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moeller_friedrich

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 Kalender seit 1646, verfaßt bis 1700** Kalender seit 1646, verfaßt bis 1700**
  
-Friedrich Möller wurde um 1616 in Küstrin geboren. Sein Vater war der gleichnamige Friedrich Möller d. Ä. (?–1651) aus Frankfurt an der Oder, der 1598 an der Universität seiner Geburtsstadt disputierte (Sobolus/Möller, 1598) und später kurfürstlich-brandenburgischer Arzt in Küstrin wurde. Der Großvater war Sebastian Moeller (1543–1609), Professor an der Frankfurter Universität. Nach dem Besuch der ersten Schule in Küstrin wurde Möller, der Jüngere, auf das Gymnasium in Joachimsthal geschickt (das wird erwähnt in Möllers Lebensbeschreibung, die in dem Brief der medizinischen Fakultät der Universität Königsberg an Möller im Jahre 1658 verfaßt wurde, siehe „[[http://www.aerztebriefe.de/|Frühneuzeitliche Ärztebriefe]]“, Datenbank „Moeller, Friedrich“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/aDISWeb/app?service=direct/0/Home/$DirectLink&sp=S127.0.0.1:4103&sp=SHS00022832|www.aerztebriefe.de/id/00022832]]). Im Mai 1634 immatrikulierte sich Möller an der Universität in Rostock (Hofmeister, 1889, Bd. 3, S. 95 „Mense Maio [1634] Fridericus Möllerus Custrino-Marchicus“). Aus dem Jahr dieser Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1616 geschlossen. Die Einschreibung in die Matrikel der Universität Frankfurt an der Oder im Frühjahr 1620 erfolgte dann im Kindesalter (Friedländer, 1887, Bd. 1 „[1620] CXX Fridericus Mollerus Cüstrinensis Marchicus“).\\  +Friedrich Möller wurde um 1616 in Küstrin geboren. Sein Vater war der gleichnamige Friedrich Möller d. Ä. (?–1651) aus Frankfurt an der Oder, der 1598 an der Universität seiner Geburtsstadt disputierte (Sobolus/Möller, 1598) und später kurfürstlich-brandenburgischer Arzt in Küstrin wurde. Der Großvater war Sebastian Moeller (1543–1609), Professor an der Frankfurter Universität. Nach dem Besuch der ersten Schule in Küstrin wurde Möller, der Jüngere, auf das Gymnasium in Joachimsthal geschickt (das wird erwähnt in Möllers Lebensbeschreibung, die in dem Brief der medizinischen Fakultät der Universität Königsberg an Möller im Jahre 1658 verfaßt wurde, siehe „[[http://www.aerztebriefe.de/|Frühneuzeitliche Ärztebriefe]]“, Datenbank „Moeller, Friedrich“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/id/00022832|www.aerztebriefe.de/id/00022832]]). Im Mai 1634 immatrikulierte sich Möller an der Universität in Rostock (Hofmeister, 1889, Bd. 3, S. 95 „Mense Maio [1634] Fridericus Möllerus Custrino-Marchicus“). Aus dem Jahr dieser Immatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1616 geschlossen. Die Einschreibung in die Matrikel der Universität Frankfurt an der Oder im Frühjahr 1620 erfolgte dann im Kindesalter (Friedländer, 1887, Bd. 1 „[1620] CXX Fridericus Mollerus Cüstrinensis Marchicus“).\\  
-Nach dem Studium in Rostock, wo er unter anderem Umgang mit dem Leibarzt → [[fabricius_jacob|Jacob Fabricius]] hatte, unternahm er eine Bildungsreise durch Holland, Dänemark und Polen (Jöcher, 1750/51, Bd. 3, Sp. 571); einzelne Stationen liefert der oben erwähnte Brief von 1658: Ritterakademie in Sorø, Leiden, Utrecht, Warschau. Am 31. Oktober 1643 immatrikulierte sich Möller an der Universität in Königsberg (Erler, 1910, Bd. 1, S. 452 „31. Octobris. [1643] Fridericus Müllerus, Custrino-Marchiacus, iur. 4 mk. 10 gr.