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grosse_johann

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 Neben seinem Beruf als Schneidermeister übte Grosse verschiedene Ämter aus. 1665 wurde er für fünf Jahre Kirchenvorsteher. Am 25. November 1674 wurde er in den Rat von Crimmitschau gewählt (Vulpius, 1704, S. B3b). Der Autor mehrerer Städtebeschreibungen und Kalendermacher → [[vulpius_johannes|Johannes Vulpius]] schrieb in der 1704 erschienenen Beschreibung Crimmitschaus, daß Grosse erst als „Raths=Verwandter/ hernach als Kämmerer/ jetzo Bürgermeister“ tätig war und 1674 „den Anfang seines Calender=Schreibens“ machte (Vulpius, 1704, S. D1b; vgl. Kästner, 1853, S. 133: Bürgermeister auch in den Jahren 1691, 1692, 1695). Insgesamt hatte „er in die 38 Jahre mit sonderbarem Fleiß und Ruhm Kalender geschrieben, wozu sich viele vornehme Verleger zu Altenburg, Jena, Coburg, Saalfeld, Chemnitz, Freiberg, Zwickau und anderen Orten mehr gefunden“ (Crimmitschauer Chronik, 1899, S. 47). Demnach war ein Kalender für 1712 der letzte, der von Johann Grosse selbst verfaßt worden ist. Nach einer siebenjährigen Krankheit verstarb Grosse Ende 1721 im Alter von 87 Jahren.\\ Neben seinem Beruf als Schneidermeister übte Grosse verschiedene Ämter aus. 1665 wurde er für fünf Jahre Kirchenvorsteher. Am 25. November 1674 wurde er in den Rat von Crimmitschau gewählt (Vulpius, 1704, S. B3b). Der Autor mehrerer Städtebeschreibungen und Kalendermacher → [[vulpius_johannes|Johannes Vulpius]] schrieb in der 1704 erschienenen Beschreibung Crimmitschaus, daß Grosse erst als „Raths=Verwandter/ hernach als Kämmerer/ jetzo Bürgermeister“ tätig war und 1674 „den Anfang seines Calender=Schreibens“ machte (Vulpius, 1704, S. D1b; vgl. Kästner, 1853, S. 133: Bürgermeister auch in den Jahren 1691, 1692, 1695). Insgesamt hatte „er in die 38 Jahre mit sonderbarem Fleiß und Ruhm Kalender geschrieben, wozu sich viele vornehme Verleger zu Altenburg, Jena, Coburg, Saalfeld, Chemnitz, Freiberg, Zwickau und anderen Orten mehr gefunden“ (Crimmitschauer Chronik, 1899, S. 47). Demnach war ein Kalender für 1712 der letzte, der von Johann Grosse selbst verfaßt worden ist. Nach einer siebenjährigen Krankheit verstarb Grosse Ende 1721 im Alter von 87 Jahren.\\
 Von den im letzten Zitat genannten Verlagsorten der Schreibkalender von Johann Grosse konnten bisher nur Altenburg (Reihen 1 und 5), Coburg (Reihe 2), Saalfeld (Reihe 3), Jena (Reihe 4) und Zwickau (Reihen 6 und 7) mit einzelnen Exemplaren nachgewiesen werden. Noch unbekannte Kalender muß Grosse aber in Chemnitz und Freiberg herausgebracht haben. Auch einen Erfurter Kalender soll Grosse verfaßt haben, worüber Vulpius an → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]] in einem Brief Anfang 1692 berichtete: „ich habe an Herr Bürgermeister Grossen auff Crimmitzschau geschrieben, und zur Antwort erhalten, daß er die Salfeldischen mache und hiebevor auch die Jenischen und etliche Erfurdter gemacht habe, aber von den Weymarischen meldet er nicht ein Wort“ (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 128).\\ Von den im letzten Zitat genannten Verlagsorten der Schreibkalender von Johann Grosse konnten bisher nur Altenburg (Reihen 1 und 5), Coburg (Reihe 2), Saalfeld (Reihe 3), Jena (Reihe 4) und Zwickau (Reihen 6 und 7) mit einzelnen Exemplaren nachgewiesen werden. Noch unbekannte Kalender muß Grosse aber in Chemnitz und Freiberg herausgebracht haben. Auch einen Erfurter Kalender soll Grosse verfaßt haben, worüber Vulpius an → [[kirch_gottfried|Gottfried Kirch]] in einem Brief Anfang 1692 berichtete: „ich habe an Herr Bürgermeister Grossen auff Crimmitzschau geschrieben, und zur Antwort erhalten, daß er die Salfeldischen mache und hiebevor auch die Jenischen und etliche Erfurdter gemacht habe, aber von den Weymarischen meldet er nicht ein Wort“ (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 128).\\
