druck Nicolaus Voltz, Berlin, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1592: Druck Andreas Eichorn, Frankfurt an der Oder, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1593: Druck Vinzenz Strach, Leipzig, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1593: Druck Nicolaus Voltz, Frankfurt an der Oder, Verlag Nicolaus Nerlich, Leipzig
1595: Druck ?, Verlag Johann Francke, Magdeburg
Nachweis:
Zinner, 1841/64, S. 273, Nr. 2948 und passim. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S.319, Nr. 3934 und passim. VD16. CERL. Ergänzung: ULB Darmstadt, Hs 3460 (Ex. für 1584, 1585). StA Wertheim, G-Rep. 107, Nr. 15 und 52 (jeweils Ex. für 1593). StA Bad Frankenhausen (Ex. für 1592, Druck in Berlin). StA Hildesheim, VII A 48 (Ex. für 1595). BP Rom, Mikrofiche E 458, E 1066 (Ex. für 1583, Prognostikum für 1584).
Online:
1580 Prognostikum, 1581 Kalendarium, Prognostikum, 1582 Prognostikum, Feldbaw, 1583 Prognostikum, Sommer Feldbaw (Druck in Leipzig), Sommer Feldbaw (Druck in Jena), Winter Feldbaw, 1584 Prognostikum, 1585 Kalendarium, Prognostikum, 1586 Prognostikum, 1589 Kalendarium, Prognostikum, 1591 Prognostikum, 1592 Prognostikum [14.10.2016].
Andere Drucke:
(1) Astrologia Ivdiciaria. Neuw Teutsch Planeten Büchlein/ in welchem der zwölff Himmlischen Zeichen/ sieben Planeten/ vnd fürnembsten Stern/ eigenschafft vnd wirckung/ nach berühmpter Astrologen obseruation/ beschrieben. Jst aber auff deß Autoris Calender/ so dieses tausendt fünffhundert ein vnnd achtzigsten/ vnd zwey vnd achtzigsten Jar außgangen/ oder noch forthin alle künfftige Jar außgehen möchten/ gerichtet […]. Frankfurt am Main 1581. BSB München, Res/Phys. m. 441 t, online. SBPK Berlin, an: Rh 7040 R, online [14.10.2016]. Und in anderen Bibliotheken. Andere Ausgaben: Erfurt 1581, Leipzig 1581.
(2) Kurtze Beschreibung des erschrecklichen Zeichens/ so erschienen im Mertzen/ Dieses Jars/ M. D. LXXXII. […]. Leipzig 1582. SBPK Berlin, Flugschr. 1582/4. Online [14.10.2016].
(3) Gründtliche Wiederlegung/ Sambt eigentlicher Beschreibung/ der jenigen Restitution Anni vnd Calendarij/ so sich dermal eins/ nach viel darauff gewendten mühe vnd vnkosten/ heruor gethan/ vnd sehen lassen/ Jm Jar/ M. D. LXXXIII. […] Vnd sambt kurzer anzeigung/ wie vnnd welcher gestalt/ eine solche Hochnötige Emendation richtig vnd gantz volstendig zu vberkommen/ vnnd endlichen ins werck zu richten. […]. Leipzig 1583. BSB München, 4 Ded. 58 m#Beibd. 4, online. BETH Zürich, Rar 4299:6, online. ULB Halle, AB 44 13/i, 11 (8), online. HAB Wolfenbüttel, A: 125.26 Quod. (19), online [14.10.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(4) Kurtzer bericht/ Von der eigenschafft dieser Jare vnd vnserer gegenwertigen zeit/ auch was von dem newen Bepstischen Calender/ So man Calendarium Gregorianum oder den reformirten nennet/ zu halten sey. Ohne Ort 1585. BSB München, Res/4 Astr. p. 528,33. Online [14.10.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(5) Kurtze Erklerung/ Waümb war/ Das vmb diß acht vnd achtzigst Jahr/ Bald entweder geschehe groß Wunder/ Oder aber die Welt gehe vnder. […] an stat der Vorrede des grossen Calendarij, dieses 1589. Jahrß/ […]. Ohne Ort [1589]. SBPK Berlin, Oz 21a, Nr. 5. Online [14.10.2016]. Und in anderer Bibliothek.
(6) Responsio Auff des Allerhohnreichsten Calumniatoris/ vnd mechtigsten Spötters/ Dieser jtzigen letzten Zeiten/ D. Zachariae Riuandri, Pfarrers vnd Superintendenten zu Forst/ zu nechst ausgegangenen Gratulation vnd Schmachschrifft. […]. Ohne Ort 1589. SBPK Berlin, De 2985. Online [14.10.2016]. Und in anderen Bibliotheken.

Erstellt: 15.10.2016
Letzte Aktualisierung: 01.11.2019

moller_tobias.txt · Zuletzt geändert: 2019/11/01 11:57 von klaus-dieter herbst