“). Wenige Monate später, am 15. April 1644, hielt er die Inauguraldisputation ohne Praeses (anderer Druck, Titel 1), am 13. Mai 1644 stand er einer Disputation als Praeses vor (anderer Druck, Titel 2) und am 1. September 1644 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert (der zeitliche Ablauf ist geschildert in dem oben genannten Brief von 1658 und im Brief der medizinischen Fakultät an Möller vom 5. Februar 1663, siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/aDISWeb/app?service=direct/0/Home/$DirectLink&sp=S127.0.0.1:4103&sp=SHS00022863|www.aerztebriefe.de/id/00022863]]). In einem Brief an Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, vom 21. November 1644 (verfaßt in Cölln an der Spree) beschwerte sich Möller, daß ihm das Abhalten einer Übungsdisputation und deren Drucklegung seitens der Königsberger Universität versagt worden sei, weil er der reformierten Religion angehöre (siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/aDISWeb/app?service=direct/0/Home/$DirectLink&sp=S127.0.0.1:4103&sp=SHS00024662|www.aerztebriefe.de/id/00024662]]). Offenbar blieb der Protest erfolglos, denn er wandte sich von der Universität ab und ging 1646 als Arzt nach Stettin, wo er 1648 Sophia Hannoteau, Tochter des Senators und Handelsmanns Antonius Hannoteau, heiratete (Amici, 1648). Am 6./16. September 1651 wurde er als Nachfolger seines am 30. April 1651 verstorbenen Vaters als kurfürstlich-brandenburgischer Hof- und Leibarzt auf der Festung Küstrin bestallt (Urkunde im GSAPK Berlin, I. HA, Rep. 42, Nr. 62), was Möller auch auf den Titelseiten seiner Kalender mitteilte.\\+Nach dem Studium in Rostock, wo er unter anderem Umgang mit dem Leibarzt → [[fabricius_jacob|Jacob Fabricius]] hatte, unternahm er eine Bildungsreise durch Holland, Dänemark und Polen (Jöcher, 1750/51, Bd. 3, Sp. 571); einzelne Stationen liefert der oben erwähnte Brief von 1658: Ritterakademie in Sorø, Leiden, Utrecht, Warschau. Am 31. Oktober 1643 immatrikulierte sich Möller an der Universität in Königsberg (Erler, 1910, Bd. 1, S. 452 „31. Octobris. [1643] Fridericus Müllerus, Custrino-Marchiacus, iur. 4 mk. 10 gr.“). Wenige Monate später, am 15. April 1644, hielt er die Inauguraldisputation ohne Praeses (anderer Druck, Titel 1), am 13. Mai 1644 stand er einer Disputation als Praeses vor (anderer Druck, Titel 2) und am 1. September 1644 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert (der zeitliche Ablauf ist geschildert in dem oben genannten Brief von 1658 und im Brief der medizinischen Fakultät an Möller vom 5. Februar 1663, siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/id/00022863|www.aerztebriefe.de/id/00022863]]). In einem Brief an Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, vom 21. November 1644 (verfaßt in Cölln an der Spree) beschwerte sich Möller, daß ihm das Abhalten einer Übungsdisputation und deren Drucklegung seitens der Königsberger Universität versagt worden sei, weil er der reformierten Religion angehöre (siehe „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/id/00024662|www.aerztebriefe.de/id/00024662]]). Offenbar blieb der Protest erfolglos, denn er wandte sich von der Universität ab und ging 1646 als Arzt nach Stettin, wo er 1648 Sophia Hannoteau, Tochter des Senators und Handelsmanns Antonius Hannoteau, heiratete (Amici, 1648). Am 6./16. September 1651 wurde er als Nachfolger seines am 30. April 1651 verstorbenen Vaters als kurfürstlich-brandenburgischer Hof- und Leibarzt auf der Festung Küstrin bestallt (Urkunde im GSAPK Berlin, I. HA, Rep. 42, Nr. 62), was Möller auch auf den Titelseiten seiner Kalender mitteilte.\\
