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Daisigner, Johann Christoph

„M. Joh: Christophorus Daisignerus, Pontan. Boëm. Astronom. & Medicus“; „Der freyen Künste und Philosophiae Magister, und Medicus Doctorandus, seines Alters im 31. seiner Calenderstellung im 10. und Medicinischer Praxis im 8. Jahre“; „Pontanus, Medicus, […] anitzo in Cadan“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1647 (Kalendarium und Prognostikum), 1651)
* 1616 Brüx/Böhmen, † 16.10.1657 Kaaden/Böhmen
Kalender seit 1638, verfaßt bis 1659
Übernommene Reihe: → Partlicius, Simeon

Die autobiographischen Bezeichnungen auf den Titelblättern der Kalender geben den Geburtsort Brüx (lat. Pons, Pontanus, tschech. Most, Mostský), das Geburtsjahr 1616, das Gültigkeitsjahr seines ersten Schreibkalenders (1638) und den Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit im Jahr 1639 preis. In dem tschechischen Schreibkalender für 1643 schrieb Daisigner über sich, daß er „nyní při Slavném Regimentu Don Montadicha“ (nunmehr Arzt beim Regiment des Don Montadi [?]) sei (Kalendář Hospodářský Kancellářský für 1643, zweiter Teil, Titelseite; diese tschechische Kalenderreihe ist fast vollständig im Nationalmuseum Prag überliefert). Am 7. Oktober 1650 erhielt er in Kaaden (tschech. Kadaň) das Bürgerrecht. Dort wirkte er ebenfalls als Arzt (seit 1654). Am 16. Oktober 1657 starb Daisigner in Kaaden (Pumprla, 2010, S. 243f.; für den Hinweis auf diese Literatur und auf den Kalenderbestand in Prag sowie für die Übersetzung der Textpassagen aus dem Tschechischen danke ich Frau Dr. Jana Maroszová, Prag).
Die in einigen Kalendern enthaltenen Widmungen sind an Personen hohen Standes gerichtet, in den deutschen Kalendern z. B. 1647 an Wilhelm IV., Herzog zu Sachsen, und dessen Gattin, 1649 an die Richter und Bürgermeister der böhmischen Städte Saatz und Kaaden, 1650 an Johann-Anthonius Losy vom Loß im Tal, kaiserlicher Hof-Kammer-Rat, 1651 an Adam Hersan, kaiserlicher Kammer-Rat, und an Ritter Maximilian-Vladislaw Elbögner, Hauptmann des Saatzer Kreises, 1653 an Johann Freiherr von der Cron, kaiserlicher Hof-Kriegs-Rat, Kommandant von Eger und Vizekommandeur des Militärs in Böhmen, 1657 an Michael Oßwald, Graf von Thun, kaiserlicher Kämmerer, und dessen Gattin, 1658 an Maximilian Valentin, Graf von Martinitz, königlicher Ratskämmerer, und dessen Gattin. Diese Personen werden stets als Freunde, Gönner und Förderer bezeichnet, sodaß sie zum Bekanntenkreis von Daisigner gehört haben könnten.
Daisigner verfaßte seinen ersten Kalender im 22. Lebensjahr (gefolgert aus der Angabe auf dem Titelblatt des Kalenders für 1647). Wo er die Grundlagen dazu erwarb ist ebensowenig bekannt wie die Universität, an der er studierte. Möglich ist es, daß er an der Universität in Prag studierte, denn 1644 wurde er dort zum Doktor der Medizin promoviert (Kučera/Truc, 1968, S. XXVI). In seinen Kalendern, besonders in den Vorreden der zweiten Teile, ging Daisigner auch auf seine persönliche Situation ein. So hoffte er 1648, daß „sich ein gnädiger Maecenas finden [würde]/ welcher mich Bettel=Maronem erhören sollte/ und diese meine weiter ausführliche Schrifften als Glieder/ in ein vollkommenes Corpus helfen bringen und einverleiben“, doch die kriegerischen Zeiten hätten das bisher verhindert (Der Grosse Schreib=Calender für 1649, zweiter Teil, S. A2a). An gleicher Stelle setzte er sich mit einem Widersacher auseinander, der „wider meine Schrifften 1648. und 1647.“ publiziert hat (ebd., S. A2b). Schließlich richtete er sich noch an die Buchhändler, Verleger und Drucker, diese sollten auf keinen Fall solche Manuskripte annehmen, die von ihm seien, aber gestohlen worden sind. Daisigner nannte sechs Schriften, die er für den Druck vorgesehen und fast fertig hatte: „1. Biblia, oder Bücher der Heidnischen Blindheit […]. 2. De causis & origine Gverrarum ab incunabulis usqve ad praesens mundi […]. 3. Symmetria corporis humani, oder Geometrische Abtheilung des edlen Gebews/ darinne die vernünftige Seele ihre Residentz hat […]. 4. Frawen=Calender/ darinne auff ieden Tag ein Frawenzimmer=Namen gefallen […]. 5. Ballance Balistarum, plerasqve Respublicas evertentium […]. 6. Busiridis Ergastulum, oder Marter=Kammer […]“. Darüber hinaus seien ihm noch andere „kleine Tractätlein/ so ich noch in der Copey daheim gehabt/ wie auch andere schöne Poetische/ Astrologische/ Medicinische Concepten“ entwendet worden (ebd., S. A3a). Die heutigen elektronischen Suchmöglichkeiten liefern neben den Kalendern nur noch eine weitere Druckschrift („Campi Martii Aritologia“) von Daisigner, die er dem Kommandanten des Brüxer Schlosses, Martin Pachonay, widmete. In einem Druck eines anderen Autors steuerte Daisigner ein Geleitgedicht bei (Marci, 1654, S. C4a).
Die in Prag gedruckte Reihe des Kanzleikalenders hat Daisigner von Simeon Partlicius (dort Titel 4) übernommen, der wiederum vermutlich auf → Albin Moller (dort Titel 11) folgte.

