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Freitag, Adam

„M. Adamus Freitagius Thor. Boruss“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1630)
* 1608 Thorn, † 1650 Kiejdany/Litauen
Kalender seit 1630, verfaßt bis mindestens 1635

Adam Freitag wurde 1608 in Thorn geboren (Herbst, 1958). Sein gleichnamiger Vater Adam Freitag (gest. 1621) war Gräzist und seit 1601 Professor am Akademischen Gymnasium in Thorn (Gryczowa, 1958). Dieser heiratete am 4. September 1601 Gertrud Colmer, Tochter eines Thorner Bürgers (Carmina, 1601). Der Sohn wurde mit vier Jahren am 4. Juli 1612 gemeinsam mit einem aus Danzig stammenden Georg Kersten in die Matrikel des Thorner Gymnasiums eingeschrieben (Nowak/Tandecki, 1997, Bd. 1, S. 24 „23. Georgius Kersten, Ged. apud D. M. Freitag, decimanus, 4 Jul. 24. Adamus Freitagius, junior“). Seit dem Wintersemester 1625/26 studierte Adam Freitag der Jüngere an der Universität in Frankfurt an der Oder (Friedländer, 1887, Bd. 1, S. 688 „Adamus Freitagius Thorunensis Borussi 9 [gr.]“). Am 8. Juli 1627 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg (Weissenborn, 1934, S. 311 „[1627 Iulius 8.] Adamus Freytagk Thorun. Borussus“) und am 9. Juli 1629 an der Universität Leiden (Herbst, 1958). In Leiden wurde Freitag am 1. April 1632 zum Doktor der Medizin promoviert (ebd.; anderer Druck, Titel 2). Offenbar hatte er in Wittenberg die Magisterwürde erworben, denn als ein Magister bezeichnete er sich schon auf dem Titelblatt seines Kalenders für 1630. In Leiden beschäftigte sich Freitag als Mathematiker mit dem Festungsbau. Sein Buch „Architectura militaris nova et aucta“ erschien zuerst 1631 in Leiden in deutscher Sprache und wurde später ins Französische übersetzt. Aufgrund dieser Publikation hat er in der Militärgeschichte einen festen Platz. Nach dem Studium wurde er Professor für Mathematik am Thorner Gymnasium, an dem → Johannes Magirus einer seiner Schüler war (Schlegelmilch, 2018, S. 218 mit Verweis auf die Aussage von Magirus in einem Anhang zu dessen „Compendium Fortificatorium“ (1646), unpag., Bl. *ii v). Er wurde auch Leibarzt von Janusz Radziwiłł, Fürst im Herzogtum Samogitien (lit. Žemaitija), und Professor für Mathematik an der Schule in Kiejdany (lit. Kėdainiai, dt. Kedahnen) in Litauen (Kośmiński, 1888, S. 46; Herbst, 1958). Freitag starb 1650 im Alter von 42 Jahren (Herbst, 1958).
In dem einzigen überlieferten Exemplar eines Kalenders (UB Wrocław, R 2166) von Freitag werden die üblichen astronomischen und astrologischen Vorhersagen getroffen, wobei Freitag sich auf die antiken Quellen stützte, z. B. nahm er die Deutung der Finsternisse „nach des Ptolomaei Lehr lib. 2. Quadripart:“ vor (Kalender für 1630, zweiter Teil, S. B4a) und für das Säen und Pflanzen verwies er auf „folgende Plinij Regeln“ (ebd., S. C3b). Dennoch streute Freitag auch folgenden Ratschlag mit ein: „Dieses vnd das vorige gehöret nicht in den Calender/ weil aber auch dem gemeinen Mann hienit gedienet ist/ hab ich auch zu nutz solches wollen hinein setzen/ sonsten erfehret man solches besser/ bey gutten Gärtnern vnd Bawmeistern“ (ebd., S. C4a). Damit gab sich Freitag als einen (verhaltenen) Kritiker der astrologischen Praxis zu erkennen.
In der Literatur wird ein polnisches Prognostikum für das Jahr 1635 genannt (Kośmiński, 1888, S. 46; Lexikon Ärzte, 1929, Bd. 2, S. 617), aufgrund dessen hier angenommen wird, daß er bis mindestens für 1635 auch Kalender erstellte.

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1630–[1635?]: SchreibCalender […] Auff Ober= vnd NiederSchlesien/ Polen/ Preussen vnd andere benachbarte vmbliegende Länder […] gestellet, Format 4°.
Polnische Kalender:
(2) [?]–1635[?]: [Kalender] und Prognosticon astrologicum abo rozsą dekgwiazd niebiskich na rok pański 1635 na horyzont królestwa pruskiego i korony polskiéj a osobliwie miasta Toruna […], Format 16°.
Druck und Verlag:
(1) Georg Baumann, Breslau.
(2) ?, Toruń [?].
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 82. Ergänzung: UB Toruń (Ex. für 1630). Kośmiński, 1888, S. 46 (PBA Fiche 105, 53). VD17. CERL.
Andere Drucke:
(1) Architectura Militaris Nova et aucta oder Newe vermehrte Fortification Von Regular Vestungen, von Irregular Vestungen vnd Hussen wercken. Von praxi Offensiva vnd Defensivâ: auff die neweste Niederländische praxin gerichtet vnd beschrieben durch Adamvs Freitag, der Mathematum Liebhabern. Leiden 1631. SB Regensburg, 999/2Art. 10, online. [08.12.2015]. Andere deutsche Ausgaben: Leiden 1635, 1642, Amsterdam 1654, 1665, online [08.12.2015]. Französische Ausgaben: Leiden 1635, Paris 1640, 1668.
(2) Dispvtatio Medica inavgvralis de Apoplexia/ quam cum bono deo ex avthoritate […] Petri Cvnaei […] Academiae Lugdunensis Rectoris […] pro Gradu summis in Arte Medica […] publice sine Praeside defendet Adamvs Freitag […]. Leiden 1632. UB Erlangen, H00/DISS.A.S. 1130.
Literatur:
Stanisław Herbst: Artikel „Freytag Adam (1608–50)“. In: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 7, Kraków 1948–1958, S. 135–136.

Erstellt: 08.12.2015
Letzte Aktualisierung: 08.08.2019

freitag_adam.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/08 11:56 von klaus-dieter herbst