 Den letzten Kalenderjahrgang verfaßte Möller für 1700 (SBPK Berlin, Bandkatalog, Bd. 2, S. 499), so daß er 1699 noch gelebt haben muß. Das wird auch durch die Tatsache bekräftigt, daß → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]] kurz vor dem 3./13. Dezember 1699 einen Brief „an Hl. Doctor Möllern in Cüstrin (welcher auch Kalender schreibet) geschrieben“ hat (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 372).\\ Den letzten Kalenderjahrgang verfaßte Möller für 1700 (SBPK Berlin, Bandkatalog, Bd. 2, S. 499), so daß er 1699 noch gelebt haben muß. Das wird auch durch die Tatsache bekräftigt, daß → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]] kurz vor dem 3./13. Dezember 1699 einen Brief „an Hl. Doctor Möllern in Cüstrin (welcher auch Kalender schreibet) geschrieben“ hat (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 372).\\
-Die erste Kalenderarbeit verfaßte Möller 1645 für das Jahr 1646 (ein Exemplar ist in der BPAN Gdańsk überliefert). Er richtete den Kalender „so wol auff Preussischen als Pommerischen Horizont“ (Kalender für 1647, zweiter Teil, S. A2a). Seine Kalender widmete er hohen Personen. Ein Exemplar des Kalenders für 1650 sandte er sogar dem schwedischen König Karl Gustav (siehe den Brief von Möller an Karl Gustav vom September 1649,  „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/aDISWeb/app?service=direct/0/Home/$DirectLink&sp=S127.0.0.1:4103&sp=SHS00029170|www.aerztebriefe.de/id/00029170]]).\\+Die erste Kalenderarbeit verfaßte Möller 1645 für das Jahr 1646 (ein Exemplar ist in der BPAN Gdańsk überliefert). Er richtete den Kalender „so wol auff Preussischen als Pommerischen Horizont“ (Kalender für 1647, zweiter Teil, S. A2a). Seine Kalender widmete er hohen Personen. Ein Exemplar des Kalenders für 1650 sandte er sogar dem schwedischen König Karl Gustav (siehe den Brief von Möller an Karl Gustav vom September 1649,  „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“, URL: [[http://www.aerztebriefe.de/id/00029170|www.aerztebriefe.de/id/00029170]]).\\
 Von Beginn an flocht Möller zwischen die kalendarischen Kapitel zusätzliche Texte ein, bei denen er eine aus der Medizin oder der Naturwissenschaft genommene Frage ausführlich beantwortete, z. B. fragte er 1647 „Ob ein Medicus ohn verletzung seines Gewissens einen Krancken/ welchem nicht zu helffen stehe/ scheinet/ ohn einiger artzney darreichung hülffloß lassen/ vnd seine anwesenheit entziehen solle?“ (ebd., zweiter Teil, S. A4a). Auf den folgenden fünf Seiten begründete er seine verneinende Antwort. Dabei konnte der Text auch den Charakter eines gelehrten Traktats annehmen, z. B. bei der Beantwortung der Frage „Was doch die Vrsachen seyn/ daß ein Medicus/ ungeachtet er bey seinen Patienten den Methodum medendi recht in acht genommen/ zu zeiten wenig oder nichts ausrichtet?“ (Kalender für 1658, zweiter Teil, S. A3b, beantwortet bis S. B1a). Und bei der Beantwortung der Frage „Ob die Schwindsucht allemal sich auff lange Zeit und Jahre erstrecke?“ bezog er sich nicht nur auf lateinische Quellen, sondern auch auf autobiographische Erfahrungen: „Anno 1644 [...] Ich war damalen Adjunctus der Medicinischen Facultät [in Königsberg]/ und ward ihm [einem männlichen Leichnam, einem Kaufdiener war beim Heben eines Fasses eine Ader in der Lunge geplatzt] zueröffnen ersuchet umb des Todes Ursach/ die ohne dem Sonnenklar war/ zuerforschen: [...] Da fand ich/ daß von der Lungen in der linken Brust nichts mehr verhanden: in der rechten aber nur etwas anbrüchig.“ Und „Anno 1682 [...] eine Adeliche Jungfer [...] Nach ihrem Absterben ward die Brust durch einen Chirurgum von Pariß in meiner Gegenwart geöffnet. Da fand sich fast nichts mehr von der Lunge“ (Kalender für 1686, zweiter Teil, S. A4b). Ähnlich ausführlich verfuhr Möller bei anderen Themen, so daß für die traditionelle Prognostik relativ wenig Raum blieb. Mit dieser Vorgehensweise bei der Gestaltung der zweiten Kalenderteile knüpfte er an → [[lin_n_emann_albert|Albert Linemann]] an, den er während seines Studiums in Königsberg kennengelernt haben wird.