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Bormann, Georg

„Georg Borman/Der Mathematischen Künste Liebhaber“; „Astron. Cult.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1694, 1705)
* ca. 1640 Höckendorf in Sachsen, † nach 1704 Somsdorf bei Freital [?]
Kalender seit 1694, verfaßt bis 1705

Georg Bormann wurde um 1640 in dem sächsischen Dorf Höckendorf geboren. Über dessen Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Im Sommersemester 1658 wurde er in die Matrikel der Universität Leipzig eingeschrieben (Erler, 1909, Bd. 2, S. 40 „Bormann, Geo. Hoeckendorf. n. 16 gr. i S 1658 M 127“). Aus dem Jahr der Immatrikulation wurde auf das ungefähre Geburtsjahr geschlossen. Die von Bormann genannte Ortsbezeichnung gibt es in Sachsen viermal: Höckendorf bei Dippoldiswalde, H. bei Döbeln, H. bei Königsbrück und H. bei Waldheim (Schilling, 2002, Bd. 2, S. 255). Es kann nicht entschieden werden, in welchem Höckendorf Bormann geboren wurde.
Über Bormanns weiteres Leben gibt es nur zwei Anhaltspunkte. 1682 tauchte er als Beiträger zur Leichenpredigt auf die am 12. Dezember 1681 in Dresden verstorbene Dorothea Sander auf, Ehefrau des Caspar Sanders, Oberamtmanns zu Wittenberg, auf. Bormann bezeichnete die Verstorbene als seine „Frau Hospitae und Wolthäterin“ und unterzeichnete mit „George Borman/ S. S. Th. Stud.“ (Schmidt, 1682, S. K4a). Demnach lebte er 1681 in Wittenberg im Hause der Sanders. Und ein 1699 formuliertes Glückwunschgedicht wurde verfaßt von einem „George Bormannen/ L[iberalium]. A[rtium]. Cultore & p[ro]. t[empore]. Ludim[agister]. Somsdorp.“ (anderer Druck, Titelei), also einem der freien Künste Liebhaber und zur Zeit Schulmeister in Somsdorf. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser 1699 in Somsdorf (1974 eingemeindet in die Stadt Freital) lebende Schulmeister Georg Bormann und der seit 1694 kalenderschreibende Georg Bormann, der sich als ein der mathematischen Künste Liebhaber bezeichnete, identisch waren.
Das für 1694 überlieferte Exemplar (SLUB Dresden, ZA 724) des Schreibkalenders von Georg Bormann enthält in der Schreibspalte die seltenen Eintragungen eines Studenten (dieselbe Hand schrieb in einen Kalender für 1695 von → Johannes Vulpius ein; SLUB Dresden, ZA 718). Aus den Eintragungen kann geschlossen werden, daß der Schreiber in Jena und Wittenberg studierte. Bei diesem Studenten wird es sich um Adam Friedrich Gerber, dem Sohn von Friedrich Gerber, gehandelt haben, der aus Zittau stammte, seit dem 30. Juni 1692 in Jena (Jauernig/Steiger, 1977, S. 299) sowie seit dem 4. Juni 1695 in Wittenberg studierte und dort am 15. Oktober 1695 zum Magister der Philosophie promoviert wurde (Juntke, 1952, S. 130). Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, daß auf dem Titelblatt des Kalenders für 1694 am unteren Rand, der später von dem Altenburger Buchbinder, der die Kalender eines Jahres für die Altenburger Sammlung in einem Band zusammenfügte, beschnitten worden ist, der Nachname des Besitzers „Gerber“ sowie von dem Vornamen zwei i-Punkte und die oberen Enden der Buchstaben d und h (alles zu „Friedrich“ passend) zu erkennen sind. Exemplarisch sei die Notiz über ein Colleg-Besuch in Jena zitiert: „d. 12. Junij bey hl. V. Velthen ein Collegium theol: moralis angefangen“ (S. C1a; Valentin Veltheim war Theologieprofessor an der Universität Jena und veröffentlichte 1691 sein Hauptwerk „Theologia moralis“). Aus anderen Eintragungen geht hervor, daß der Student am 29. September 1694 aus Jena abreiste und am 30. in Leipzig ankam (S. C4a), am 5. Oktober aber aus Leipzig weiter nach Zittau zu seiner Familie reiste, wo er am 9. Oktober ankam (S. D1a). Im Jahr darauf kam der Student am 12. Juni „glücklich in Wittenberg“ an und ist dort „d. 15. Junij inscribiret worden, gegeben 1 thlr. 6 gr.“ (Johannes Vulpius: Budißinischer Haupt= und Historien=Calender für 1695, Kalendarium, S. C2a, handschriftliche Notiz; Gerber datierte nach Gregorianischem Stil, der in Zittau galt, der Matrikeleintrag in Wittenberg bezieht sich hingegen auf den Julianischen Stil). Die Auswertung der Eintragungen in den beiden Kalendern für 1694 und 1695 würde einen interessanten Blick auf das Alltagsleben eines damaligen Studenten und auf die an den Universitäten in Jena und Wittenberg angebotenen privaten und öffentlichen Vorlesungen bieten (vgl. Rasche, 2008, S. 25, Anm. 43) bieten.

Titel:
1694–1705: Historischer Hauß= Kunst= und Wunder=Calender.
Druck und Verlag:
1694–1696: Justus Reinhold, Leipzig, [1697]–1705: Justus Reinholds Witwe, Leipzig.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 72. Herbst, 2011a, S. 14. Ergänzung: Exemplar für 1695 in der NB Warschau. VD17. CERL1. CERL2.
Online:
(1) 1698 und 1705 [13.05.2016].
Anderer Druck:
Der Charitum Glückwünschende Auffwartung/ Bey des Wohlgebohrnen Herrn/ Hrn. Hannibal Johann von Schmertzing/ Auff Ober=Wierau etc. Sr. Königl. Maj. in Pohlen/ und Churfl. Durchl. zu Sachsen/ hochbestalten Ober=Forst= und Wild=Meisters/ auch des Grüllenburgischen Ampts hohen Pachts=Inhabers Solenner Installation/ Welche […] Den 11. Dec. Anno 1699. […] vor sich gieng. […] überreichet von George Bormannen/ L. A. Cultore & p. t. Ludim. Somsdorp. Dresden 1699. SLUB Dresden, 1. B. 8348, angeb. 25. Online [13.05.2016].

Erstellt: 13.05.2016
Letzte Aktualisierung: 09.07.2019

bormann_georg.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/09 11:20 von klaus-dieter herbst