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 Bartholomaeus Schimpffer war Fürstlich-Magdeburgischer Hof-Mathematiker in Halle an der Saale. Er wohnte „auffm Neumarck[t] vor Hall[e] in Sachsen“ (Schreib=Calender für 1649, zweiter Teil, S. A2b; vgl. Dreyhaupt, 1750, S. 708). Seine Prophezeiung des nahen Todes Kaiser Ferdinands III. während des Leichenbegängnisses von Kurfürst Johann Georg I. († 1656) wurde in der Literatur stets erwähnt, weil tatsächlich kurz darauf (im Jahr 1657) der Kaiser starb (z. B. in Zedler, 1732, Bd. 34, Sp. 1588f.). In der Historiographie fand Schimpffer auch aus einem zweiten Grund stets Erwähnung, denn er war einer der frühen Lehrer Erhard Weigels in Halle (Quellenzitat), wo Weigel ab 1644 das Gymnasium besuchte. Von ihm ließ sich Weigel vor allem in den astronomischen und astrologischen Grundlagen des Kalendermachens unterrichten (Dreyhaupt, 1750, S. 708).\\ Bartholomaeus Schimpffer war Fürstlich-Magdeburgischer Hof-Mathematiker in Halle an der Saale. Er wohnte „auffm Neumarck[t] vor Hall[e] in Sachsen“ (Schreib=Calender für 1649, zweiter Teil, S. A2b; vgl. Dreyhaupt, 1750, S. 708). Seine Prophezeiung des nahen Todes Kaiser Ferdinands III. während des Leichenbegängnisses von Kurfürst Johann Georg I. († 1656) wurde in der Literatur stets erwähnt, weil tatsächlich kurz darauf (im Jahr 1657) der Kaiser starb (z. B. in Zedler, 1732, Bd. 34, Sp. 1588f.). In der Historiographie fand Schimpffer auch aus einem zweiten Grund stets Erwähnung, denn er war einer der frühen Lehrer Erhard Weigels in Halle (Quellenzitat), wo Weigel ab 1644 das Gymnasium besuchte. Von ihm ließ sich Weigel vor allem in den astronomischen und astrologischen Grundlagen des Kalendermachens unterrichten (Dreyhaupt, 1750, S. 708).\\
 Darüber hinaus werden in der Literatur bisher keine weiteren Einzelheiten zum Leben von Schimpffer genannt. Die Matrikel der Universität Leipzig verzeichnet ihn mit der Immatrikulation im Sommersemester 1638 (Erler, 1909, Bd. 2, S. 388 „Schimpferus Bartholom. Neugattlebien. Saxo 1 fl. 3 gr. i S 1638 S 5“). Hieraus geht sein Geburtsort Neugattersleben hervor. Aus dem Erscheinungsjahr 1630 der ersten Gelegenheitsschrift von Schimpffer wird das ungefähre Geburtsjahr 1610 abgeleitet. Das Sterbedatum nannte Dreyhaupt (Dreyhaupt, 1750, S. 708).\\  Darüber hinaus werden in der Literatur bisher keine weiteren Einzelheiten zum Leben von Schimpffer genannt. Die Matrikel der Universität Leipzig verzeichnet ihn mit der Immatrikulation im Sommersemester 1638 (Erler, 1909, Bd. 2, S. 388 „Schimpferus Bartholom. Neugattlebien. Saxo 1 fl. 3 gr. i S 1638 S 5“). Hieraus geht sein Geburtsort Neugattersleben hervor. Aus dem Erscheinungsjahr 1630 der ersten Gelegenheitsschrift von Schimpffer wird das ungefähre Geburtsjahr 1610 abgeleitet. Das Sterbedatum nannte Dreyhaupt (Dreyhaupt, 1750, S. 708).\\ 
