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Emmen, Gallus

„Magister Gallus Emmen Iutrebocensis, Itziger zeit doselbst Schuldiener“; „Medicinae Stvdiosvs“; „Philosophiae ac Medicinae Doctor“; „Philosophiae et Medicinae Doctor/ Der Keyserlichen Stadt Zittaw verordneter Medicus“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1570 (zweiter Teil), 1575 (Kalendarium), 1578 (Prognostikum), 1586 (Kalendarium))
* 1541 Jüterbog, † 19.10.1599 Zittau
Kalender seit 1570, verfaßt bis mindestens 1588

Gallus Emmen (Emmenius) wurde 1541 im brandenburgischen Jüterbog, einer Kleinstadt ca. 25 km nordöstlich von Wittenberg, als zweiter Sohn des gleichnamigen Gallus Emmen d. Ä. und dessen Frau Anna, geborene Haselov, geboren. Sein Vater war Bürgermeister der Stadt. Der ältere Bruder hieß Ambrosius (Neumann, 2005, S. 182; für den am 11. November 2016 gegebenen Hinweis auf diese Quelle und auf das Verzeichnis der Handschriften in der Christian-Weise-Bibliothek Zittau, wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Altbestand (im Folgenden: CWB Zittau), danke ich Tino Fröde, Zittau). Die Schule besuchte Emmen in der Bergstadt Freiberg. Darüber schrieb er rückblickend in der Widmung des Kalenders für 1575 an die Freiberger Ratsherren, daß „Ich in ewer löblichen Bergkstadt wolbestelten Christlichen Schulen/ vor etlichen Jahren/ von M. Valentino Apelle, vnd M. Friderico Zorlero meinen geliebten Praeceptoribus […] meine fundamenta in dieser vnd anderen freyen Künsten/ als ein Schüler darzumal begriffen“ hatte (Kalender für 1575, zweiter Teil, S. A4b). Am 24. Januar 1558 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Ambrosius in die Matrikel der Universität in Wittenberg eingeschrieben (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 337 „[1558. Januar.] 24. Gallus [und] Ambrosius Emmen Jüterbocenses“). Acht Jahre später, am 5. März 1566, wurde er in Wittenberg zum Magister der Philosophie promoviert (UA Halle, Rep. 1, Nr. XXXXV, 1, Bd. 2, S. 202). Zwischenzeitlich besuchte er von 1560 bis 1562 das Gymnasium in Freiberg. Nach dem 1569 beendeten Studium ging er nach Bautzen, wo er erst Lehrer und später auch Rektor an der Ratsschule wurde. 1580 bekam er die Stelle des Stadtarztes in Zittau (Neumann, 1999, S. 51). Davor wurde er am 27. April 1576 in Wittenberg zum Licentiaten der Medizin promoviert (anderer Druck, Titel 1). Emmen starb am 19. Oktober 1599 an der Pest in Zittau (Neumann, 1999, S. 51).
Am 6. November 1570 heiratete Emmen Maria Montagia. Aus dieser Ehe stammten die Kinder Anna (gest. 1627 in Erfurt), Andreas (gest. 22.10.1632 in Zittau) und die Zwillinge Maria und Joachim (gest. 1578). Nachdem Maria am 20. März 1573 gestorben war, ging Emmen die Ehe mit Elisabeth Krottenschmied (gest. 19.12.1600) ein. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Johannes (28.10.1582–begr.17.12.1646), Dorothea (14.8.1583–24.9.1589), Sigismundt (10.6.1587–begr.3.12.1630) und die Zwillinge Elisabeth (23.11.1589–28.8.1590) und Crescentia (23.11.1589–23.12.1590) hervor (Neumann, 2005, S. 182).
Von den zahlreichen bekannten Publikationen des Astronomen und Arztes Emmen sind vermutlich nur drei überliefert (andere Drucke; vgl. Neumann, 2005, S. 160–181). Die Christian-Weise-Bibliothek in Zittau besitzt neben der Emmenschen nachgelassenen Bibliothek (ebd., Anhang III) auch Handschriften von Gallus Emmen: eine astrologische Sammelhandschrift (Fröde, 2016, Abteilung A, S. 9–11), eine Rezeptsammlung (ebd., S. 11), Miscellanea medica (ebd., Abteilung B, S. 177), Medica, Rezepte sowie eine medizinische Handschrift (ebd., Abteilung C, S. 31f.). Von den wohl zahlreich gewechselten Briefen ist vermutlich nur der Brief Emmens an Johannes Crato von Krafftheim (1519–1585) in Breslau vom 6. Juli 1585 überliefert (UB Wrocław, R 243, Nr. 21, siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Emmen, Gallus“).
