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 Wolff Adam Wagenhalß wurde um 1640 in Schorndorf, einer Stadt ca. 20 km östlich von Stuttgart, geboren. Vermutlich waren seine Eltern Jacob Wagenhalß (23.3.1607–?) und dessen Frau Sabine. Über die Schulbildung von Wolff Adam ist nichts bekannt. Im Jahr 1655 ist er als Knecht in Steinbruck nachweisbar. Um 1667 ließ er sich als Weingärtner und Kalendermacher in Schwieberdingen nieder. Damals war er bereits mit Anna Maria (22.3.1647–19.3.1715) verheiratet (Burkhardt, 1965, S. 10, Sp. 1f.). Aus dieser Ehe gingen die Söhne Tobias (geb. 6.10.1667), Elias Friedrich (geb. 24.2.1672) und Johannes (geb. 6.7.1676) sowie die Tochter Anna Maria (geb. 1.10.1668) hervor.\\ Wolff Adam Wagenhalß wurde um 1640 in Schorndorf, einer Stadt ca. 20 km östlich von Stuttgart, geboren. Vermutlich waren seine Eltern Jacob Wagenhalß (23.3.1607–?) und dessen Frau Sabine. Über die Schulbildung von Wolff Adam ist nichts bekannt. Im Jahr 1655 ist er als Knecht in Steinbruck nachweisbar. Um 1667 ließ er sich als Weingärtner und Kalendermacher in Schwieberdingen nieder. Damals war er bereits mit Anna Maria (22.3.1647–19.3.1715) verheiratet (Burkhardt, 1965, S. 10, Sp. 1f.). Aus dieser Ehe gingen die Söhne Tobias (geb. 6.10.1667), Elias Friedrich (geb. 24.2.1672) und Johannes (geb. 6.7.1676) sowie die Tochter Anna Maria (geb. 1.10.1668) hervor.\\
 Um 1672 betrieb Wagenhalß eine medizinische Praxis in Vaihingen an der Enz, ohne vorher ein Studium absolviert zu haben (Burkhardt, 1962, S. 53, Sp. 3). Wegen angeblicher Teufelsaustreibungen mußte er sich mehrfach gerichtlich verantworten. So wurde er am 14. März 1672 in Vaihingen verhört. Zu seiner Person gab er damals an, daß er 32 Jahre alt sei (das Verhörprotokoll ist wiedergegeben in Burkhardt, 1962), woraus auf das ungefähre Geburtsjahr 1640 geschlossen wurde.\\ Um 1672 betrieb Wagenhalß eine medizinische Praxis in Vaihingen an der Enz, ohne vorher ein Studium absolviert zu haben (Burkhardt, 1962, S. 53, Sp. 3). Wegen angeblicher Teufelsaustreibungen mußte er sich mehrfach gerichtlich verantworten. So wurde er am 14. März 1672 in Vaihingen verhört. Zu seiner Person gab er damals an, daß er 32 Jahre alt sei (das Verhörprotokoll ist wiedergegeben in Burkhardt, 1962), woraus auf das ungefähre Geburtsjahr 1640 geschlossen wurde.\\
-Die astronomischen, astrologischen und kalendariographischen Grundlagen brachte Wagenhalß sich selbst bei. Angeblich hatte er sich im Jesuitenkloster in Innsbruck aufgehalten (Burkhardt, 1965, S. 9, Sp. 2), nach einer anderen Darstellung bei einem Jesuiten in Lothringen (Burkhardt, 1962, S. 53, Sp. 3). Den ersten Kalender brachte Wagenhalß für 1665 unter dem Pseudonym »Jacob Holderbusch« heraus. Das hatte er während einer Vernehmung in Markgrönningen am 10. Mai 1675 gegenüber dem Pfarrer Samuel Gerlach und dem Vogt Christoph Faber eingeräumt, in der es darum ging, zu klären, wer sich unterstanden hatte, »den Ruin und die Ausplünderung der Residenzstadt zu prophezeien« (ebd., Sp. 1). Er starb am 30. Dezember 1679 in Schwieberdingen und hinterließ Frau und vier Kinder (für die am 9. Juli 2012 ge¬gebenen Hinweise auf das Sterbedatum und die Namen und Geburtsdaten der Kinder danke ich Eva Kiefer-Link, Schwieberdingen; die Angaben beruhen auf den Eintra¬gungen im Kirchenbuch von Schwieberdingen). Die Witwe ging eine zweite Ehe mit Matthäus Mann ein (Burkhardt, 1965, S. 10, Sp. 2).\\ +Die astronomischen, astrologischen und kalendariographischen Grundlagen brachte Wagenhalß sich selbst bei. Angeblich hatte er sich im Jesuitenkloster in Innsbruck aufgehalten (Burkhardt, 1965, S. 9, Sp. 2), nach einer anderen Darstellung bei einem Jesuiten in Lothringen (Burkhardt, 1962, S. 53, Sp. 3). Den ersten Kalender brachte Wagenhalß für 1665 unter dem Pseudonym »Jacob Holderbusch« heraus. Das hatte er während einer Vernehmung in Markgrönningen am 10. Mai 1675 gegenüber dem Pfarrer Samuel Gerlach und dem Vogt Christoph Faber eingeräumt, in der es darum ging, zu klären, wer sich unterstanden hatte, »den Ruin und die Ausplünderung der Residenzstadt zu prophezeien« (ebd., Sp. 1). Er starb am 30. Dezember 1679 in Schwieberdingen und hinterließ Frau und vier Kinder (für die am 9. Juli 2012 gegebenen Hinweise auf das Sterbedatum und die Namen und Geburtsdaten der Kinder danke ich Eva Kiefer-Link, Schwieberdingen; die Angaben beruhen auf den Eintragungen im Kirchenbuch von Schwieberdingen). Die Witwe ging eine zweite Ehe mit Matthäus Mann ein (Burkhardt, 1965, S. 10, Sp. 2).\\ 
