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thurneysser_leonhardt

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 Als Thurneyssers „Discipel“ (Schüler) bezeichneten sich die Kalendermacher → [[matthaeus_heinrich|Heinrich Matthaeus]] und → [[hartman_berner|Berner Hartman]], die beide ihre Kalender in Erfurt drucken ließen, Matthaeus bei Martin Wittel (in Verlegung Paul Brachfelds, Frankfurt am Main) und Hartman bei Jacob Singe, sowie → [[messing_bernhard|Bernhard Messing]] und → [[winand_heinrich|Heinrich Winand]]. In dem in St. Gallen gedruckten Kalender für 1592 bekannte Thurneysser allerdings, daß er keine „Discipel“ habe (Quellenzitat 1). Schon in seiner „Admonition Oder Warnung“ von 1591 (anderer Druck, Titel 22), schrieb er mit spitzer Feder gegen drei vermeintliche Schüler an, die jeweils einen Kalender für 1590 ohne ihre Namen zu nennen und an einem „vnbekandt ort deß truckens/ nemblich zue Notto Pyrgen“ herausgebracht hatten (Quellenzitat 2). Solche Kalender von „Leonhart Thurneissers zum Thurn Discipel/ etc.“ sind für mehrere Jahre überliefert: 1590 (MB Halle, R 3.67 (43)), 1591 (SBPK Berlin, Oz 23; ULB Darmstadt, Hs 3460 (12)), 1592 mit separatem Prognosticon (MB Halle, R 3.68 (31), (34)), 1593 von „Dis. Hadr. Bart.“ (MB Halle, R 3.69 /4)), 1594 (ULB Darmstadt, Hs 3460 (15)), 1596 eine „Practica“ (MB Halle, R. 3.70 (22)). Da hier stets „Gedruckt zu Notopyrgen“ angegeben wurde, sind diese „Discipel“ nicht mit Hartman und Matthaeus zu verwechseln. Darüber gibt auch eine Flugschrifft von Heinrich Matthaeus aus dem Jahr 1591 Auskunft, der damit auf Thurneyssers „Admonition“ reagierte. Matthaeus zeigte anhand eines Textvergleichs, daß die Kritik von Thurneysser nicht auf seinen Kalender für 1590 zu beziehen sei, weil „der Autor meinen Calender nicht vorgenommen“ habe (Matthaeus, 1591, S. A3b). Auch hatte Matthaeus den Verleger Paul Brachfeld in Frankfurt am Main genannt und seinen Namen mit den Initialen „H. M. S.“ angedeutet, was „heist Heinrich Matthi Stetinensis“ (ebd., S. A3a). Daß sich Matthaeus (Matthi ist die verkürzte Form von Matthaei) als Schüler von Thurneysser bezeichnet hatte, begründete er damit, daß er Thurneyssers „hinderlassene Bücher vleissig durch[ge]lesen“ und „auch mitt jhm conuersiret/ [sic] vnd zwar von Astrologischen sachen“ (ebd., S. A3a). Somit waren sich Matthaeus und Thurneysser einmal begegnet.\\ Als Thurneyssers „Discipel“ (Schüler) bezeichneten sich die Kalendermacher → [[matthaeus_heinrich|Heinrich Matthaeus]] und → [[hartman_berner|Berner Hartman]], die beide ihre Kalender in Erfurt drucken ließen, Matthaeus bei Martin Wittel (in Verlegung Paul Brachfelds, Frankfurt am Main) und Hartman bei Jacob Singe, sowie → [[messing_bernhard|Bernhard Messing]] und → [[winand_heinrich|Heinrich Winand]]. In dem in St. Gallen gedruckten Kalender für 1592 bekannte Thurneysser allerdings, daß er keine „Discipel“ habe (Quellenzitat 1). Schon in seiner „Admonition Oder Warnung“ von 1591 (anderer Druck, Titel 22), schrieb er mit spitzer Feder gegen drei vermeintliche Schüler an, die jeweils einen Kalender für 1590 ohne ihre Namen zu nennen und an einem „vnbekandt ort deß truckens/ nemblich zue Notto Pyrgen“ herausgebracht hatten (Quellenzitat 2). Solche Kalender von „Leonhart Thurneissers zum Thurn Discipel/ etc.