-Wann die verschiedenen Kalenderreihen starteten, konnte nur bei den ersten zwei Reihen ermittelt werden. Mit dem Altenburger „Hauß=Calender“ für 1675 begann Grosse die Kalenderschreiberei, denn im Kalender für 1678 notierte er, daß „ich diese meine Calender=Arbeit/ zum vierten mahl in die Welt schicke“ (zweiter Teil, S. E2a). Die Coburger Reihe (Titel 2), die laut Titelblatt „nach den Coburgischen Horizont gerechnet und eingerichtet“ wurde, muß bereits mehrere Jahre vor 1692 erstmals erschienen sein, denn die „Fernere Continuatio, Der Sächßischen Helden-Historien“ in der Textspalte des Kalendariums für 1692 liefert bereits die Helden Nr. 34 und 35. Im anderen Teil dieses Kalenders für 1692 heißt es in der Vorrede, daß jetzt das „14. Jahr/ dieser Saalfeldische Calender“ erscheint (zweiter Teil, S. E1b). Demnach sollte der erste Jahrgang für 1679 erschienen sein, und zwar sowohl beim Coburgischen als auch beim Saalfeldischen Kalender. Daß dieser (laut Titelblatt) Coburgische Kalender (der Kupfertitel bringt eine Stadtansicht von Coburg) in der Vorrede als „Saalfeldischer“ bezeichnet wird, ist offensichtlich dem Umstand geschuldet, daß einzelne Teile des Saalfeldischen Kalenders auch im Coburgischen Kalender verwendet wurden, ohne daß diese Feinheiten korrigiert wurden. Der Drucker war vermutlich in beiden Fällen Johann Ritter in Saalfeld, der im Oktober 1678 sechs Kalenderexemplare für 1679, also den vermeintlich ersten Jahrgang, dem Rat von Saalfeld übergab (Bärnighausen, 1997, S. 46 und Anm. 33 auf S. 52). Als Verleger in Saalfeld erschien zunächst der Buchhändler Michael Ellinger, der 1680 „vom Herzog das Privileg, den Schreibkalender von Johann Große aus Crimmitschau nachdrucken zu dürfen“ erhalten hatte, danach der Buchbinder Tobias Weber (Bärnighausen, 1997, S. 46). Ein Exemplar für 1684 des Saalfeldischen Kalenders, „der überschrifft nach auff den Saalfeldischen und Thüringischen horizont gerichtet“, schickte Grosse Ende 1683 an den Gymnasialprofessor Johann Wölffing in Coburg, wo Grosses Sohn Johann Gottlieb auf das Gymnasium ging (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 260).\\+Wann die verschiedenen Kalenderreihen starteten, konnte nur bei den ersten drei Reihen ermittelt werden. Mit dem Altenburger „Hauß=Calender“ für 1675 begann Grosse die Kalenderschreiberei, denn im Kalender für 1678 notierte er, daß „ich diese meine Calender=Arbeit/ zum vierten mahl in die Welt schicke“ (zweiter Teil, S. E2a). Die Coburger Reihe (Titel 2), die laut Titelblatt „nach den Coburgischen Horizont gerechnet und eingerichtet“ wurde, muß bereits mehrere Jahre vor 1692 erstmals erschienen sein, denn die „Fernere Continuatio, Der Sächßischen Helden-Historien“ in der Textspalte des Kalendariums für 1692 liefert bereits die Helden Nr. 34 und 35. Im anderen Teil dieses Kalenders für 1692 heißt es in der Vorrede, daß jetzt das „14. Jahr/ dieser Saalfeldische Calender“ erscheint (zweiter Teil, S. E1b). Demnach sollte der erste Jahrgang für 1679 erschienen sein, und zwar sowohl beim Coburgischen als auch beim Saalfeldischen Kalender. Daß dieser (laut Titelblatt) Coburgische Kalender (der Kupfertitel bringt eine Stadtansicht von Coburg) in der Vorrede als „Saalfeldischer“ bezeichnet wird, ist offensichtlich dem Umstand geschuldet, daß einzelne Teile des Saalfeldischen Kalenders auch im Coburgischen Kalender verwendet wurden, ohne daß diese Feinheiten korrigiert wurden.\\ 