-Die für 1678 und die folgenden Jahre unter dem rechten Namen herausgegebenen Kalender, wofür Paul Trew ein Kalenderprivilegium erhalten hatte (ebd., Sp. 1), waren auf den württembergischen Horizont »gerichtet durch Wolff Adam Wagenhalß, gelehrten Weingärtnern in Schwieberdingen/ (oder Schmidberger) sonderbahren Künsten Liebhaber« (Kalender für 1680, Titelblatt). Ob Wagenhalß auch das Pseudonym Schmidberger verwendete oder die von Schmidberger begon-nene Ka¬lenderreihe nur fortsetzte, kann nicht entschieden werden.+Die für 1678 und die folgenden Jahre unter dem rechten Namen herausgegebenen Kalender, wofür Paul Trew ein Kalenderprivilegium erhalten hatte (ebd., Sp. 1), waren auf den württembergischen Horizont »gerichtet durch Wolff Adam Wagenhalß, gelehrten Weingärtnern in Schwieberdingen/ (oder Schmidberger) sonderbahren Künsten Liebhaber« (Kalender für 1680, Titelblatt). Die bisher einzigen überlieferten Exemplare für 1678 und 1680 wurden von mir (Klaus-Dieter Herbst) am 26.9.2022 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufgefunden. Ob Wagenhalß auch das Pseudonym Schmidberger verwendete oder die von Schmidberger begonnene Kalenderreihe nur fortsetzte, kann nicht entschieden werden.\\ 
 +Spätestens ab dem Kalender für 1692 war → [[wagner_johann_christoph|Johann Christoph Wagner]] der Verfasser der (von Schmidberger begründeten) Kalenderreihe mit der württembergischen Chronik (Reihe 1).\\
 Die Kalender von Wagenhalß besaßen unter den Astronomen keinen guten Ruf. Die Inhalte der Kalendertexte verblieben auf dem traditionellen Niveau astrologischer Prognostik und gewöhnlicher Historien. → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]], der ein Exemplar für 1682 erworben hatte, zählte den »Weingärtner Adam Wagenhalß« zu den »Kalender= Stümpler[n]« (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 118).\\ Die Kalender von Wagenhalß besaßen unter den Astronomen keinen guten Ruf. Die Inhalte der Kalendertexte verblieben auf dem traditionellen Niveau astrologischer Prognostik und gewöhnlicher Historien. → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]], der ein Exemplar für 1682 erworben hatte, zählte den »Weingärtner Adam Wagenhalß« zu den »Kalender= Stümpler[n]« (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 118).\\
  
 **Titel (ohne die der Pseud.):** \\ **Titel (ohne die der Pseud.):** \\
-1678[?]–1682: SchreibTagZeitWunderund Geschichts-Calender/ Mit beygefügten allerhand +(1) 1677[?]–1678[?]: Schreib=Calender/ Mit beygefügter Würtembergien Chronica.\\ 
-neuen Raritäten. Sambt der Astrologischen Practica. \\+(2) 1678[?]–1682: SchreibTagZeitWunderund Geschichts=Calender/ Mit beygefügten allerhand neuen Raritäten.\\
 **Druck und Verlag:**\\ **Druck und Verlag:**\\
-Paul Trew, Stuttgart.\\ +(1) Johann Weyrich Rößlin d. J., Stuttgart.\\ 
-**Nachweis:** \\ Herbst, 2008a, S. 160 (kein Exemplar ermittelt). Herbst, 2013a.\\+(2) Paul Trew, Stuttgart.\\ 
 +**Nachweis:** \\ Herbst, 2008a, S. 160 (kein Exemplar ermittelt). Herbst, 2013a. HSTA Stuttgart (Ex. für 1678 der Reihe 1 und für 1680 der Reihe 2).\\
 **Literatur:** \\ Felix Burkhardt: Der Teufelsbeschwörer von Schwieberdingen im Verhör. In: „Hie gut Württemberg.“ Menschen, Geschichte und Landschaft unserer Heimat. Beilage zur Ludwigsburger Kreiszeitung 13 (1962), Nr. 8/9, S. 53–54. \\  **Literatur:** \\ Felix Burkhardt: Der Teufelsbeschwörer von Schwieberdingen im Verhör. In: „Hie gut Württemberg.“ Menschen, Geschichte und Landschaft unserer Heimat. Beilage zur Ludwigsburger Kreiszeitung 13 (1962), Nr. 8/9, S. 53–54. \\ 
 Felix Burkhardt: Der gelehrte Weingärtner als Kalendermacher. In: ebd., 16 (1965), Nr. 3/4, S. 9–10. \\ Erhard Fischer: Lebensbilder aus Schorndorf. Eine personen- und familiengeschichtliche Dokumentation. Schorndorf 1988, S. 152–153. \\ Felix Burkhardt: Der gelehrte Weingärtner als Kalendermacher. In: ebd., 16 (1965), Nr. 3/4, S. 9–10. \\ Erhard Fischer: Lebensbilder aus Schorndorf. Eine personen- und familiengeschichtliche Dokumentation. Schorndorf 1988, S. 152–153. \\
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 Erstellt: 12.03.2014\\ Erstellt: 12.03.2014\\
-Neu verfaßt: 10.12.2019+Neu verfaßt: 10.12.2019\\ 
 +Letzte Aktualisierung nach 20.02.2020: 14.11.2022
wagenhalss_wolff_adam.1575987071.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/10 15:11 von klaus-dieter herbst