Titel:
Deutsche Kalender:
(1) 1638–1658: Der Grosse Schreib=Calender.
(2) [?]–1656[?]: SchreibCalender […] Auff das Königreich Böheimb.
Tschechische Kalender:
(3) 1638–1659[?]: Kalendář Hospodářský Kancellářský [in Nachfolge von Simeon Partlicius].
Druck und Verlag:
(1) Timotheus Ritzsch, Leipzig.
(2) Urban Goliasch, Prag.
(3) 1638–1643: Jan Byliny, Prag, 1644–1652: Giřjka Ssypaře, Prag, 1653: Lidmilla Ssypařowa, Prag, 1654–1659: Urban Goliasch, Prag.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 77. VD17. CERL.
Online:
(1) [19.09.2014].
Anderer Druck:
Campi Martii Aritologia, Das ist: Menschliche/ ob zwar noch nit determinatè waarhafftige/ doch auch nicht falsche Vermuthung: wohin sich das Martialisch Getümmel vnd Krieg im 1647 Jahre erstrecken möge: […] Mit Ethi-poëtischen/ Chymi-magischen/ Etymologischen/ Astro-theologischen/ Astro-philologischen/ Uranosophischen/ Politischen Farben/ zu Nutz deß Teutschen Vatterlands abgemahlet/ illuminirt, vnd zu einem Newen=Jahr=Geschenck an Tag gegeben. O. O. 1646. UB Augsburg, 02/IV.13.4.187angeb.25. SStB Augsburg, 4 Gs Flugschr. 1581. HAB Wolfenbüttel, 260.8 Quod. (2). Online. [19.09.2014].

Erstellt: 19.09.2014
Letzte Aktualisierung: 05.08.2019

daisigner_johann_christoph.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/05 10:04 von klaus-dieter herbst