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cuno_d._ae._jacob

Cuno d. Ä., Jacob

„Jacobus Cunon Döbelensis. Churfürstlicher Gnaden zu Brandenburg Astronomus“ (Selbstbezeichnung auf dem Titelblatt, zit. 1557 (Prognostikum))
* ca. 1526 Döbeln, † 1583/84 Frankfurt an der Oder
Kalender seit 1556, verfaßt bis mindestens 1557

Jacob Cuno (Küne) wurde um 1526 in Döbeln, ca. 40 km südöstlich von Leipzig gelegen, geboren. Das genaue Geburtsjahr kann anhand eines Kirchenbucheintrags nicht ermittelt werden, denn die Kirchenbücher im Kirchenarchiv Döbeln beginnen erst mit dem Jahr 1548 (für diesen am 4. November 2016 gegebenen Hinweis danke ich Sigrid Börner, Kirchgemeinde Döbeln). Über die Eltern und Kindheit konnten keine Einzelheiten ermittelt werden. Ein Studium begann Cuno im Sommersemester 1544 an der Universität in Leipzig (Erler, 1895, Bd. 1, S. 648 „[1544 Sommersemester.] Iacobus Kuene Doblensis dt. totum 6 ½ gr.“). Aus dem Jahr 1544 der Erstimmatrikulation wird auf das ungefähre Geburtsjahr 1526 geschlossen. Aus dem Eintrag geht auch der ursprünglich deutsche Familienname Küne hervor. Nach rund drei Jahren promovierte Cuno am 14. September 1547 an der philosophischen Fakultät zum Baccalaureus der Freien Künste (Erler, 1895, Bd. 2, S. 699). Im gleichen Verfahren wurde auch → Moritz Steinmetz, der spätere Mathematikprofessor an der Leipziger Universität, promoviert. Am 6. August 1553 schrieb sich Cuno in die Matrikel der Universität in Wittenberg ein (Förstemann, 1841, Bd. 1, S. 283 „[1553 Mense Augusto] 6. Jacobus Khuen Doblensis“). Dort wurde er am 31. Juli 1554 unter dem Dekan Caspar Peucer zum Magister der Freien Künste und Philosophie promoviert (Köstlin, 1887, Teil 4 (1548–1560), S. 15).
Nach dem Studium hielt sich Cuno bis Ende August 1555 in Breslau auf (Klemm, 1976, S. 17). Hier hatte er am 1. März 1555 die Aufzeichnung täglicher Witterungsbeobachtungen begonnen, die er bis zum 31. März 1562 in Berlin fortführte (ebd.). Als Schreibmaterial verwendete er den „Almanach Novum Petri Pitati Veronensis“ (Tübingen 1555). Das Wetterjournal befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg in der UB Breslau (Sign. Phys. IV, Qu 530), aus dem der Bibliothekar Dr. Kuhn um 1900 zitierte und dieses Gustav Hellmann brieflich mitteilte, was Fritz Klemm übernommen hat. Das Journal enthält auch biographische Angaben. So schrieb Cuno am 13. November 1555: „Acceptus sum praeter opinionem in Astronomos a Joachimo 2 Electore.“ (zitiert nach Klemm, 1976, S. 17). Demnach wird Cuno an jenem Tag die Bestallung zum Fürstlich-Brandenburgischen Astronomen durch Kurfürst Joachim II. Hektor von Brandenburg (1505–1571) erhalten haben. Zuvor war er im September 1555 in Berlin eingetroffen. Nach der Bestallung bezeichnete er sich als „Churfürstlicher Gnaden zu Brandenburgk Mathematicus“, so in der Widmung der Kometenschrift von 1556, die er zu Ostern des Jahres in Cölln an der Spree unterzeichnete (anderer Druck, Titel 2, S. A2b).
Nach der Ernennung zum Hofastronom bzw. Hofmathematiker begann Cuno astronomische Uhren und Instrumente zu bauen. In der 1580 verfaßten „Beschreibung eines künstlichen Newen Astronomischen Uhrwercks“ (anderer Druck, Titel 3) gab er an, sich bereits seit 24 Jahren (das führt auf 1556) mit dem Bau von Uhren und Triebwerken zur Bewegung der Planeten zu beschäftigen (Zinner, 1941/64, S. 409). Er bot verschiedenen Herrschern seine Uhren und Planetarien an, z. B. 1561 dem Herzog Albrecht von Preußen (Thielen, 1953, S. 225, Anm. 67 mit dem Verweis auf zwei Briefe von Cuno an Herzog Albrecht vom 21.1.1557 aus Berlin und 4.7.1561 aus Frankfurt), 1579 dem Herzog Albrecht V. von Bayern (Zinner, 1956/79, S. 285) und 1583 Kaiser Rudolph II., der ihm bereits 400 Kronen (von insgesamt 2000) als Anzahlung im Voraus leistete (Zimmerman, 1887, S. 173, Nr. 4566).
Mit den erwähnten zwei Briefen an Herzog Albrecht von Preußen übersandte Cuno am 21. Januar 1557 ein „itzigen iahres Prognosticon vnnd vieler Herren vnnd Potentaten reuolutiones“ (GSAPK Berlin, XX. HA, HBA (Herzogliches Briefarchiv), A4, Kasten 234) und am 4. Juli 1561 ein „Torquetum, instrumentum vtilissimum, quod Automatis“ (GSAPK Berlin, XX. HA, HBA (Herzogliches Briefarchiv), A4, Kasten 241). Am 25. Juli 1561 erhielt Cuno vom Hof die Antwort, daß „euer schreiben, daneben das vberschickte Instrumentum“ empfangen worden sei (GSAPK Berlin, XX. HA, HBA (Herzogliches Briefarchiv), Konzepte A4, Kasten 1145).
