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Camerarius, Johann Rudolph

„Joh. Rudolph Camerer/ der Artzney Doctor vnd bestellter Physicus der ReichsStadt Reutlingen“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1612)
* ca. 1580 Reutlingen, † 25.9.1635 Reutlingen
Kalender seit mindestens 1612, verfaßt bis 1630

Johann Rudolph Camerarius (Camerer) wurde um 1580 in Reutlingen (bei Tübingen) geboren (Camerer, 1903, S. 14, 70; nach CERL geb. am 25.10.1578 in Tübingen). Der Vater war Alexander Camerer III. (1551–1599), zunächst seit 1574 Arzt in Tübingen und dann ab Ende 1580 Stadtarzt in Reutlingen (Camerer, 1903, S. 66). Die Mutter Anna (gest. 1620) war eine geborene Riepp in Tübingen (ebd., S. 13, 68). Aus der Ehe gingen 15 Kinder hervor, Johann Rudolph war nach Margareta (geb. 8.11.1575 in Tübingen), Anna Christina (geb. 19.8.1577 in Tübingen) und Alexander IV. (geb. 23.6.1579 in Tübingen) das vierte Kind (ebd., S. 13). Wäre Johann Rudolph am 25. Oktober 1578 noch in Tübingen geboren worden, dann muß der am 23. Juni 1579 geborene Alexander IV. eine Frühgeburt gewesen sein (er lebte bis 5. August 1630). Und wäre er tatsächlich der erste geborene Junge gewesen, dann hätten die Eltern der Tradition gemäß ihn Alexander genannt, nicht Johann Rudolph. So ist es wahrscheinlich, daß Johann Rudolph der zweitgeborene männliche Nachkomme war. Er ist „wohl nicht später als 1580 geboren; es ist seine Geburt vielleicht um die Zeit des Umzugs der Familie, von Tübingen nach Reutlingen, erfolgt“ (ebd., S. 67).
Nach dem Besuch der Reutlinger Schule studierte er seit 14. November 1593 an der Universität in Tübingen (Hermelink, 1906, S. 706 „[1593.] Johannes Rudolphus Chammerer Reutlingensis (14. Nov.)“). Dort wurde er am 15. August 1599 zum Magister der Philosophie (Camerer, 1903, S. 70) und am 14. Dezember 1603 zum Doktor der Medizin (Diarium Martini Crusii 1600–1605, S. 660; für den am 12. April 2017 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Dr. Tilmann Walter, Würzburg) promoviert. Am 15. Mai 1605 heiratete Camerarius, nun bereits Doktor der Medizin, Magdalena Aichlin, Tochter des Ratsverwandten Balthasar Aichlin (ebd., S. 14; vgl. Amici, 1605). Ob hier eine verwandtschaftliche Beziehung zu dem späteren Kalendermacher → Paul Aichlin bestand, konnte nicht ermittelt werden. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Anna Barbara (geb. 1.4.1607) und Anna Katharina (geb. ?.3.1608, kurz nach der Geburt gestorben).
Unmittelbar nach der Hochzeit zog Camerarius mit seiner Frau nach Esslingen am Neckar (bei Stuttgart). Schon am 16. April 1605 hatte er sich auf die Stelle des dortigen Stadtarztes beworben, welche ihm mit Vereidigung am 4. Juli 1605 auch gegeben wurde (Camerer, 1903, S. 70 mit Verweis auf Akten im Stadtarchiv Esslingen, Lade 55, fasc. 82). Als Besoldung bekam er vermutlich 40 Gulden Bargeld, 20 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Hafer, 3 Eimer Wein und freie Wohnung (so die Aufzählung für den Nachfolger von Camerarius im Amt bei Camerer, 1903, S. 71, Anm. 1). Am 19. Oktober 1609 wurde Camerarius aus dem Amt des Stadtarztes in Esslingen entlassen, weil er auf dasselbe Amt in Reutlingen berufen worden war, das er bis zu seinem Tod innehatte (ebd., S. 71).
Nachdem seine Frau Magdalena um 1615 gestorben war (ebd., S. 70), verheiratete er sich in zweiter Ehe am 11. März 1617 mit Sara Gilg (13.4.1590–1668) aus Nürtingen, Tochter des aus einer Esslinger Familie stammenden Gerichtsverwandten David Gilg (ebd., S. 14, 71). Aus dieser Ehe gingen der erstgeborene Sohn Johann Rudolph der Jüngere (2.4.1618–28.5.1675) sowie Sara (24.10.1625–7.10.1630), Alexander David (9.9.1627–?), Juliane Margareta (13.5.1632–2.3.1703), Philipp Gerhard (17.6.1634–26.3.1686) und Christiane (?–?) hervor (ebd., S. 14f.). Camerarius starb am 25. September 1635 in Reutlingen an der Pest (ebd., S. 72).
Daß Camerarius Schreibkalender verfaßt hat, wird in Chroniken von Reutlingen erwähnt (ebd., S. 72). Denkbar ist, daß dieses zum Aufgabenbereich des Stadtarztes gehörte und er bereits 1610 einen Kalender für 1611 verfaßt hat. Der älteste überlieferte Kalender ist ein Exemplar für 1612 (StA Wertheim, G-Rep. 107, Nr. 51).

