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mithobius_d._ae._hector

Mithobius d. Ä., Hector

„Hector Mithobius/ der Ertzney Doctor/ vnd Physicus Ordinarius zu Hannober [sic]“; „Doctor/ vnd Medicus ordinarius zu Hannover“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1581 Reihe 1, 1584 Reihe 2)
* 20.12.1532 Marburg, † 10.4.1607 Hannover
Kalender seit mindestens 1571, verfaßt bis mindestens 1599
Übernommene Reihe: → Steinmetz, Moritz

Über das Leben von Hector Mithobius dem Älteren liefert eine Familienchronik Aufschluß (Mithoff, 1881, S. 10–12, Nr. 20). So wurde er am 20. Dezember 1532 in Marburg als Sohn des Arztes Burchard Mithobius (1501–1564) geboren (ebd., S. 19). Der Vater stammte ursprünglich aus Münden (Meier, 1607, S. A2b). Ein Jahr zuvor (1531) war der Vater Professor für Mathematik an der Universität Marburg geworden und erwarb dort später (1535) den medizinischen Doktorgrad, 1536 berief ihn zunächst Landgraf Philipp zum Rat und Leibarzt nach Kassel, ehe er 1539 dieselbe Stellung bei Herzog Erich d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg in Münden antrat (Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 3, Sp. 1805). Burchards Sohn Hector besuchte zunächst die Schule in Marburg. Schon als Kind wurde er 1543 in die Matrikel der Universität Marburg eingeschrieben (Caesar, 1875, Bd. 1, S. 41 „Hector Mithobius“). Danach studierte er in Wittenberg, wo er sich am 4. Juni 1549 in die Matrikel der Universität einschrieb (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 247 „[1549] Mense Junio […] Hector Mithobius Marpurgensis 4.“). Anschließend unternahm Hector Mithobius eine Reise nach Holland (Mithoff, 1881, S. 10) und nach Italien (ebd. sowie Meier, 1607, S. A3a), wo er am 7. Oktober 1558 an der Universität in Bologna zum Doktor der Medizin promoviert wurde (Bronzino, 1962, S. 55; für den am 19. Januar 2016 gegebenen Hinweis auf diese Quelle danke ich Uwe Volz). Nach der Rückkehr wurde er von Erich II., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, als Arzt (Archiater) an den Hof nach Lüneburg bzw. Hannover berufen (Meyer, 1607, S. A3b). Dem Herzog Wilhelm und dessen Sohn Ernst diente er 27 Jahre als Leibarzt. Seit 1568 war er in Hannover auch Stadtphysicus (Mithoff, 1881, S. 10 mit Auszügen aus Archivquellen zur Besoldung). Neben der Medizin widmete er sich auch der Astronomie. Er starb am 10. April 1607 in Hannover (Mithoff, 1881, S. 11 mit Zitierung des Epitaphs in St. Georg zu Hannover; Leichenrede in Meier, 1607).
Mithobius heiratete am 29. Februar 1560 in Münden Elisabeth Vogel (1540–?). Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor (Mithoff, 1881, S. 11, alle beschrieben unter Nr. 30–37), darunter die Söhne, Hector Mithobius Junior (1561–1647), beider Rechte Doktor („I. U. D.“), Cunrad, wie sein Vater Doktor der Medizin (Studium 1597 in Jena, vgl. Mentz/Jauernig, 1941, S. 208), und Moritz, herzoglich-braunschweigischer Präfekt (Meier, 1607, S. A1b).
Offenbar hatte Mithobius das Schreiben von Kalendern und Prognostiken von seinem Vater gelernt, denn dieser hatte bereits seit mindestens 1539 Vorhersagen („Practica Deutsch“) und Wandkalender, alles in Erfurt gedruckt, herausgegeben (Zinner, 1941/64, S. 192, Nr. 1692 (für 1539) und passim, S. 458, Nr. 1719a (Wandkalender); vgl. Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 3, Sp. 1805). Noch für 1603 erschien in Erfurt ein „Prognosticon“, angeblich verfaßt durch „Burckhardum Mithobium der Artzney Doctorem“ und „[g]edruckt zu Erffurdt/ bey Barbara Sachssin/ Inn der Archen Noe“ (überliefert in der UB Rostock, LIIb-1179(1)). (Da von Burchard Mithobius keine Schreibkalender bekannt sind, erhält er keinen eigenen Artikel im Handbuch.)
Die ältesten von Hector verfaßten Schreibkalender sind in der UB Rostock überliefert (für 1571: der „Schreib-Almanach“ in 16°, LIIb-1243(3).71; der niederdeutsche „Almanach“ in 16°, LIIb-3211). Offenbar übernahm Hector Mithobius mit dem Jahrgang 1581 den großen Schreibkalender von Moritz Steinmetz, denn dieser wechselte 1581 den Drucker und ging von Melchior Sachse d. J. zu Johann Beck in Erfurt.
Gemäß einer Aussage von → David Herlicius soll → Bernhard Messing in Lübeck auch unter dem Namen von Hector Mithobius Kalender veröffentlicht haben (Herlicius, 1606, S. A3a).

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1571[?]–[?]: Schreib-Almanach, Format 16°.
(2) 1581–1596[?]: Schreibkalender, Format 4°.
(3) 1580[?]–1584[?]: Schreibkalender, Format 8°.
Niederdeutsche Kalender:
(4) 1571[?]–[?]: Almanach vp dat Jar, Format 16°.
(5) [?]–1599[?]: Allmanach unde Practica, Format 16°.
Druck und Verlag:
(1), (4) Wolfgang Kirchner, Magdeburg.
(2), (3) Melchior Sachse d. J., Erfurt.
(5) ?.
Nachweis:
SächsHSA Dresden, Bestand 13540, Nr. 247 (für 1581, 1586 in 4°). StA Hildesheim, VII A 39 (für 1584 in 8°), VII A 82/1 (für 1589 in 4°). ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 314, Nr. 3873 (für 1571 in 16°), S. 349, Nr. 4280 (für 1599 in 16°). Zinner, 1941/64, S. 273, Nr. 2946 (für 1580 in 8°), S. 281, Nr. 3093 (für 1583 in 4°). CERL. StA Goslar, Z Goslar 1 (für 1596 in 4°).
Anderer Druck:
Kurtze und einfaltige betrachtung, des jtzo erschinenen Cometen, welcher gesehen ist worden im Jar 77. den 11. Novembris […]. Magdeburg 1578. ULB Halle, Alv. Mh 192 (6).
Literatur:
David Meier: Memoria Ortus Vitae & Mortis Doctoris Hectoris Mithobii Senioris penes universam posteritatem, seorsim vero, relictos filios superstites et generos officiosae observantiae ergo deposita, per M. Davidem Mejerum pastorem S. Crucem Hannoverae. Hildesheim 1607. SUB Göttingen, 4 CONC FUN 184 (1). Online [06.08.2015].
Hector Wilhelm Heinrich Mithoff: Mittheilungen über die Familie Mithoff bürgerlicher und geadelter Linie. Hannover 1881, S. 10–12, Nr. 20. Online [01.02.2016] (für den am 19. Januar 2016 gegebenen Hinweis auf diese Onlinequelle danke ich Uwe Volz).

Erstellt: 06.08.2015
Letzte Aktualisierung: 31.10.2019

mithobius_d._ae._hector.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/31 15:46 von klaus-dieter herbst