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schumacher_christoph_siegmund [2018/05/14 13:27] klaus-dieter herbst |
schumacher_christoph_siegmund [2019/11/25 19:11] klaus-dieter herbst |
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+ | **Schumacher, | ||
+ | „Christoph Sigmund Schumacher/ Astronomus allhier“; „Christoff Siegmund Schumacher, Sternkundiger, | ||
+ | * 1704 Rothenburg an der Tauber, † 23.12.1768 Leipzig\\ | ||
+ | Kalender seit mindestens 1735, verfaßt bis mindestens 1763\\ | ||
+ | Übernommene Reihe: → [[wohlgemuth_friederich_pseud|Wohlgemuth, | ||
+ | Christoph Siegmund Schumacher war im 18. Jahrhundert als ein Astronom bekannt (vgl. Bernoulli, 1771, Bd. 2), über den auch die Lexika des 18. und 19. Jahrhunderts berichteten (HLH, 1794, Bd. 11, Abteilung 2, S. 356; Meusel, 1802, Bd. 12, S. 551; Poggendorff, | ||
+ | Die meisten biographischen Details liefert ein Nachruf in der Bayreuther Zeitung (Baÿreuther Zeitungen, 1769, Nr. 22, 21. Februar, S. 121f.). Demnach wurde Schumacher 1704 in Rothenburg an der Tauber als Sohn eines namentlich nicht bekannten Schuhmachers geboren. Bei seinem Vater erlernte er zunächst das Schuhmacherhandwerk. Er interessierte sich aber schon seit der Jugend für die Kalender und Vorgänge am Himmel, sodaß er nach dem Ende der Lehrzeit die anschließenden Wanderjahre für das Selbststudium der Astronomie nutzte. Er ging nach Nürnberg und besuchte dort die Sternwarte des früheren Astronomen Georg Christoph Eimmart (1638–1705). Die Wanderschaft führte ihn anschließend nach Breslau und St. Petersburg, wo er Kontakt mit der Akademie der Wissenschaften hatte. Wohl über diesen Kontakt kam er nach Frankreich und von dort nach Berlin, wo er Pierre Moreau de Maupertius, damals Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, begegnete. Da er sich mit diesem nicht verstand, zog er weiter nach Frankfurt am Main. Aus Geldmangel „nahm er Kriegsdienste, | ||
+ | Eine Ergänzung zu den Aufenthaltsorten Schumachers liefert die Vorrede zum astronomischen Kalender für 1763, die der Astronom Johann Ernst Basilius Wiedeburg (1730–1789), | ||
+ | Offenbar verfaßte Schumacher bereits 1735 Kalender, denn am 22. September 1735 richtete er als „Astronomus von Neu Ysenburg“ an die Herren des Rats von Frankfurt am Main das Gesuch um Schutz in dieser Stadt. Darin schrieb er, daß er zwar das Schuhmacherhandwerk gelernt habe, „aber solches keines wegs zutreiben gesonnen, sondern vielmehr mit dem Calender machen mich ehrlich zu ernehren gesonnen“ (IStG Frankfurt/ | ||
+ | Auch später betrieb Schumacher das Kalendermachen, | ||
+ | Überliefert ist ein „Haushaltungs=Calender“ für 1756, den Schumacher für den Dresdener Horizont berechnete und auch in Dresden bzw. in Friedrichstadt drucken ließ. Vermutlich lebte er somit damals in Dresden. Im Jahre 1760 lebte Schumacher noch immer als „Kalenderschreiber“ in Dresden (anderer Druck, Titel 2, S. E4b). Danach ging er über Jena nach Leipzig (siehe oben). In beiden Orten fand er Gelegenheit, | ||