Titel:
1612[?]–1630: Schreib=Calender.
Druck und Verlag:
1612–1617: Georg Leopold Fuhrmann, Nürnberg, 1618–1630: Johann Friedrich Sartorius, Nürnberg.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 75. Ergänzung: StA Wertheim (Ex. für 1612). Matthäus, 1969, Sp. 1346. VD17. CERL (ohne Kalender).
Online:
1612 Prognostikum, 1615 Prognostikum, 1617 Prognostikum [02.01.2017].
Andere Drucke:
(1) (Disputation) Daniel Mögling (Praeses), Johann Rudolph Camerarius (Respondent): Centvria, Assertionum Medicarum De Ratione Cvrandi Per Sangvinis Missionem […]. Tübingen 1602. SUB Göttingen, DISS MED COLL MAX 378 (21). Online [02.01.2017].
(2) (Disputation) Daniel Mögling (Praeses), Johann Rudolph Camerarius (Respondent): Assertiones Medicae, De Venenis […]. Tübingen 1602. UB Erlangen, H00/DISS.A.S 1302. Online [02.01.2017].
(3) Horarvm Natalivm Centvria Vna, siue Narratio Historica, Variorvm In Vita Casvvm, Mirabilivm In Fortvnis Et Honoribvs vicissitudinum, diuersissimorumque euentuum, quostam Illustres, Calrique viri, quam inferioris conditionis homines in vtramque partem sustinuerunt: In Qva Scientiae Astrologicae veritas ac certitudo aduersus Astrologomastiches (praesertim Sixtum ab Hemminga et alios plane et perspicue ostenditur. […]. BSB München, Res/4 Astr. p. 72. Und in anderen Bibliotheken.
(4) Sylloges Memorabilium Medicinae Et Mirabilium Naturae Arcanorum Centvriae IV. [Straßburg] 1624 [–1630]. BSB München, Med. g. 79-1/8. Online. Centvria V. BSB München, Med. g. 79-1/8. Online. Centvria VI. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centvria VII. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centvria VIII. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centuria IX. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centuria X. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centuria XI. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online. Centvria XII. BSB München, Med. g. 80-1/12. Online [02.01.2017]. Und in anderen Bibliotheken.
Literatur:
(Gelegenheitsschrift: Hochzeit) Sacrum Nuptiale, Cl. Viri Dn. Joan. Rudolphi Camerarii […] Eßlingensisi Reipubl. Medici Ordinarii: Et Virginis Lectissimae, Magdalenae: Domini Balthasaris Aichlini […] Filiae, Applaudentium Amicorum Carminibus exornatum ac celebratum: Ad Diem XV. Maii Anno M.DC.V. Tübingen 1605. HAB Wolfenbüttel, 287.23 Quod. (50), Fragment.
Ludwig Wilhelm Otto Camerer und Johann Friedrich Wilhelm Camerer: Geschichte der Tübinger Familie Camerer von 1503 bis 1903. Neu nach den Quellen bearbeitet. Stuttgart 1903.
Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Frankfurt am Main 1969, Bd. IX, Sp. 967–1396. Zu Johann Rudolph Camerarius: Sp. 1075.

Erstellt: 12.01.2017

camerarius_johann_rudolph.txt · Zuletzt geändert: 2017/06/13 08:57 von klaus-dieter herbst