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Neubarth, Johann

„Boleslâ-Silesio, Theologiae & Astronomiae Cultore“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt)
* 26.05.1636 Holzkirch/Oberlausitz, † 06.05.1686 Lauban
Kalender seit 1662, verfaßt bis 1687, erschienen bis mindestens 1801
Übernommene Reihen: → Neubarth, Christoph; → Hancke d. J., Valentin

Johann Neubarth war ein Sohn von Christoph Neubarth, der 1634 als Pfarrer nach Holzkirch gekommen war und bis zu seinem Tod (1681) Kalender herausgab. Von dem Sohn heißt es, daß er Theologie studiert habe. Vermutlich studierte er – wie sein Vater – in Leipzig, jedoch fehlt ein entsprechender Vermerk in den Leipziger Matrikeln (vgl. Erler, 1909, Bd. 2). Ein Aufenthalt in Leipzig würde erklären, weshalb er seine ersten Kalender in Leipzig drucken und verlegen ließ. Neubarth heiratete am 28. April 1682 Maria Callinich, geb. Jäger und Witwe von Matthäus Callinich (Presbyterologia, Bd. 3, S. 319).
Nach dem Tod des Vaters übernahm er dessen in Breslau gedruckte und für Schlesien und angrenzende Länder bestimmte Kalenderreihen ab dem Jahrgang 1683. Daß hier zwei zu unterscheidende Kalenderreihen (der „SchreibCalender“ und der „Hauß und Wirtschafts Kalender“) übernommen wurden, folgt aus einer Bemerkung des Breslauer Arztes und Astronomen Gottfried Schultz in einem Brief (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 360). Über die Qualität der jährlichen Kalender des jungen Neubarth urteilte Ende 1684 Schultz mit den Worten, daß „vermuthlich des jungen Neubarths credit in wenig jahren fallen dörffte wegen seiner schlechten arbeit“ (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 309). Nachdem auch Johann Neubarth gestorben war, wurden diese Reihen ab 1688 erst von → Gottfried Kirch unter der Angabe „Johannis Neubarthii Continuatore“ und später von dessen Erben bis mindestens für das Jahr 1796 fortgeführt (das sind die von den Kirchs im 18. Jahrhundert verfaßten „Schlesischen Kalender“).
Auch eine von Valentin Hancke begründete Kalenderreihe (in Oktav) führte Neubarth weiter, denn es heißt z. B. auf dem Titelblatt des Kalenders für 1686, daß dieser durch „Valentini Hanckens Continuatorem (J. N. Theologum & Astrophilum)“ verfertigt wurde. Nachgewiesen werden können weiterhin ein in Klausenburg (rumän. Cluj-Napoca) gedruckter „Allmanach“ für 1688 (Teutsch, 1892, S. 179) und ein in Kronstadt (rumän. Braşov) gedruckter „Almanach“ für 1684 (überliefert in der HAB Wolfenbüttel). Von seinem Vater Christoph Neubarth führte Johann auch den in Hermannstadt (rumän. Sibiu) gedruckten „Allmanach“ (in 8°, inhaltlich aufgebaut wie die Schreibkalender in 4°) fort, von dem Exemplare für 1684 bis 1707 in rumänischen Archiven überliefert sind (Avram, 1979, S. 30–35). Der Jahrgang 1686 wurde nach Art → Bernhard Krackers eingerichtet. Diese Reihe wurde als „Calender“ fortgesetzt erst von „Johann Neubarths continuatore“ (zit. 1718 nach Avram, 1979, S. 35), namentlich 1724 bis 1734 von → Samuel Solano, 1745 und 1746 von → Stanislaus Wonomirsky, 1754 von → Johannes Matthaeus Moravinski, 1755 bis 1758 von → Stanislaus Polduranovski, dann unter dem (Marken-)Namen „Johann Neupart“ [sic] bis 1789 (ebd., S. 67). Johann Neubarths Name erschien nach dessen Tod weiterhin auf einem „Kalender“, der für 1701 bis 1801 in Kronstadt gedruckt wurde (Teutsch, 1892, S. 179). Hierbei könnte es sich um die Kalenderreihe handeln, die bereits Christoph Neubarth und → David Frölich dort herausgebracht hatten.
Über die 1686 erfolgte Vertragsverhandlung von Kirch mit der Verlegerin Maria Albrecht (geb. Baumann) verrät Kirchs Korrespondenz mit dem oben genannten Schultz Einzelheiten, unter anderem zu den gezahlten Honoraren. Nachdem der alte „Neubarth mehr nicht alß 50 rthl. [Reichstaler] für diese beyde Calender“ als Honorar von den Baumannschen Verlegern erhalten hatte (Herbst, 2006, Bd. 1, S. 355), verlangte Kirch ein Honorar von 100 Reichstalern (ebd., S. 355, 359), was ihm schließlich gewährt wurde, wie Kirch 1691 bekannte: „giebt doch die Fr. Albrechtinn vor einen [Kalender] 50 Thaler“ (Herbst, 2006, Bd. 2, S. 99), also 100 Taler für zwei Kalenderreihen.