 +Der Drucker war in beiden Fällen Johann Ritter in Saalfeld, der im Oktober 1678 sechs Kalenderexemplare für 1679 dem Rat von Saalfeld übergab (Bärnighausen, 1997, S. 46 und Anm. 33 auf S. 52). Ritter hatte 1673 seine Druckerei in Saalfeld eröffnet und ein Jahr später den „Grossischen Saalfeldischen Kalender“ (für 1675) gedruckt (Staatsarchiv Meiningen, Bestand 4-12-3000, Nr. 20111, fol. 34), von dem aber der genaue Titel nicht bekannt ist. Beim Kalender für 1679 wurde die Saalfeldische Reihe dann mit dem bekannten Titel versehenbei dem die Historie betont wird und 1692 das 14. Mal erschien. Als Verleger fungierte anfangs der Buchbinder Tobias Weber. 1680 erhielt der Buchbinder Michael Ellinger „vom Herzog das Privileg, den Schreibkalender von Johann Große aus Crimmitschau nachdrucken“ zu lassen (Bärnighausen, 1997, S. 46). Darüber beklagte sich Weber in einem Brief vom 5. März 1681 an Herzog Johann Ernst von Sachsen-Saalfeld (Staatsarchiv Meiningen, Bestand 4-12-3000, Nr. 20111, fol. 2–4). Der Herzog entschied daraufhin, daß das Privilegium je zur Hälfte an beide Buchbinder aufzuteilen ist und beide Verleger ihren Kalender bei Johann Ritter drucken lassen sollen. Ein Jahr später erkühnte sich der Drucker, neben dem „rechten Saalfeldischen Historischen Calender“ einen weiteren Saalfeldischen Historien-Kalender herauszubringen. Dagegen klagte der Schulrektor Christian Zeidler in einem Brief vom 18. August 1683 an Herzog Johann Ernst und bekannte, „daß ich die Salfeldischen Historien in die Calender-arbeit verfertiget“ habe. Zeidlers Ruf würde aber untergraben werden, wenn die Leute die Historien in dem „falschen“ Kalender für seine Arbeit halten würden (Staatsarchiv Meiningen, Bestand 4-12-3000, Nr. 20111, fol. 15–16). Der Klage wurde stattgegeben und der zweite Historien-Kalender durfte fortan keine Saalfeldischen Historien mehr bringen (ebd., fol. 14).\\ 
 +Ein Exemplar für 1684 des Saalfeldischen Kalenders, „der überschrifft nach auff den Saalfeldischen und Thüringischen horizont gerichtet“, schickte Grosse Ende 1683 an den Gymnasialprofessor Johann Wölffing in Coburg, wo Grosses Sohn Johann Gottlieb auf das Gymnasium ging (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 260).\\
 Ende des 17. Jahrhunderts tauchten noch andere Kalendermacher mit dem Namen „Grosse“ auf den Titelblättern von in Saalfeld und Weimar gedruckten Kalendern auf (→ [[grosse_johann_georg|Johann Georg Grosse]], → [[Johann Gottfried Grosse]]). Johann Gottfried Grosse war mit Johann Grosse verwandt.\\ Ende des 17. Jahrhunderts tauchten noch andere Kalendermacher mit dem Namen „Grosse“ auf den Titelblättern von in Saalfeld und Weimar gedruckten Kalendern auf (→ [[grosse_johann_georg|Johann Georg Grosse]], → [[Johann Gottfried Grosse]]). Johann Gottfried Grosse war mit Johann Grosse verwandt.\\