Vermutlich 1562 zog Cuno nach Frankfurt an der Oder um, denn die Berliner Wetteraufzeichnungen reichen nur bis zum 31. März 1562. Sein gleichnamiger Sohn → Jacob Cuno der Jüngere, der ebenfalls als Kalendermacher bekannt ist, gab bei dessen Kindesimmatrikulation 1569 an, daß er aus Frankfurt an der Oder stamme. Die in der Literatur anzutreffende Vermutung, daß Cuno d. Ä. erst 1571 nach dem Regierungsantritt von Kurfürst Johann Georg (1525–1598) Berlin bzw. Cölln an der Spree verlassen und dem neuen Hofastronomen → Leonhardt Thurneysser weichen mußte und unbekannt verzog (z. B. Klemm, 1976, S. 17), kann somit nicht zutreffen.
Cuno heiratete 1558 Anna Schett, was aus der Titelei der gedruckten Glückwunschgedichte von Johannes Schosser (1534–1585) und Johannes Caselius (1533–1613) folgt (Schosser/Caselius, 1558). Wann seine Ehefrau starb und er ein zweites Mal heiratete, ist nicht bekannt. Die zweite Frau war Catharina Volsecker aus Leipzig. Den einzigen Hinweis darauf liefert ein Gedicht, daß Michael Haslob (1540–1589), Professor für Poesie und Poetik an der Frankfurter Universität, anläßlich des 1575 erfolgten Ablebens von Catharina dem Witwer Jacob Cuno widmete (Haslob, 1575).
Von → Johannes Krabbe stamt die Information, daß dieser sich 1581 bei Cuno in Frankfurt an der Oder aufhielt. Krabbe schrieb in der am 30. September 1608 verfaßten Widmung für die zweite Auflage seines Buches über ein „Newes Astrolabium“, daß vor „sieben vnd zwantzig Jahren/ wie ich mich zu Franckfurt an der Oder bey dem Herrn Magistro Iacobo Cunonio dem Eltern/ seligern/ etc. auffgehalten/ beneben andern Mathematischen Instrumenten/ die ich gemeltem Magistro gemacht/ ein Astrolabium“ in Kupfer gestochen (S. ):(2a).
Zwischen dem 20. Juli 1583 (dieses Datum trägt ein Brief von Cuno d. Ä. an Kaiser Rudolph II., siehe Zimerman, 1887, S. 173, Nr. 4568) und dem 22. Mai 1584 (dieses Datum trägt ein Brief von Kaiser Rudolph II. an Cuno d. J., siehe ebd., S. 174, Nr. 4571) verstarb Jacob Cuno der Ältere. Rudolph II. erwähnte in seinem Brief an Cunos Sohn, daß „dein vatter mit thodt abgangen“ ist, was ihm Joachim Neff, ein Schwager von Cuno d. J. überbracht hatte.
Jacob Cuno der Ältere verfaßte seit 1555 Jahresschriften in Quart (für 1556). Wie zum Beispiel → Simon Titius benutzte er für die astronomischen Rechungen die auf der copernicanischen Theorie basierenden Tafeln von Erasmus Reinhold dem Älteren (Reinhold, 1551; vgl. Zinner, 1943/88, S. 270). Bekannt ist ein „Almanach für 1557 aus den newen Tabulis Astronomicis, auffs vleissigst gerechnet“, in Quart und mit 16 Blättern von Georg Hantzsch in Leipzig gedruckt (zitiert nach Zinner, 1941/64, S. 224, Nr. 2138). Damit war Cuno der erste Kalendermacher, der in Leipzig einen Schreibkalender drucken ließ (das ist zu ergänzen in Herbst, 2014b). Da einem solchen Kalender von Beginn an (siehe bei → Dionysius Sibenburger) ein Prognostikum beigegeben wurde (das von Cuno für 1557 ist überliefert) und von Cuno bereits für 1556 ein in Wittenberg gedrucktes Prognostikum nachweisbar ist (SBPK Berlin, 4“@Ok 5043, Kriegsverlust; UBSC Michigan, BF 1815.C97), kann davon ausgegangen werden, daß Cuno auch einen Almanach für 1556 verfaßt hat.
Im Prognostikum für 1556 schrieb Cuno, daß dieses sein »erstes werck« sei (S. E2b). Das Prognostikum für 1557 besteht aus 59 Blättern (Bogensignatur bis P3) und enthält überbordende atsrologische Prognostik, darunter sehr viele Nativitäten hoher Herren (Fürsten). Gelegentlich äußerte er sich aber auch autobiographisch. So schrieb er im Widmungsbrief, den er unter anderem an Sigismund, Erzbischof von Magdeburg, adressierte, daß dieser wohl noch wisse, „was ich jhme […] kurtz zuuor ehe sie kummen/ zu Halle gesagt“ (Prognostikum für 1557, S. A3b). Cuno muß sich 1556 also in Halle an der Saale aufgehalten haben. Geschrieben hatte er die Widmung in Berlin „am tage omnium sanctorum“, also am 1. November 1556 (ebd., S. A4b). An anderer Stelle erwähnte Cuno, daß er jetzt „ex Febri […] bis in die zwelffte woche laborire“ und deshalb „sehr schwach“ sei (ebd., S. A2b).

