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Bange, Johann Heinrich

„Johann Heinrich Bange/ Astrol. und allerhand uralten und beliebiger Historien Liebhaber“; „aus Thüringen/ Astrol. und allerhand denckwürdiger Geschichte Liebhaber.“ (Selbstbezeichnungen auf den Titelblättern, zit. 1685, 1687)
* ?, † ?
Kalender seit 1684, verfaßt bis mindestens 1688

Über Johann Heinrich Bange konnten keine biographischen Einzelheiten ermittelt werden. Vielleicht stand er in familiärer Beziehung zu einem Johann Bange aus Treffurt im westlichen Thüringen, der sich im Wintersemester 1650 in die Matrikel der Universität Leipzig (Erler, 1909, Bd. 2, S. 14 „Bange Ioh. Haßo-Trefurten. 12 gr. i W 1650 B 8“) und am 10. Mai 1656 in die der Universität Wittenberg (Weissenborn, 1934, S. 552 „Iohannes Bangius Treffurtensis Thuringus gratis“) einschrieb. Denkbar ist auch, daß Johann Heinrich Bange ein Nachkomme von Johann Bange in Eschwege/Hessen war. Dieser brachte 1599 zusammen mit dem Vetter Friedrich Schmidt in Creutzburg/Thüringen die „Thüringische Chronick“ heraus (Bange/Schmidt, 1599). Der Titel des Schreibkalenders und der Inhalt der Textspalte im Kalendarium legen nahe, daß hier die „Thüringische Chronick“ verwertet wurde.
Banges Kalender gleichen sowohl im Kalendarium als auch im zweiten Teil hinsichtlich Aufbau und Inhalt denen von → Johann Erhard Köhler. Lediglich die Recto-Seiten des Kalendariums unterscheiden sich etwas, bei Bange ist die linke Hälfte einspaltig mit der Rubrik des „Chronicken=Calenders“ bedruckt, bei Köhler zweispaltig mit den Rubriken „Bewehrte Hauß=Artzney“ und „Hauß= Feld= und Arbeits=Regul“. Diese letzte Rubrik steht in Banges Kalender als Querspalte am unteren Rand der Verso- und Recto-Seiten. Ein Vergleich der zwei jeweils von beiden Reihen überlieferten Jahrgänge 1685 und 1687 zeigt, daß sowohl die Monatstabellen als auch der gesamte zweite Teil absolut identisch sind.
Der Verfasser dieser Kalenderreihe hielt sich mit astrologischen Mutmaßungen sehr zurück. Die entsprechenden Kapitel im zweiten Teil enthalten entweder keine Mutmaßungen und bringen statt dessen die Leugnung des Einflusses der Sterne auf das menschliche Schicksal, oder sie bringen diese zwar (weil es der Käufer erwartet), stellen aber zuerst deren Sinn infrage (Quellenzitat).
Bei dem Exemplar des ersten überlieferten Kalenders für 1684 fehlen die ersten Blätter, so daß nicht entschieden werden kann, ob diese Kalenderreihe bereits vor 1684 herausgekommen war. Im Jahrgang 1684 wird Geschichte Thüringens bis etwa 300 behandelt (1685 bis zum Jahr 515). Daß diese Kalenderreihe vermutlich auch für 1688 erschien, kann aus der Ankündigung „Künfftiges 1688ste Jahr (so GOtt will) soll der geneigte Leser von dieser Thüringischen Chronicken die Continuation in diesen Calender zugewarten haben“ (Kalender für 1687, Kalendarium, S. D2b) gefolgert werden.
Banges Drucker und Verleger druckte bereits die Schreibkalender von → Johann Gottfried Grosse (vgl. Marwinski, 1974, S. 63).

Titel:
1684–[1688?]: [erstes Titelblatt] Weimarischer Schreib=Calender, [zweites Titelblatt] Des gantzen Landes Thüringen Wohlabgefaster Chronicken= und Schreib=Calender.
Druck und Verlag:
Johann Andreas Müller, Weimar.
Nachweis:
Herbst, 2008a, S. 70. VD17. CERL.
Online:
Prognostikum 1684 [05.09.2017].
Quellenzitat:
„Das VII. Capitel. Vom Friede/ Krieg und Welthändeln. […] Es ist leider in dieser letzten Zeit dahin kommen/ daß man von nichts als von Zwietracht und Feindseligkeit/ nicht nur öffentlichen/ sondern vielmehr heimlich in allen Ständen hören und sehen muß. Und so man dieser der himmlischen Cörper influenz wolte beymessen/ würde man in Wahrheit der Thür fehlen. […] Das VIII. Capitel. Von bösen Seuchen/ Kranckheiten und Sterben unter den Menschen […] Es ist die Einfalt bey manchen Leuten so groß/ daß so bald sie einen Calender kauffen/ für allen Dingen sich in der Practica ümsehen/ was prognosticiret sey von Kriege/ Fruchtbarkeit und denn insonderheit/ ob auch werde manche gefährliche Kranckheit/ als Pest/ hitzige Fieber u. d. g. sich einfinden/ und ie weniger sie antreffen/ ie lieber ist ihnen solcher Calender. Weil aber solch zuvor Verkündigen von angeführten Dingen also bloß nach begehrter Art/ mit beständigen Grunde der Warheit aus der Astrologi nicht kan genommen werden/ als haben sich recht Verständige und Gelehrte nicht nur dessen enthalten/ sondern auch wohl gar darwieder geschrieben/ nur allein darbey verbleibend/ was aus der Erfahrung und natürlichen Gründen zubehaupten. Ist demnach nicht nöthig viel elicens hiervon zumachen/ sintemahl zwar kein Jahr ie hingehen kan/ da nicht solten Leute krancken und sterben […] Meines wenigen Erachtens wäre Nüchterkeit und Mäßigkeit ein vortreffliches Mittel nechst Göttlicher Verleihung seine Gesundheit zuerhalten.“ (Kalender für 1685, zweiter Teil, S. B2a–b).

Erstellt: 10.02.2015
Letzte Aktualisierung: 08.07.2018

bange_johann_heinrich.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/08 12:32 von klaus-dieter herbst