-Das Erscheinen eines Schreibkalenders von Schimpffer kann frühestens für das Jahr 1646 belegt werden, denn in seinem Kalender für 1647 erwähnte er seinen „Calender so vor einem Jahr in druck verfertiget und aus gangen“ (zweiter Teil, S. B4a). Offenbar war Erhard Weigel am Verfassen der Schreibkalender von Schimpffer beteiligt (siehe das Quellenzitat). Den fast in jedem Jahrgang beigegebenen Widmungsbriefen an hochgestellte Personen aus dem Stadtbürgertum oder aus dem Adel können Hinweise auf biographische Einzelheiten entnommen werden. So verwies Schimpffer im am 10. Juni 1648 unterzeichneten Widmungsbrief an Conrad von Burgsdorf, Kurfürstlich-Brandenburgischer Oberkammerherr, Oberkommandant und aller Festungen Obrist, auf seine Beziehung zum Brandenburgischen Hof, indem er schrieb: „Und nachdem Ihrer Churf. Durchl. zu Brandenburg/ etc. ich meinen verwichenes Jahres verfertigten Calender aus erheblichen Ursachen in gehorsamster Unterthänigkeit übergeben; Als habe/ in Betrachtung des hohen Favors und geneigten Affection, (welche so wol bey Ihrer Hochwürd. als ihrer HochEdl. Gestr. dem Herrn Obristen/ deroselben vielgeliebten Herrn Bruder/ meinen auch vornehmen und geneigten Patron/ ich eine geraume Zeit anhero gegen mir gespüret/) Ihr Hochwürd. ich diese meine CalenderArbeit mit danckbarem Gemüthe und willigster Dienstschuldigkeit zu offeriren, mich schuldig erkennet.“ (Schreib=Calender für 1649, zweiter Teil, S. A2b). Erhalten sind drei von Schimpffer verfaßte Geburtshoroskope: für Christian von Sachsen-Altenburg (1654–1663), für Johanna Magdalena von Sachsen-Altenburg (1656–1686) (FB Gotha, Chart. B 389, fol. 112–127 und 155–170) sowie für Markgraf Erdmann Philipp von Brandenburg-Bayreuth (1659–1678) (Pültz, 1973, S. 150, Nr. B 243). Und im Kalender für 1660 erwähnte Schimpffer in der dem Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, August, und dessen Söhnen gewidmeten Dedikation seine mehrmaligen Aufenthalte am Wolfenbütteler Hof und die ihm dort erwiesene hohe Gnade (zweiter Teil, S. A3b). Im Umfeld der Fürstenhöfe sollte somit über die gedruckten Gelegenheitsschriften hinaus weiteres Material zu Bartholomaeus Schimpffer gefunden werden können.\\+Das Erscheinen eines Schreibkalenders von Schimpffer kann frühestens für das Jahr 1645 belegt werden. In seinem Kalender für 1647 erwähnte er seinen „Calender so vor einem Jahr in druck verfertiget und aus gangen“ (zweiter Teil, S. B4a). Offenbar war Erhard Weigel am Verfassen der Schreibkalender von Schimpffer beteiligt (siehe das Quellenzitat). Den fast in jedem Jahrgang beigegebenen Widmungsbriefen an hochgestellte Personen aus dem Stadtbürgertum oder aus dem Adel können Hinweise auf biographische Einzelheiten entnommen werden. So verwies Schimpffer im am 10. Juni 1648 unterzeichneten Widmungsbrief an Conrad von Burgsdorf, Kurfürstlich-Brandenburgischer Oberkammerherr, Oberkommandant und aller Festungen Obrist, auf seine Beziehung zum Brandenburgischen Hof, indem er schrieb: „Und nachdem Ihrer Churf. Durchl. zu Brandenburg/ etc. ich meinen verwichenes Jahres verfertigten Calender aus erheblichen Ursachen in gehorsamster Unterthänigkeit übergeben; Als habe/ in Betrachtung des hohen Favors und geneigten Affection, (welche so wol bey Ihrer Hochwürd. als ihrer HochEdl. Gestr. dem Herrn Obristen/ deroselben vielgeliebten Herrn Bruder/ meinen auch vornehmen und geneigten Patron/ ich eine geraume Zeit anhero gegen mir gespüret/) Ihr Hochwürd. ich diese meine CalenderArbeit mit danckbarem Gemüthe und willigster Dienstschuldigkeit zu offeriren, mich schuldig erkennet.