Titel:
(1) 1662–1682: Schreib=Calender.
(2) 1683–1687: SchreibCalender [in Nachfolge von Christoph Neubarth]. 1688–[17??]: Johannis Neubarthii continuirter Schreib=Calender. [17??]–1796: Johannis Neubarthii fortgesetzter historischer und Schreib=Kalender.
(3) 1683–1687: Hauß und Wirtschafts Kalender [in Nachfolge von Christoph Neubarth]. 1688–[1796?]: Johannis Neubarthii continuirter Hauß und Wirtschafts Kalender.
(4) 1684: Almanach, Format 16°.
(5) 1683–1687: SchreibKalender, Format 8° [in Nachfolge von Valentin Hancke d. J.].
(6) 1688: Allmanach, Format ?.
(7) [1683?]–1801: Kalender [in Nachfolge von Christoph Neubarth?].
(8) 1683–1707: Allmanach [ab 1693: Kalender], Format 8° [in Nachfolge von Christoph Neubarth].
Druck und Verlag:
(1) 1662–1679: Thimotheus Ritzsch, Leipzig, 1680–1682: Gallus Niemann, Leipzig.
(2), (3) und (5) 1683–[17??]: gedruckt in der Baumannischen Erben Druckerei (bis 1698 von Johann Günther Rörer), herausgegeben von Maria Albrecht (geb. Baumann), Breslau. [17??]–1796: Brandenburgische (Preußische) Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
(4) Pfannenschmiedische Druckerei, Kronstadt.
(6) Michael Nemethi, Klausenburg.
(7) ?, Kronstadt.
(8) 1683–1687[?]: Stephan Jüngling, Hermannstadt, [1688?]–1693[?]: Agnetha Jüngling, Hermannstadt, [1694?]–1706: Johann Barth, Hermannstadt, 1707: Michael Heltzdörffer, Hermannstadt.
Nachweis:
Avram, 1979, S. 30–35. Herbst, 2004a, S. 144f. Herbst, 2006, Bd. 3, S. 671. Herbst, 2008a, S. 130. Teutsch, 1892, S. 179. VD17. CERL. Jg. 1796 von (2) in der SLUB Dresden.
Online:
(1) [28.04.2014],
(4) [06.03.2018].
Andere Drucke:
Neuer Astrologischer Calender=Schlüssel/ Damit aller in= und außländischen Potentaten/ Herrschafften/ Stände und Städte Wapen und Namen/ deren sich die Astrologi oder Calender=Schreiber in ihren Jährlichen Calendern verblümbter Weise gebrauchen/ zu besserm Verstand und mehrern Nachsinnen zusammen getragen/ und nach dem Alphabeth eingerichtet: Sampt Eintheilung der Länder und Städte unter die Zwölff Himmlische Zeichen: Von Johann Neubarthen/ der Astrologischen Kunst Befliessenen. Görlitz 1662. Nachfolgende Ausgaben Breslau ca. 1670, Lauban/Görlitz 1677.

Erstellt: 28.04.2014
Letzte Aktualisierung: 06.03.2018

neubarth_johann.txt · Zuletzt geändert: 2018/03/06 09:35 von klaus-dieter herbst