 Neben dem Kalendermacher Johann Grosse gab es noch einen anderen Johann Grosse, der ein „Vetter“ von „Johann Grosen zu Krumtzschen“ (d. i. Crimmitschau) und „Schuldiener zu Cundorff“ war. Dieser fragte Ende 1691 in einem Schreiben nach, „wo der Junge Vetter seine Pfarr gekriegt“ (gemeint ist Johann Gottlieb, der 1691 Pfarrer in Mosel wurde). Schließlich ließ er sowohl „den Herrn Vetter zu Krumtzschen“ als auch den „Vetter Hanß Gottfrieden und Vetter Ehrharden“ grüßen (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 121f.). Diese Stellen sind ein Beleg dafür, daß der Kalendermacher Johann Gottfried Grosse und der Kalendermacher Johann Grosse miteinander verwandt waren.\\ Neben dem Kalendermacher Johann Grosse gab es noch einen anderen Johann Grosse, der ein „Vetter“ von „Johann Grosen zu Krumtzschen“ (d. i. Crimmitschau) und „Schuldiener zu Cundorff“ war. Dieser fragte Ende 1691 in einem Schreiben nach, „wo der Junge Vetter seine Pfarr gekriegt“ (gemeint ist Johann Gottlieb, der 1691 Pfarrer in Mosel wurde). Schließlich ließ er sowohl „den Herrn Vetter zu Krumtzschen“ als auch den „Vetter Hanß Gottfrieden und Vetter Ehrharden“ grüßen (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 121f.). Diese Stellen sind ein Beleg dafür, daß der Kalendermacher Johann Gottfried Grosse und der Kalendermacher Johann Grosse miteinander verwandt waren.\\
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 (1) 1675–[1700?]: Hauß=Calender. [1701?]–1706: Calender/ Zu Bestellung des Feld= und Garten= Baues/ Viehzucht und andern Haußhaltungs=dienenden Sachen.\\ (1) 1675–[1700?]: Hauß=Calender. [1701?]–1706: Calender/ Zu Bestellung des Feld= und Garten= Baues/ Viehzucht und andern Haußhaltungs=dienenden Sachen.\\
 (2) 1679–1692[?]: Jahr=Schatz/ Oder: Wohl=eingerichteter Coburgischer Helden=Calender.\\ (2) 1679–1692[?]: Jahr=Schatz/ Oder: Wohl=eingerichteter Coburgischer Helden=Calender.\\
-(3) 1679–1689–[?]: Saalfeldischer/ Historischer Wie auch nützlicher Hauß= Artzney und Schreib Calender.\\+(3) 1675–1678: Saalfeldischer Calender. 1679–1689–[?]: Saalfeldischer/ Historischer Wie auch nützlicher Hauß= Artzney und Schreib Calender.\\
 (4) [?]–1688–[?]: Gesprächs=Calender [kein Exemplar ermittelt].\\ (4) [?]–1688–[?]: Gesprächs=Calender [kein Exemplar ermittelt].\\
 (5) [?]–1693–[?]: Alter= und Jugend Laster= und Tugend=Kalender.\\ (5) [?]–1693–[?]: Alter= und Jugend Laster= und Tugend=Kalender.\\
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 (1) 1675–1696: Gottfried Richter, Altenburg, 1697–1706: Johann Ludwig Richter, Altenburg.\\ (1) 1675–1696: Gottfried Richter, Altenburg, 1697–1706: Johann Ludwig Richter, Altenburg.\\
 (2) 1692: Druck [Johann Ritter ?, Saalfeld, vgl. (3)], Verlag Tobias Weber, Saalfeld.\\ (2) 1692: Druck [Johann Ritter ?, Saalfeld, vgl. (3)], Verlag Tobias Weber, Saalfeld.\\
-(3) 1679[?]: Druck Johann Ritter, Saalfeld, Verlag Michael Ellinger, Saalfeld, [?]–1689–[?]: Druck Johann Ritter, Saalfeld, Verlag Tobias Weber, Saalfeld.\\+(3) 16751680: Druck Johann Ritter, Saalfeld, Verlag Tobias Weber, 1681–1689–[?Michael Ellinger und Tobias Weber, Saalfeld, [?]–1708: Druck Johann Ritter, Saalfeld, Verlag Tobias Weber, Saalfeld.\\
 (4) 1688: [Johann Gollner ?], Jena.\\ (4) 1688: [Johann Gollner ?], Jena.\\
 (5) 1693: Gottfried Richter, Altenburg.\\ (5) 1693: Gottfried Richter, Altenburg.\\
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 Erstellt: 14.07.2014\\ Erstellt: 14.07.2014\\
-Letzte Aktualisierung: 23.08.2019+Letzte Aktualisierung vor 20.01.2020: 23.08.2019\\ 
 +Letzte Aktualisierung nach 20.01.2020: 09.05.2022
  
  
grosse_johann.txt · Zuletzt geändert: 2022/05/09 15:04 von klaus-dieter herbst