“ (Schreib=Calender für 1649, zweiter Teil, S. A2b). Erhalten sind drei von Schimpffer verfaßte Geburtshoroskope: für Christian von Sachsen-Altenburg (1654–1663), für Johanna Magdalena von Sachsen-Altenburg (1656–1686) (FB Gotha, Chart. B 389, fol. 112–127 und 155–170) sowie für Markgraf Erdmann Philipp von Brandenburg-Bayreuth (1659–1678) (Pültz, 1973, S. 150, Nr. B 243). Und im Kalender für 1660 erwähnte Schimpffer in der dem Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, August, und dessen Söhnen gewidmeten Dedikation seine mehrmaligen Aufenthalte am Wolfenbütteler Hof und die ihm dort erwiesene hohe Gnade (zweiter Teil, S. A3b). Im Umfeld der Fürstenhöfe sollte somit über die gedruckten Gelegenheitsschriften hinaus weiteres Material zu Bartholomaeus Schimpffer gefunden werden können.\\
 Aus der Kalenderreihe der → [[schimpfferin_salome|Salome Schimpferin]] erfährt man, daß diese eine Cousine von Bartholomaeus Schimpffer war. Über weitere familiäre Beziehungen konnte aber nichts ermittelt werden.\\ Aus der Kalenderreihe der → [[schimpfferin_salome|Salome Schimpferin]] erfährt man, daß diese eine Cousine von Bartholomaeus Schimpffer war. Über weitere familiäre Beziehungen konnte aber nichts ermittelt werden.\\
-In seiner Beschreibung und Deutung des Kometens von 1652 gab Schimpffer Hinweise auf eine von ihm damals unternommene Reise von Dresden nach Halle, während dieser er den Kometen gesehen hat. Am 20. Oktober 1652 war er in „Ketzberg“, tags darauf in Mutschen und Grimma, am dritten Tag in Großkugel, schließlich kam er in Halle an. „Darauff ich denn in wenig Tagen auff Quedlinburg Wolfenbüttel unnd Zelle gereiset“ (Schimpffer, 1652, S. D1a).\\+In seiner Beschreibung und Deutung des Kometens von 1652 gab Schimpffer Hinweise auf eine von ihm damals unternommene Reise von Dresden nach Halle, während dieser er den Kometen gesehen haben will (das aufgrund der Bahn des Kometen aber nicht möglich gewesen sein kann). Am 20. Oktober 1652 war er in „Ketzberg“, tags darauf in Mutschen und Grimma, am dritten Tag in Großkugel, schließlich kam er in Halle an. „Darauff ich denn in wenig Tagen auff Quedlinburg Wolfenbüttel unnd Zelle gereiset“ (Schimpffer, 1652, S. D1a).\\
 Daß Schimpffer in den letzten Jahren seinen Kalender nicht mehr in Leipzig drucken und verlegen ließ, sondern in wechselnden Orten (Zwickau, Erfurt, Magdeburg), deutet auf Probleme mit dem Verkauf seines Kalenders hin. Folgerichtig war dann, daß nach Schimpffers Tod dessen Kalenderreihe nicht fortgeführt wurde, denn zu jener Zeit drängten neue Autoren mit ihren Schreibkalendern auf den umkämpften Kalendermarkt, die ihre Kalender zunehmend weniger mit astrologischen Prophezeiungen füllten, sondern mit neuen, auf Unterhaltung und Belehrung abzielenden weltlichen Texten. Daß Schimpffer in den letzten Jahren seinen Kalender nicht mehr in Leipzig drucken und verlegen ließ, sondern in wechselnden Orten (Zwickau, Erfurt, Magdeburg), deutet auf Probleme mit dem Verkauf seines Kalenders hin. Folgerichtig war dann, daß nach Schimpffers Tod dessen Kalenderreihe nicht fortgeführt wurde, denn zu jener Zeit drängten neue Autoren mit ihren Schreibkalendern auf den umkämpften Kalendermarkt, die ihre Kalender zunehmend weniger mit astrologischen Prophezeiungen füllten, sondern mit neuen, auf Unterhaltung und Belehrung abzielenden weltlichen Texten.
  
schimpffer_bartholomaeus.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/25 14:30 von klaus-dieter herbst