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Wolmar, Johann

„Meister Johan Wolmar der freienn kunst vnnd Artzney Doctor“; „in den freyen Künsten vnn Medicinen Doctor/ Physicus der ehrnreichen stat Hamburg“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1534, 1540 (anderer Druck, Titel 1))
* vor 1517 [Ort?], † 11.11.1545 Hamburg
Prognostiken seit mindestens 1529, Kalender vermutlich seit mindestens 1540, verfaßt bis 1546

Im Sommersemester 1517 wurde ein Johann Wolmar (ohne Angabe des Herkunftsortes) an der Universität in Rostock zum Baccalaureus promoviert (Hofmeister, 1889, Bd. 2, S. 69 „electus est in decanum ordinarie mgr. Hinricus Cruselman, sub quo promoti sunt baccalarii […] Johannes Wolmari […]“). Hier wird davon ausgegangen, daß dieser Baccalaureat auch der Arzt und Kalendermacher ist. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Mathematiker Johannes Volmar (gest. 1536), der aus Villingen stammte und seit 1525 an der Universität in Wittenberg lehrte. Von diesem sind für 1519 bis 1525 Prognostiken bekannt.
Johann Wolmar studierte Medizin und wurde spätestens 1528 zum Magister promoviert, denn auf dem Titelblatt des Prognostikums für 1529 bezeichnete er sich als Meister, das ist ein Magister. Wo er zum Magister und spätestens 1533 zum Doktor (Titelblatt 1534) promoviert wurde, konnte nicht ermittelt werden. Anschließend lebte Wolmar als Physicus in Bremen, wo er am 5. November 1539 einen Brief an den Rat von Hamburg mit der Bewerbung um die vakante Stelle des Stadtarztes schrieb (überliefert im Staatsarchiv Hamburg, siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, Datenbank „Wolmar, Johann“). Nach der erfolgreichen Bewerbung wirkte Wolmar seit 1540 als Physicus in Hamburg (anderer Druck, Titel 1, Titelblatt). Dort starb er am 11. November 1545 (Zedler, 1732, Bd. 58, Sp. 1446; vgl. Schröder, 1851, Bd. 8).
Zu den Aufgaben eines Stadtarztes gehörte auch das Verfassen von Jahreskalendern mit den günstigen Tagen für das Aderlassen. Deshalb wird vermutet, daß Wolmar mindestens schon für 1540 einen Almanach (als Einblattdruck) erstellte, denn 1539 ist er als Physicus in Bremen nachweisbar. Daß Wolmar neben den Prognostiken tatsächlich auch Kalender verfertigte, belegt das mit „Almanach vnd Practica“ betitelte Exemplar eines kleinformatigen Buchkalenders für 1546. Dieser Kalender, der erstmals 1745 beschrieben wurde (Braunschweigische Anzeigen, 1745), war „Gecalculeret vp den Middach der Hochberömden vnde Erentriken Stadt Hamborch“ (zitiert nach Braunschweigische Anzeigen, 1745, Sp. 1660) und gedruckt in Magdeburg (Lappenberg, 1840, S. 30). Somit fand der erstmals von → Dionysius Sibenburger für 1540 verfaßte Typ des Schreibkalenders auch relativ schnell in Norddeutschland seine Käufer, hier allerdings nicht in Quart, sondern in Sedez (vgl. → Philipp Melhofer und → Anton Brelochs).
Dem in Magdeburg gedruckten Buchkalender von Wolmar war eine niederdeutsche Praktik von Petrus Capiteyn, „der Hochberömbden vnde Erentriken Stadt Rostock, yn den fryen Künsten vnde Medicinen Doctorem Physicum“, angehängt (Braunschweigische Anzeigen, Sp. 1662). Für 1542 ist das Fragment eines nieder¬deutschen Kalenders in Kleinoktav überliefert (Borchling/Clausen, 1976, Nr. 1369).
Aufgrund der Bedeutung der Kalenderart „Schreibkalender“ wird das bekannte Exemplar von Wolmars Kalender hier gesondert aufgeführt, ebenso die überlieferten Jahresprognostiken.

Buchkalender:
1546: Almanach vnd Practica, 16°, Druck Christian Rödinger d. Ä., Magdeburg (wurde beschrieben in den Braunschweigischen Anzeigen, Jahr 1745, Oktober, Stück 86, S. 1660–1664; vgl. Beckmann, 1782, S. 116 und Lappenberg, 1840, S. 30)

Praktik bzw. Prognostikum:
1529: Pronosticatio Meister Johan Wolmar gemacht vp dat Jaer, 4°, Druck Arnt von Aich, Köln (UB Rostock, LIIb-1253)
1534: Pronosticatio vann dem Jair gemacht durch Meister Johan Wolmar der freienn kunst vnnd Artzney Doctor, 4°, Druck Johann von Aich (an der Kirche St. Lupus), Köln (BSB München, Res/Chrlg. 327 w)

Titel:
(1) 1529–1534[?]: Pronosticatio, Format 4°.
(2) [?]–1546: Almanach vnd Practica, Format 16°.
(3) [1540?]–[?]: [Almanach] (kein Exemplar ermittelt, Existenz nur vermutet), Einblattdruck, Format 2°.
Druck und Verlag:
(1) 1529[?]–[?]: Arnt von Aich, Köln, 1533[?]–1534[?]: Johann von Aich (an der Kirche St. Lupus), Köln.
(2) [?]–1546: Christian Rödinger d. Ä., Magdeburg.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 181, Nr. 1552 (Vorhersage für 1533), 208, Nr. 1906 (Almanach und Practica für 1546). Lappenberg, 1840, S. 30 (Almanach und Practica für 1546). VD16.
Online:
(1) 1534 Prognostikum [19.09.2016].
Andere Drucke:
(1) Vier wunderliche jar. 1541. 1542. 1543. 1544. Practica oder Prognostocation auff die vier nechstuolgenden Jar/ Die wol mügen die wunderlichen Jar genent werden/ vmb der seltzamen vnd wunderlichen ding willen/ die in den selben Jaren geschehen sollen/ durch Johan Wolmar in den freyen Künsten vnn Medicinen Doctor/ Physicus der ehrnreichen stat Hamburg. Nürnberg 1540. BSB München, Res/4 Astr. p. 528,29. Online [19.09.2016]. Und in anderen Bibliotheken.
(2) Droem/ Johannis Wolmar/ yn denn fryen Kuensten vnde Medicinen Doctoris Phisici/ der Eerentriken Stadt Hamborch/ vp de twee nafolgende Jar/ noemlick XLIII. vnde XLIIII. Magdeburg 1542. HAB Wolfenbüttel, H: T 777.4° Helmst. (6).
(3) Vorklaringe der herkumst van aller Ouericheyt […] vnd wor an de Adel oehren ortsprunck hebben/ vnd Wappen/ vnd wat de Varuen van desuelluen bedueden/ Doerch Johan Wolmer/ yn den fryen kuensten vnd Medicinen Doctor/ Physicus der Erentriken Stadt Hamborch. Lübeck 1544. FB Gotha, E 8° 00979 (14). Und in anderen Bibliotheken.

Erstellt: 20.09.2016
Letzte Aktualisierung: 08.01.2020

wolmar_johann.txt · Zuletzt geändert: 2020/01/08 08:52 von klaus-dieter herbst