\\  Von Beginn an flocht Möller zwischen die kalendarischen Kapitel zusätzliche Texte ein, bei denen er eine aus der Medizin oder der Naturwissenschaft genommene Frage ausführlich beantwortete, z. B. fragte er 1647 „Ob ein Medicus ohn verletzung seines Gewissens einen Krancken/ welchem nicht zu helffen stehe/ scheinet/ ohn einiger artzney darreichung hülffloß lassen/ vnd seine anwesenheit entziehen solle?“ (ebd., zweiter Teil, S. A4a). Auf den folgenden fünf Seiten begründete er seine verneinende Antwort. Dabei konnte der Text auch den Charakter eines gelehrten Traktats annehmen, z. B. bei der Beantwortung der Frage „Was doch die Vrsachen seyn/ daß ein Medicus/ ungeachtet er bey seinen Patienten den Methodum medendi recht in acht genommen/ zu zeiten wenig oder nichts ausrichtet?“ (Kalender für 1658, zweiter Teil, S. A3b, beantwortet bis S. B1a). Und bei der Beantwortung der Frage „Ob die Schwindsucht allemal sich auff lange Zeit und Jahre erstrecke?“ bezog er sich nicht nur auf lateinische Quellen, sondern auch auf autobiographische Erfahrungen: „Anno 1644 [...] Ich war damalen Adjunctus der Medicinischen Facultät [in Königsberg]/ und ward ihm [einem männlichen Leichnam, einem Kaufdiener war beim Heben eines Fasses eine Ader in der Lunge geplatzt] zueröffnen ersuchet umb des Todes Ursach/ die ohne dem Sonnenklar war/ zuerforschen: [...] Da fand ich/ daß von der Lungen in der linken Brust nichts mehr verhanden: in der rechten aber nur etwas anbrüchig.“ Und „Anno 1682 [...] eine Adeliche Jungfer [...] Nach ihrem Absterben ward die Brust durch einen Chirurgum von Pariß in meiner Gegenwart geöffnet. Da fand sich fast nichts mehr von der Lunge“ (Kalender für 1686, zweiter Teil, S. A4b). Ähnlich ausführlich verfuhr Möller bei anderen Themen, so daß für die traditionelle Prognostik relativ wenig Raum blieb. Mit dieser Vorgehensweise bei der Gestaltung der zweiten Kalenderteile knüpfte er an → [[lin_n_emann_albert|Albert Linemann]] an, den er während seines Studiums in Königsberg kennengelernt haben wird.\\ 
 Ende der 1670er Jahre trugen sich verschiedene Astronomen und Kalendermacher mit dem Gedanken, das mit dem Jahr 1680 auslaufende Ephemeridenwerk von Johannes Hecker (Hecker, 1662) fortzuführen. So vermutlich auch Möller, der als Kalendermacher mit den astronomischen Rechnungen vertraut war, denn → [[krueger_georg|Georg Krüger]], der selbst an neuen Ephemeriden arbeitete, berichtete am 28. März / 7. April 1678 an Gottfried Kirch: „So wirdt auch meine arbeit fast umbsonst seyn, weil ich von berichtet [...?] alß solten welche Ephemerides alicuius Molleri autoris in Berlin [...?] weit unter der Presse seyn“ (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 33). Gedruckte Ephemeriden von Möller sind nicht bekannt, auch nicht von Krüger, aber von Kirch (Kirch, 1681–1692).  Ende der 1670er Jahre trugen sich verschiedene Astronomen und Kalendermacher mit dem Gedanken, das mit dem Jahr 1680 auslaufende Ephemeridenwerk von Johannes Hecker (Hecker, 1662) fortzuführen. So vermutlich auch Möller, der als Kalendermacher mit den astronomischen Rechnungen vertraut war, denn → [[krueger_georg|Georg Krüger]], der selbst an neuen Ephemeriden arbeitete, berichtete am 28. März / 7. April 1678 an Gottfried Kirch: „So wirdt auch meine arbeit fast umbsonst seyn, weil ich von berichtet [...?] alß solten welche Ephemerides alicuius Molleri autoris in Berlin [...?] weit unter der Presse seyn“ (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 33). Gedruckte Ephemeriden von Möller sind nicht bekannt, auch nicht von Krüger, aber von Kirch (Kirch, 1681–1692). 
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