“ sind für mehrere Jahre überliefert: 1590 (MB Halle, R 3.67 (43)), 1591 (SBPK Berlin, Oz 23; ULB Darmstadt, Hs 3460 (12)), 1592 mit separatem Prognosticon (MB Halle, R 3.68 (31), (34)), 1593 von „Dis. Hadr. Bart.“ (MB Halle, R 3.69 /4)), 1594 (ULB Darmstadt, Hs 3460 (15)), 1596 eine „Practica“ (MB Halle, R. 3.70 (22)). Da hier stets „Gedruckt zu Notopyrgen“ angegeben wurde, sind diese „Discipel“ nicht mit Hartman und Matthaeus zu verwechseln. Darüber gibt auch eine Flugschrifft von Heinrich Matthaeus aus dem Jahr 1591 Auskunft, der damit auf Thurneyssers „Admonition“ reagierte. Matthaeus zeigte anhand eines Textvergleichs, daß die Kritik von Thurneysser nicht auf seinen Kalender für 1590 zu beziehen sei, weil „der Autor meinen Calender nicht vorgenommen“ habe (Matthaeus, 1591, S. A3b). Auch hatte Matthaeus den Verleger Paul Brachfeld in Frankfurt am Main genannt und seinen Namen mit den Initialen „H. M. S.“ angedeutet, was „heist Heinrich Matthi Stetinensis“ (ebd., S. A3a). Daß sich Matthaeus (Matthi ist die verkürzte Form von Matthaei) als Schüler von Thurneysser bezeichnet hatte, begründete er damit, daß er Thurneyssers „hinderlassene Bücher vleissig durch[ge]lesen“ und „auch mitt jhm conuersiret/ [sic] vnd zwar von Astrologischen sachen“ (ebd., S. A3a). Somit waren sich Matthaeus und Thurneysser einmal begegnet.\\
 Weitere Drucker bedienten sich des Namens „Thurneysser“ auf dem Titelblatt eines Schreibkalenders oder Prognostikums, um Käufer anzulocken. Bekannt sind neben Wittel und Singe die ebenfalls Erfurter Drucker Johann Beck (für 1604, Zinner, 1941/64, S. 332, Nr. 4021a) und Martin Spangenberg (für 1608, ebd., S. 342, Nr. 4209) sowie Paul Donat (für 1594, ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 342, Nr. 4198) und Johann Francke (für 1595 und [[http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN820172553&PHYSID=PHYS_0001&DMDID=|1601]], ebd., S. 343, Nr. 4220 und S. 352, Nr. 4320) in Magdeburg (vgl. Juntke, 1980, Sp. 711–716), Johann Ludwig Brem in Lindau (für 1595, ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 344, Nr. 4221, und für 1596, BSB München Res/4 Astr. p. 516,36, online), Valentin Fuhrmann in Nürnberg (für 1601 und 1606, Zinner, 1941/64, S. 325, Nr. 3922 und S. 338, Nr. 4122, vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1126). Offenbar wurde Thurneyssers Name sogar für skandinavische Kalender verwendet, denn ein solcher ist mit einem „Prognosticon Eller Practica, Paa det Aar, effter vor Herris Jesu Christi Naaderige Fødsel M.D.XCI.“ (Format Sedez, Druck Lorenz Benedich, Kopenhagen) in Bibliotheken in Aarhus, Kopenhagen und Uppsala überliefert (für diesen Hinweis danke ich Herrn Dr. Jürgen Hamel).\\ Weitere Drucker bedienten sich des Namens „Thurneysser“ auf dem Titelblatt eines Schreibkalenders oder Prognostikums, um Käufer anzulocken. Bekannt sind neben Wittel und Singe die ebenfalls Erfurter Drucker Johann Beck (für 1604, Zinner, 1941/64, S. 332, Nr. 4021a) und Martin Spangenberg (für 1608, ebd., S. 342, Nr. 4209) sowie Paul Donat (für 1594, ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 342, Nr. 4198) und Johann Francke (für 1595 und [[http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN820172553&PHYSID=PHYS_0001&DMDID=|1601]], ebd., S. 343, Nr. 4220 und S. 352, Nr. 