Den ersten Kalender verfaßte Emmen für 1570, nachdem er bereits mehrere Jahre in Bautzen als Schuldiener gelebt hatte. In der Widmung des Kalenders für 1570 an die Ratsherren von Bautzen heißt es: „Bin ich von meinen Herrn Praeceptoribus vnd anderen guten Freunden bittlichen angelanget/ auff das künfftig 1570. Jar ein Calendarium in Druck zuuorfertigen“ (Kalender für 1570, zweiter Teil, S. B2a). Das „Calendarium neben einem hierzu gedrucktem Prognostico“ sei „ad declarationem gratianimi von mir angefangen vnd geschehen“ (ebd., S. B2b). Wäre das nicht der erste Jahrgang gewesen, dann hätte Emmen anders formuliert, und zwar wie im Prognostikum für 1575, wo er bekannte, daß er „abermals auff das künfftige 75. Jahr ein Calendarium vnd Prognosticon gestellet“ hat (Kalender für 1575, zweiter Teil, S. A4b). Neben dem großen Kalender (mit Prognostikum) verfaßte er auch einen kleinen Kalender mit Prognostikum, denn Emmen schrieb im Zusammenhang mit der Beschreibung der Finsternisse für 1575, daß er den Bericht darüber abbrechen müsse, da „das Prognosticon zu groß werden/ nichts desto weniger aber soll derselbigen im kleinen Prognostico gedacht werden/ dahin ich den günstigen Leser wil gewiesen haben“ (Kalender für 1575, zweiter Teil, S. E1b). Bemerkenswert ist, daß Emmen auch in Prag eine Kalenderreihe drucken ließ (Reihe 3, einziges bekanntes Exemplar in der ÖNB Wien, 207.111-B, zu suchen unter „Emme“).
Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist, daß auch Emmen die astronomischen Daten verwendete, „wie es der Calculus Copernic anzeigt“ (Kalender für 1570, zweiter Teil, S. B4a; vgl. → Victorinus Schönfeldt). Er verwendete somit die Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold d. Ä. (Reinhold, 1551).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1570–1588[?]: Almanach vnn Schreib=Kalender, Format 4°.
(2) [1575?]–[1588?]: Almanach sampt Practica [kein Exemplar ermittelt], Format 8° oder 16°.
(3) [?]–1587–[?]: Schreibcalender sampt einer kurtzen Practicen, Format 4°.
Lateinischer Kalender:
(4) 1580[?]–[?]: Ephemerides Meteorologicae. [?]–1586[?]: Diarivm Meteorologicon, Format 4°.
Druck und Verlag:
(1), (2), (4) 1570–1572: Johann Wolrab, Bautzen, 1573–[1577?]: Michael Wolrab, Bautzen, 1578[?]–1588[?]: Ambrosius Fritsch, Görlitz.
(3) Michael Peterle, Prag.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 253, Nr. 2619 und 2620 (Kalendarium und Prognostikum für 1573). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 314, Nr. 3869 (Ex. für 1570) und passim. SächsHStA Dresden, Bestand 13540 Materialien zur älteren Landes- und Ortsgeschichte Sachsens, Nr. 247 (Ex. für 1575). StA Zittau (Ex. für 1586). CWB Zittau (Prognostikum für 1586). ÖNB Wien (Kalender für 1587, Reihe 3). Neumann, 2005, S. 160–164. VD16. CERL.
Online:
(1) 1570 Prognostikum, 1575 Kalendarium und Prognostikum, 1578 Prognostikum [27.10.2016].
Andere Drucke:
(1) (Disputation) Abraham Werner (Praeses), Gallus Emmen (Respondent): De Calculo Renvm. Enthalten als zweite Disputation in: D. D. Praesidente Abrahamo Wernero Philosophiae et Medicinae Doctore, respondebvnt publicè pro licentia in arte Medica consequenda honesti et docti viri Samvel Melis Magdeburgensis. M. Gallvs Emmen Iutrebocensis. Petrvs Apianvs Spirensis. V. Calend. Maij Witebergae in lectio Collegij maioris hora septima matutina. Wittenberg 1576. BEP Wittenberg, Diss 194/2.
(2) Beschreibung des Cometen/ So im Abgelauffenen 1577. Jahr/ den 12. Nouembris gesehen ist worden/ Beyneben seiner bedeutung vnd vermutlichen Wirckung […]. Bautzen 1578. SLUB Dresden, Astron. 414, misc. 2.
(3) Einfeltiger/ kurtze/ nothwendiger vnd gründtlicher Bericht/ wie man sich jetziger Zeit/ weil das Sterben in der Chron Behmen/ vnd anderßwo mit gewalt vberhandt nimpt/ vormittels Göttlicher hülff vorwahren vnd halten soll. Zu Ehren/ […] den […] Bürgermeistern vnd Rathmannen/ etc. So wol auch der löblichen Bürgerschafft vnd Gemeine der Königlichen Stadt Zittaw Jn zwey Theil durch Gallvm Emmen Artis Medicae Doctorem gefast vnd gestellet. Görlitz 1583. SLUB Dresden, Coll. diss. B 23, misc. 55. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur:
Reiner Neumann: Zum Gedenken an den Zittauer Arzt und Stadtphysikus Dr. Gallus Emmenius. In: Bibliotheksjournal der Christian=Weise=Bibliothek Zittau, Heft 8 (1999), S. 51–52.
Reiner Neumann: Wege durch die alte Welt: Die europäische Ausbreitung des Geschlechtes Emmen am biographischen Beispiel der Zittauer Familie Emmenius. Ein medizin- und kulturgeschichtlicher Beitrag zum 15. und 16. Jahrhundert. Zittau 2005. (Nicht im öffentlichen Druck erschienen, Skript in der CWB Zittau.)

Erstellt: 16.11.2016
Letzte Aktualisierung: 06.08.2019

emmen_gallus.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/06 13:59 von klaus-dieter herbst