+ | Waren die überlieferten Frankfurter Rats- und Stadt-Kalender für 1738 und 1739 noch gewöhnliche Schreibkalender (in Quart), so fehlen bei dem überlieferten kleinen Kalender für 1763 (in Oktav) die unbedruckten Schreibseiten. Dieser ist auch bar jeglicher astrologischer Elemente und ist somit einzureihen in die seit 1676 unternommenen Versuche, ein astronomisches Jahrbuch zu etablieren (vgl. Herbst, 2013b). Bereits in der „Unterredung“ zwischen dem Astronom Alethophilus und dem Tagelöhner Biedermann (anderer Druck, Titel 1) legte Schumacher seine konsequent antiastrologische Grundhaltung dar. (Daß diese anonym herausgegebene Schrift von Schumacher verfaßt wurde, wird hier aufgrund des astronomischen Inhalts und der Bezugnahme auf den Offenbacher „Hinkenden Boten“ für 1742 vermutet. Den Kalender für 1743 brachte dann Schumacher selbst heraus.) Mit Argumenten, die allein aus der Erfahrung und der Geschichte genommen wurden, klärte der Verfasser den Leser darüber auf, daß von den astrologischen Mutmaßungen der traditionellen Kalendermacher nichts zu halten sei. Insbesondere am Beispiel des „Hinckend= und stolpernd, doch eilfertig fliegend= und laufende Reichs=Both“ von „Friedrich Wohlgemuth, genannt der Hinckende Both“ für 1742 (Zitierung des Titels nach dem anderen Druck, Titel 1, S. 4) führte Schumacher vor Augen, daß der Kalendariograph seine Worte „nach Gewohnheit anderer neuen Propheten, auf Schrauben setzet“ (ebd., S. 15), was bedeute, „die Einfälltigen äffen und bey der Nase herum ziehen“ (ebd., S. 16). Mit dieser Schrift von 1742 ist Schumacher nicht nur als Autodidakt, der es zum Verfassen von gelehrten Texten brachte, zu würdigen (vgl. Siegert, 2015), sondern ebenfalls als früher Aufklärer und Verfasser eines Reformkalenders (vgl. Siegert, 2012). | ||
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+ | **Titel (ohne den des Pseudonyms Wohlgemuth): | ||
+ | (1) [1735? | ||
+ | (2) 1738[? | ||
+ | (3) 1755–[?]: Calender [kein Exemplar ermittelt], Format ?.\\ | ||
+ | (4) 1756[? | ||
+ | (5) 1763–[?]: Verbessertes Astronomisches Jahr= und Tagebuch (auf Horizont von Weimar), Format 8°.\\ | ||
+ | **Druck und Verlag:**\\ | ||
+ | (1) ?, [Offenbach am Main ?].\\ | ||
+ | (2) Franz Varrentrapp, | ||
+ | (3) ?, [Frankfurt am Main ?].\\ | ||
+ | (4) Christian Heinrich Hagenmüller, | ||
+ | (5) Georg Michael Marggraf, Jena.\\ | ||
+ | **Nachweis: | ||
+ | Bauer, 1997/ | ||
+ | **Online: | ||
+ | (3) [[https:// | ||
+ | (4) [[http:// | ||
+ | **Andere Drucke:**\\ | ||
+ | (1) Nachdenckliche und erbauliche Unterredung zwischen Aegidio Alethophilo, | ||
+ | (2) C. S. Schumachers Untersuchung der Osterfeyer von Anno 1700 bis 2500. Ohne Ort [1760] (4 Blatt mit Bogensignatur E). //ULB Halle, Pon IIi 2639, QK//. [[http:// | ||
+ | (3) Von der Erscheinung des Venus=Sterns in der Sonnenscheibe. Gestellt durch C. S. Schuhmacher, | ||
+ | (4) Herrn Edmund Halleys richtige Sonnen=Tabellen auf den Londonischen mittlern Mittag gestellt; In den verbesserten Stylum current reducirt von Christoff Siegmund Schumacher Sternkundiger. Jena 1761. //ThULB Jena, 2004 A 7638 (4). SUB Göttingen, 8 ASTR II, 2715//, [[https:// | ||
+ | (5) Der Durchgang der Venus durch die Sonne, vorgestellt auf einem Kupferstich. Leipzig 1768. //Zitiert nach Meusel, 1802, Bd. 12, S. 551//.\\ | ||
+ | (6) Friedrich Wohlgemuths Schreiben an den Verfasser der Fidibus, den Durchgang der Venus durch die Sonne betreffend. Herausgegeben von dem Letztern. Leipzig [1768]. //SLUB Dresden, Biogr. erud. D. 3066// | ||
+ | (7) Beschreibung des Weltgebäudes. Ohne Ort und Jahr. //SUB Göttingen, 8 H SUBS 6207 (3)//.\\ | ||
+ | **Literatur: | ||
+ | Nachruf vom 16. Februar 1769 auf Christoph Siegmund Schumacher in: Baÿreuther Zeitungen, 1769, Nr. 22, 21. Februar, S. 121f. | ||
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+ | Erstellt: 19.02.2018\\ | ||
+ | Letzte Aktualisierung: |