4320) in Magdeburg (vgl. Juntke, 1980, Sp. 711–716), Johann Ludwig Brem in Lindau (für 1595, ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 344, Nr. 4221, und für 1596, BSB München Res/4 Astr. p. 516,36, online), Valentin Fuhrmann in Nürnberg (für 1601 und 1606, Zinner, 1941/64, S. 325, Nr. 3922 und S. 338, Nr. 4122, vgl. Matthäus, 1969, Sp. 1126). Offenbar wurde Thurneyssers Name sogar für skandinavische Kalender verwendet, denn ein solcher ist mit einem „Prognosticon Eller Practica, Paa det Aar, effter vor Herris Jesu Christi Naaderige Fødsel M.D.XCI.“ (Format Sedez, Druck Lorenz Benedich, Kopenhagen) in Bibliotheken in Aarhus, Kopenhagen und Uppsala überliefert (für diesen Hinweis danke ich Herrn Dr. Jürgen Hamel).\\
 +Der am 29. Januar 2024 erstmals von Klaus-Dieter Herbst gesehene tschechische Kalender für 1580 (siehe Reihe 8) wird hier als von Thurneysser autorisiert angenommen, da er zusammengebunden ist mit einem deutschen und einem lateinischen Kalender für 1580 von Thurneysser.\\
 Bis in die Mitte der 1580er Jahre sind Thurneyssers Kalender teilweise mit und teilweise ohne dessen Erlaubnis an anderen Orten (z. B. Leipzig und Erfurt) nachgedruckt worden (Moehsen, 1783, S. 119f.; Spitzer, 1987, Bd. 1, S. 80, 119f.). Ein Beispiel für einen erlaubten Nachdruck ist der Kalender für 1584. Briefe belegen, daß er auch in Leipzig von Nickel Nerlich gedruckt wurde (Spitzer, 1996, S. 106), obwohl auf dem Kalender selbst nur Nicolaus Voltz in Berlin genannt wird. (Vermutlich ein ähnlicher Fall liegt bei → [[bucha_caspar|Caspar Bucha]] vor.) Der Preis für einen Nachdruck betrug bis zu 60 Taler und 200 Freiexemplare (ebd., S. 107; vgl. Spitzer, 1987, Bd. 1, S. 80, 119f. und Eikermann/Kaiser, 2012, S. 180).\\  Bis in die Mitte der 1580er Jahre sind Thurneyssers Kalender teilweise mit und teilweise ohne dessen Erlaubnis an anderen Orten (z. B. Leipzig und Erfurt) nachgedruckt worden (Moehsen, 1783, S. 119f.; Spitzer, 1987, Bd. 1, S. 80, 119f.). Ein Beispiel für einen erlaubten Nachdruck ist der Kalender für 1584. Briefe belegen, daß er auch in Leipzig von Nickel Nerlich gedruckt wurde (Spitzer, 1996, S. 106), obwohl auf dem Kalender selbst nur Nicolaus Voltz in Berlin genannt wird. (Vermutlich ein ähnlicher Fall liegt bei → [[bucha_caspar|Caspar Bucha]] vor.) Der Preis für einen Nachdruck betrug bis zu 60 Taler und 200 Freiexemplare (ebd., S. 107; vgl. Spitzer, 1987, Bd. 1, S. 80, 119f. und Eikermann/Kaiser, 2012, S. 180).\\ 
 Da insbesondere in den 1590er Jahren und noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts Thurneyssers Name als Kaufanreiz auf den Titelblättern von nicht von Thurneysser verfaßten Kalendern und Praktiken (Prognostiken) erschien, seien hier die Exemplare mit Standortnachweisen aufgelistet, die zweifelsfrei aus der Feder von Thurneysser stammen:\\ Da insbesondere in den 1590er Jahren und noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts Thurneyssers Name als Kaufanreiz auf den Titelblättern von nicht von Thurneysser verfaßten Kalendern und Praktiken (Prognostiken) erschien, seien hier die Exemplare mit Standortnachweisen aufgelistet, die zweifelsfrei aus der Feder von Thurneysser stammen:\\
thurneysser_leonhardt.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/23 14:17 von klaus-dieter herbst