Prognostikum:
1556: Prognosticon, 4°, Druck ?, Wittenberg (UBSC Michigan, BF 1815.C97; für den am 5. September 2019 gegebenen Hinweis auf dieses Exemplar danke ich Prof. Rich Kremer, Hanover, NH)
1557: Prognosticon, 4°, Druck Georg Hantzsch, Leipzig (UB Rostock, LIIb-1141; BSB München, Phys. m. 440 w)

Titel:
(1) 1556–1557[?]: Almanach.
(1a) 1556–1557[?]: Prognosticon.
Druck und Verlag:
1556: ?, Wittenberg, 1557: Georg Hantzsch, Leipzig.
Nachweis:
Zinner, 1941/64, S. 224, Nr. 2136–2138 und S. 226, Nr. 2169. ZKAAD, 1987–1993, Teil 4, S. 310, Nr. 3821. GBV. CERL1. CERL2.
Online:
(1a) 1557 [09.11.2016].
Andere Drucke:
(1) Ratio numerandi distantias locorum in lineis, cum rectis, tum sphaericis. Wittenberg 1555. Zitiert nach Jöcher/Adelung, 1784, Bd. 2, Sp. 582.
(2) Von dem erschrecklichen Cometen/ vnd vngewönlichen Wettern/ so wir im anfang dieses lauffenden M. D. LVI. jares gesehen vnd gehört/ ein kurtzer Bericht/ gestellet Durch/ M. Jacobum Cunonem Döbelensem. Churfürstlicher gnaden zu Brandenburg Mathematicvm. Wittenberg 1556. SBPK Berlin, Flugschr. 1556/6, online [02.11.2016]. ThULB Jena, 4 Bud. Theol. 160 (25), HAAB Weimar, Aut ben Aut Cuno, J. (1), HAB Wolfenbüttel, A: 214.4 Hist. (1).
(3) Kurtze Beschreibung eines künstlichen Newen Astronomischen Uhrwercks. Ohne Ort und Jahr [ca. 1580]. Zitiert nach Zinner, 1941/64, S. 409, Nr. 5217.
(4) Brevis Descriptio Artificiosi, noui, & Astronomici automati horologici, cuius simile antehac non existit. Inventi Primvm Stvdio et industria, Magistri Iacobi Cunonis Francofordiae ad Oderam. [Frankfurt an der Oder 1580]. BSB München, Res/4 A. gr. b. 704#Beibd. 2. Online [02.11.2016]. Und in anderen Bibliotheken.

Erstellt: 02.11.2016
Letzte Aktualisierung: 06.09.2019

cuno_d._ae._jacob.txt · Zuletzt geändert: 2019/09/06 08:33 von klaus-dieter herbst